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Tschang-jii-huang (Chang-yii-huang, sonst gewöhnlich Yü-huang-shang-ti), der oberste Gott, jetzt vielfach die Stelle des T'ien-lau-ye-ye vertretend. — OAs 2280 38 4. T*ien-kiian, Türbild. (So nach mündlicher Angabe des Herrn Ghou Yüh-k'ing ; ich würde die Figur als : kia-kuan (vgl. Grube S. 94) bezeichnet haben. Cy.). Tafel. — OAs 2864 44/45 5. Kuen-kung (Kuan-hung), Gott des Krieges. — OAs 2281 55 6. Schutzgott des Hauses (gegen böse Geister), ohne bestimmten Namen. (Türbild.) OAs 2285 63 7. Die kleine Karte des Bräutigams. Größe des Originals 18,5x9 cm. — OAs 2859* 77 8. Die große Verlobungskarte des Bräutigams. Tafel. Größe des Originals 105x14 cm. — OAs 2860* 78/79 9. Die wirkliche Karte „schy-schu". Das Original 37*/jX25 cm groß. In der Ab- bildung ist nur der mittlere Teil mit dem Text wiedergegeben worden. — OAs 2861 .80 10. Braut im Hochzeitskleide. — PhOAs 176 86 11. Trauerhaus eines Vornehmen : Das Eingangstor. Die Figuren, Ehrenbogen usw. sind aus Seide und Papier gemacht. — PhOAs 177 97 12. Trauerhaus eines Vornehmen : Das Zimmer, in dem der Sarg steht. — PhOAs 179 99 13. Trauermütze, leang-kuen (liang-kun). — OAs 2253 100 14. Der hsiau-tzy bringt der Ahnentafel seines Vaters Opfer. — PhOAs 183 . . . 101 15. P l aen-tzy (P'an-tze), Helfer und Vertreter des Gottes der Unterwelt, Yen-uang (sanskr. Yama). — OAs 2277 103 16. Todesanzeige für die Stiefmutter. Tafel. — OAs 2863 * . . 104/105 17. Trauerhaus eines Vornehmen: Zweites Tor. Im Hintergrunde die Ehrentafel. — PhOAs 178 106 18. Skizze des im Texte erwähnten kleinen Bogens mit Dachziegel 107 19. Sänfte, in der die Ahnentafel beim Begräbnis dem Sarge vorangetragen wird. — PhOAs 180 110 Einleitung. s war der auch von dem Herrn Verfasser geteilte Wunsch des Museums für Völkerkunde, daß ich die Herausgabe des nach- folgenden Schriftchens übernehmen und ihm ein Geleitwort mitgeben solle. Ich bin ihm um so bereitwilliger nach- gekommen, als ich den Aufsatz auch unbesehen schon mit großer Freude begrüßt habe. Denn was wir bis jetzt von Monographien zur chinesischen Volkskunde besitzen, das läßt sich ungefähr an den Fingern einer Hand herzählen. Und doch sind sie von so großer und allgemeiner Wichtigkeit. Denn sie vermitteln durchaus nicht bloß die Kenntnis des heutigen Chinesentums mit seiner reichen individuellen Gliederung unter der ein- förmigen Decke der gemeinsamen Kultur, die doch als das Produkt eines hochzivilisierten Naturvolks schon an sich ein verlockender und dankbarer Gegenstand vergleichender Studien ist: sondern wir können an ihrer Hand auch die alte Tradition beleben, kontrollieren, mitunter berichtigen und hier und da sogar das Bild der ehemaligen Zustände nicht unwesentlich ergänzen, ja zuweilen erst verstehn. Und damit helfen sie die Grundfesten eines Baues bereiten und sichern, der vielleicht einzig in seiner Art ist. Denn da dem Chinesen Brauch und Religion fast identische Begriffe sind, so hat er von alten Zeiten her seine Staatsgebräuche und daneben auch die Sitten der verschiedenen Landesteile aufgezeichnet; daher geht seine Tradition, dank auch der Stabilität der chinesischen Kultur, in nahezu lückenloser Folge sehr weit zurück. Es ist also in vielen, vielleicht in den meisten Fällen möglich, die Geschichte eines Brauches von unsern Tagen bis in ein graues Altertum, ja bisweilen sogar bis in jene Urzeit zu verfolgen, wo er aus den natürlichen Lebensbedingungen eines primi- tiven Volkes herauswuchs. So lassen sich beispielsweise einzelne Opfer- bräuche an der Hand der gerade hier überraschend aufrichtigen chinesi- sehen Überlieferung durch die alten Rituale hindurch bis in die Periode 1 — 2 — des „wirtschaftlichen Individualismus" hinaufführen. Das ist eine Genea- logie der Bräuche, wie sie selten vorkommen wird, und ich glaube, sie muß der vergleichenden Ethnographie und ihren Verwandten fast noch willkommener sein, als dem Fachmann; es liegt also auf der Hand, wie wertvoll — als ein neuer Mitarbeiter — ein jeder solcher Beitrag ist. Haben wir somit allen Grund dankbar zu sein, wenn der Europäer in China das alte Sprichwort beherzigt: AB F*1 * A M P5 #? J u ^ ^ lw ^ 1 wen hin, juh hiang wen sah „betrittst du ein Reich, so frag' nach seinen Verboten; betrittst du ein Dorf, so frage nach seinem Brauch" — mag es auch in dieser wie in seiner älteren Form in anderer Absicht geprägt worden sein - — , so sind wir doppelt verpflichtet, wenn die Sammlung in so exakter Weise gemacht wird, wie hier: ein enges, aber dem Autor wohlbekanntes Gebiet, sorgfältige, systematische, nüchtern-sachliche Be- schreibung auch des Kleinsten, Angaben über die einheimische Tradition von der Geschichte eines Brauches, aber wenig eigne Konjekturen — kurz Beschränkung im Großen, Ausführlichkeit im Einzelnen. Denn das ist es, was der Fachmann zur Weiterarbeit braucht und was er leider so oft ver- mißt. Als ein besonderes Verdienst des Verfassers muß es dabei gelten, daß er sich ganz der Gruppierung Grub es in seinen trefflichen „Beiträgen zur Pekinger Volkskunde" angeschlossen hat, denen er auch die Anregung zu verdanken erklärt; umso bequemer hat es nun der Fachmann, die Mate- rialien in ihre Schubfächer einzuordnen. Es wäre verlockend, dies wenigstens in Bausch und Bogen gleich hier zu versuchen; doch das geht schon des Raumes halber nicht an. Es sei mir aber vergönnt, es bei einer eigenartigen Erscheinung zu unternehmen, die meines Wissens noch nicht erklärt und überhaupt untersucht, sondern nur einfach als Tatsache registriert worden ist: ich meine die Erscheinung, daß das Wortspiel bei allen, auch den ernstesten Bräuchen eine so große Rolle spielt. Das ist doch sehr auffallend, und man könnte geneigt sein, sie un- würdig oder doch kindisch zu schelten — wie das z.B. Callery (Legge, Sacred Books of the East 28, 451, Anm. 1) wirklich getan hat — auch wenn man nicht vergißt, daß wir Ahnliches haben (ixöuq!), und ich will gewiß nicht leugnen, daß dem Chinesen die Grenze mitunter verschwimmt — vielleicht wegen der lächelnden Skepsis, womit er seinen Göttern (wenig- stens den buddhistischen) gegenübersteht. Aber sollte nicht schon der konservative Charakter gerade des chinesischen Ritus vermuten lassen, daß wirs auch hier mit etwas Althergebrachtem zu tun haben? In der Tat glaube ich zeigen zu können, daß das Wortspiel in seinem Ursprünge wenigstens nicht kindisch, sondern kindlich, d. h. primitiv ist. — 3 — Ein erster und wichtigster Schritt dazu ist wohl schon, wenn man, mit Confuz zu reden, „die Namen richtigstellt'*. Der Name Wortspiel ist eingebürgert; richtiger würde es aber sein, statt dessen Rebus zu sagen — wie dies auch, aber seltener, geschieht — r und je nachdem zwischen ideographischen und phonetischen oder kurzweg Sinn- und Lautrebus zu unterscheiden. Denn beides gehört zusammen wie Stamm und Wurzel. Die Sache besteht ihrem Keri^ und Wesen nach nämlich darin, daß man die beim feierlichen Brauch (d. h. dem Ritus in dem umfassenden chinesischen Sinne) auszudrückenden Begriffe durch konkrete Gegen- stände oder durch deren Abbildungen widergibt, und zwar sind dies entweder einfache oder zusammengesetzte Symbole — wie Granatapfel für Kindersegen — , also Sinnrebus, oder Gegenstände resp. Abbildungen solcher, deren Name mit dem des Begriffes gleichlautet — wie ts'ung „Zwiebel" für ts'ung „Scharfsinn" — also Lautrebus, oder endlich, und meistens wohl, wird eine Verbindung beider Gattungen angewandt. Auf diese Weise ist es dann möglich, ganze Sätze herzustellen, z. B. durch Tor, Brödchen (po) und Baumschwamm (muh-erh) auf dem Grabe den Satz: po (men-)muh „schiebe den (Tor-)Bolzen, d. h. den Grabriegel, zurück" (Grube, Pekinger Totengebräuche, Journ. Peking Or. Soc. IV, 57). — Daß außerdem auch konkrete Wesen und Dinge, deren man bei der Zeremonie bedarf, durch ihr plastisches oder gemaltes Bild vertreten werden, kann hier vorläufig außer Betracht bleiben. Es liegt also nach Form und Mitteln eine je zwiefache Gliederung vor. Allein wie die letztern — Sinn- und Lautrebus — offenbar voll- kommen gleichwertig gebraucht werden, so ist es andrerseits ganz einerlei, ob die Gegenstände in feierlicher Handlung unmittelbar überreicht oder sonstwie gebraucht oder ob sie, entweder plastisch in körperlicher Form — wie bei der Ausstattung des Opfertisches, des Grabes u. dgl. — oder malerisch im Bilde — wie namentlich auf den 'Gewandstickereien, die uns Grube so fein gedeutet hat — , bloß für das Auge dargestellt werden: Mittel, Zweck und vermeintliche Wirkungen sind dieselben. Insonderheit ist die bildliche Darstellung, nach den häufigen Übereinstimmungen zu urteilen, eine direkte Parallele der körperlichen, während sich diese wieder schon durch den Gebrauch der Gegenstände als gleichbedeutend mit der Darreichung, der Handlung, ausweist. Es besteht nur der eine Unterschied, daß die letztere wohl in der Regel auf die Vorführung mehr- gliedriger Sätze verzichtet, soweit die vorhandenen Beispiele einen Schluß erlauben, und es vorzieht, die verbale Beziehung durch die Geberde, even- tuell in Verbindung mit certis verbis auszudrücken. Aber das bedeutet 1* ^ \' — 4 — Suiten WesensuntersehiecL denn sie verzichte* .iir^n r-kit *sf den Satz lUtfriiauut; es gibt vielmehr Beispiele zez^iz ?- S- &i fir die nichtige "iiisaciic. dato sie kurze nur aus einen Vert-cm besteie-ie Sätze bilden ,»uit» uidum sie dieses genau wie die -DarsteI>=i.E- c^rcL eiren als Laut- >ous fungierenden Gegenstand wiedergibt. Picso zwiefache Identität, die sich als LÄchstes Res:iLti; der Betrach- uuj; .T^ibt, legt uns nun meine« EracLtens schon den Schlisse! zur Erklä- •ui£ ■» di« Hände. Ich denke mir d^f Ganz der Dirge fclzendennaüen. **U ist bekannt, dal» alle Völker, je weiter zurück je mehr, bei der -*i4:&«ii «>der feierlichen Handlung der Symbole bed^rfteiL Der Chinese ■u*ou votno Ausnahme davon, und das ist umso verständlicher, als die . V vu ^»4iiN V ho (irundlage gerade hier noch so klar Zutage liegt: er hält •uv uiu Vutigen Tage Symbol und Symbolisiertes für identisch. 1 Ja die ^..^ividi'uilichr Vorliebe für das Sinnbild- die ihm im Blute liegt, erklärt s^.; M^ii'iv'Ul darauH oder doch mit daraus. da£ ihm eheiem eben alles v ..i>;c Handlung war — eine natürliche Folge des Sehamanisnius. der <\v üv bedenklichen (leisten* beseelt und so. möchte man fast sagen. v ;i l'YaMs umgesetzte Lehre von der -Tücke des Objekts- ist. — x Aar nicht ein beliebig beschaffnes, es war vielmehr ein greif- , ., 'wM pe ihohes Symbol, was die feierliche Handlung erheischte. . :*cud ;u»gangig war. Auch dies hat seine Parallelen über die v \>vic !un. und für China rauk es auf Grund der alten Riten, die •o\i\iu»Ä mauohe überraschenden Analogien gerade zu den Anschau- -..tmmei Völker aufweisen, als eine Tatsache bezeichnet werden. . ..v x». um nur ein MeiMpiel herauszugreifen, ganz wie in verwandten \ Kv UtdeuUvheu Hechts, der Vasallentum dadurch mit seinem >>imul „ormdV*' Hesitz davon, dafc ihm der König eine Erdscholle i^ivWu-uvu Karbe »eines Territoriums überreichte. Das körper- v ,,v; Uv> «st vier Ausgangspunkt. \;,.. v ^ ^< vber in einem so eng und ängstlich von Riten unispon- »*.v;u, ^u 1 e« der Chinese von jeher geführt hat. und namentlich ^ ^,u x wcudw NuUieklung zweifellos eine Menge von Begriffen und . ....vu. die iuelit ohne weiteres jener Forderung geniale also plas- v :kuU meiden konnten. Was tun? Da trat wohl eine zweite uUeuvt e4n, die der Chinese wiederum als ein Erbe der Ur- .\m-.vi\eu Völkern teilt, daß nämlich auch der Xame eines • v .i .;*'0»i\»elnM»e haut, das in Wirklichkeit hervorrufe und „ - ;/e« Wm&U »1- »• ^ Nn,ne und Wesen identisch seien. Bei- > .lv ^mm4, UoIim- Nvnt. of Ohina 212. ■■s * «< \- » ■ ... V — 5 — spiele dafür gibt de Groot an mehreren Stellen seines „Rel. Syst." (z. B. S. 90, 95, 212, 325), und man darf wohl auch die Angabe des Tso-chuan (Chin. Class. V, 48) von 705 v. Chr. hinzufügen, wonach die Opfer an einen Berg, einen Strom u. dgl. oder ein Amt vernichtet, wer dessen Namen nimmt, um ihn seinem Sohne zu geben; sie ist nicht nur meines Wissens das älteste Zeugnis dafür, sondern auch deshalb interessant, weil sie das in China alteinheimische Tabu der Namen erklären hilft. Damit war nun die Brücke zum Lautrebus geschlagen; denn es handelte sich jetzt nur noch darum, ein bekörpertes Homophon des dar- zustellenden Begriffes finden. Das ist im Chinesischen niemals schwer gewesen; man wird aber auch oftmals, und vielleicht gerade zuerst, durch etymologische Verwandtschaft darauf geführt worden sein, die sicher- lich je früher, desto deutlicher noch empfunden wurde. Bei den Worten für die scharfe Zwiebel und den Scharfsinn z. B. liegt das ja noch heute vor Augen; ts'ung (das „Scharfe, Gezwiebelte") hieß auch eines der be- rühmten Schwerter des Altertums (Sün-tze 17, 13 b ). Besonders stark mochte diese Beziehung vielleicht gefühlt werden, wo der abstrakte Be- griff eben nur deshalb den Namen eines Konkretums erhalten hatte, weil dieses ein natürliches Sinnbild für ihn war, wie ich das u. a. bei kah „Getreide" und „Glück, Wohlstand" vermute, oder wo ein Gegenstand schon als Sinnbild des Begriffes fungierte, dem er seiner Eigenschaften halber den Namen verdankte, wie z. B. wohl shi „Pfeil" = „gerade" (s. u.). In solchen und ähnlichen Fällen war ja der Sinnrebus zugleich schon ein Lautrebus, und dies mußte den Übergang sehr erleichtern. Übrigens scheint im weiteren Verlauf manches echte alte Sinnbild zum Lautrebus umgedeutet worden zu sein, wie z. B. Kastanie (Uh) und Dattel (tsao), die uralten Symbole der Frauentätigkeit aus der Zeit des wirtschaftlichen Individualismus her, die schon der Kommentator des Hia-Siao-cheng (im Ta-Tai'li-Pu-chu 2, 18 a ) recht schwächlich auf die „ehrerbietig-scheue" (Uh) und „frühe" (tsao) Tätigkeit der Frauen deutet, und die auch heutzutage z. B. bei der Brautausstattung (s. u. Kap. 3) als Wortspiele fungieren. — In jedem Fall aber glaubte man mit dem Gegenstande, den man so dar- bot, den Wesensinhalt des Begriffes zu geben, dessen Namen er teilte. l Dieselbe magische Eigenschaft wie Symbol und Name hat endlich aber auch das plastische oder gemalte Bild — das ja im Grunde auch nur ein Symbol ist. Das bezeugt außer den Angaben de Groot's (Rel. Syst. 807 u. pass., Fetes annuelles ä Emoui 638), den Bildersagen, die 1 Und daß sogar die empfangende Gottheit dieser Überzeugung war, zeigt die alte Anekdote bei Grube (Pekinger Totengebr. 26/27), wo sie Mehlköpfe (man-Pou) als Äquivalente für Barbarenköpfe (man-Pou) entgegennahm. — 6 — Hirth (Malerei in China) und Giles (Introduct. to the history of chin. pictorial art) mitteilen, und mancherlei anderem deutlich auch der Glaube, daß man ein Wesen in seinem Bilde kränken und schädigen könne. Auch dafür findet man Beispiele bei Giles und de Groot; von älteren Belegen erwähne ich hier nur die (wohl fälschlich dem Wu-yih angedichtete) Anek- dote des Shi-ki, daß dieser Kaiser mit dem Bilde Gottes ein Spiel ge- macht und es dann geschmäht habe, und die amüsante Geschichte des Chan-kuoh'ts'eh (9, 18 a ) von dem „gottlosen" König K'ang von Sung (318—286 v. Chr.), der die Statuen seiner Mitfürsten im Kloset aufstellen ließ und ihnen nach Gesicht, Armen und Beinen schoß; ein drittes wird unten gegeben werden. Auch diese Anschauung ist ja in allen ihren Formen über die ganze Welt verbreitet. So ist es denn verständlich, wie die bildliche Darstellung hat gleichberechtigt neben die körperliche treten können; der Übergang von dieser zu jener wird ja ohnehin durch die plas- tische Abbildung vermittelt. — Bei dieser Erklärung wird, wie man sieht, das Wortspiel als ein Spiel mit Worten wenigstens für die älteste Zeit ganz ausgeschaltet: es ist der ernsthafte Versuch eines kindlichen Alters, gewisse Ideen darzu- stellen. Daher kann ich auch das eingangs erwähnte abfällige Urteil nicht unbedingt unterschreiben; mag das chinesische Wortspiel gelegentlich in der Tat kindisch sein, so scheint doch auch bei den nicht rituellen — die übrigens schon ziemlich früh vorkommen — oft genug eine naive, tastende Etymologie vorzuliegen. Daß aber sonst mitunter, und vielleicht schon recht frühzeitig, der Humor dabei Gevatter gestanden hat, wie in dem ergötzlichen Beispiel bei Grube (Pekinger Totengebräuche 4), das wird keiner abstreiten wollen, der den chinesischen Charakter kennt. Mußte ja doch auch die Sprache schon, wie alle ähnlich abgeschliffnen (z. B. das Englische), unmittelbar dazu verlocken. Dies Ergebnis einer deduktiven Betrachtung wird nun auch bestätigt, wenn man der Geschichte des Lautrebus nachgeht. Schon die Er- forschung der literarischen Quellen, die man da zunächst unternehmen wird, läßt ihn uns in seiner heutigen Verwendung durch die Reihe der Jahrhunderte wenigstens bis in eine höchst respektable Vorzeit hinauf- verfolgen. Bei dem Mangel an Untersuchungen darüber ist es vielleicht willkommen, wenn ich hier eine etwas vollständigere Auswahl aus dem gesammelten Belegmaterial gebe, als sonst erforderlich wäre. Doch über- springe ich dabei die nachchristlichen Jahrhunderte als nicht notwendig zum Beweise und führe daraus nur ein Beispiel der T'ang-Zeit an, weil es eine so typische Form zeigt: nämlich einen Gürtel mit Fledermäusen aus rotem Jade — also, wie der Erklärer sagt, |£ jj(g hung-fuh „rote — 7 . — Fledermäuse' 1 , d. h. gfc Jg hung-fuh „überströmendes Glück". * Es findet sich im Ku-yüh-Vu (52, 6 a ), das überhaupt gleich dem Poh-ku-Vu-luh und dem Si-ts'ing-ku-hien gute Ausbeute gibt und noch bessere verspricht. Eine ebensolche Fundgrube ist, wie sich ja denken läßt, das „Ritual der Chou" (Chou-li), und dies führt nun direkt und ausschließlich in die vor- christliche Zeit; denn auch von seinen vermutlichen Interpolationen wird kaum eine jüngeren Datums sein. Da jedoch immer wenigstens der Ver- dacht einer solchen vorliegt, so schicke ich seine Zeugnisse den datier- baren voraus, wenn sie auch vielleicht ebenso alt sind wie die ältesten von diesen. Ich wähle folgende aus. Nach Chou-li (Ts l iu-kuan) 25, 19 a / b hat der Hu-choh-shi (|g ^fc J£) das Amt, das Wassergewürm auszurotten, indem er es durch den Klang der irdenen Trommel verscheucht oder mit glühenden Steinen wirft. „Wenn er den Wassergeist töten will", heißt es dann weiter, „so steckt er ein Stück des weiblichen ÜT^^D-Baumes quer durch einen Elefantenzahn ($k. Üf siang-ch'i) und versenkt es; dann stirbt der Geist und das Ge- wässer wird ein Hügel". (3g $ £ Ä jft^ gl] Ö 4t fe ip (= >ft, alte Lesart £, wohl = g) £ % tf jfo fr £ a gij Ä n % jgj| fä |£). Der anscheinend sinnlose Brauch wird nur sinnvoll, wenn man ihn als Lautrebus nimmt, wozu der Name des zu tötenden Wassergeistes |^ J| W&ng-siang ohne weiteres auffordert, aber der verschiedenen Lesarten wegen sind verschie- dene Deutungen möglich; die ansprechendste ist vielleicht: „den Siang austrocknen" (^ k'u = >fj§ k'u „dürr, wasserlos", cf. Tze-tien s. v.). Diesen Passus, den übrigens Premare (bei Gaillard, Oroix et Svastika 52) nicht ganz richtig übersetzt hat, mit Chu Hi für eine Interpolation des Liu Hin zu halten, liegen meines Erachtens ebensowenig Gründe vor als da- für gegeben werden, nämlich keine. Sodann erscheint dort (Tung-kuan, j$ Ji Tze-jeri) 30, 23 b der Lautrebus |3| hou „Scheibe" für ^ hou „Vasallenfürst" in dem (vom Shuoh-iven etwas abweichend zitierten) Gebet beim Bogenschießen, der zudem die vollständige Gleichsetzung von Symbol und Symbolisiertem recht hübsch illustriert Es liegt hier zugleich ein Sinnrebus vor, denn der Vasall wurde eben durch einen glücklichen Schuß auf die Scheibe zum hou (vgl. Li-ki 10 (46), 53 a und Legge SBE 28, 451, der hier vielleicht selber nicht ganz „das Ziel getroffen" hat); ob auch noch Wortverwandtschaft daran beteiligt ist, muß angesichts der altern Form Jq hou „Fürst" einstweilen dahingestellt bleiben. Jedenfalls ist es aber eine Ubergangsform. Nebenbei bemerkt, i Hiernach ist wohl die „Übersetzung" der roten Fledermaus bei Grube (Zur Pek. Volkskde. 94) zu vervollständigen. — 8 — fand diese Fürsten wähl bei dem „Teichpalaste" 01= g ts'eh-kung) statt, den man dann natürlich als den „Wahlpalast" (Jp g ts'eh-kung) auffaßte. Eine ähnliche Bewandtnis scheint es mit den Pfeilen (^ shi, ehemals wohl chik) zu haben, die nach dem Chou-li (Td'iu-kuan, j$ ffj yg Ta-sze- httan, 23, 5 b ; vgl. Plath, Gesetz und Recht 96) und, wenn ich nicht irre, auch nach Sün-tze bei Gerichtsverhandlungen eingereicht wurden, um die Geradheit (jg chih = ctiik) der Gesinnung anzuzeigen. Denn der Pfeil könnte von der Gestalt und dem geraden Fluge den Namen haben — „gerade wie ein Pfeil" ist auch eine altchinesische Redensart — und so träfen hier, wie oben erwähnt, Sinn- und Lautrebus zusammen. Sonst hat der Pfeil, wie das öfter vorkommt, auch noch andere symbolische Bedeu- tung: es wird u. a. als Einführungsgeschenk im Felde und als Sinnbild der Autorität übergeben. Auf diese Weise übertrug z. B. der Markgraf I von Wei 659 v. Chr. nach dem Tso-chuan (V, 126) einem seiner Beamten die Verteidigung seiner Hauptstadt durch einen Pfeil. Aber auch dies könnte schließlich als ein Lautrebus aufgefaßt werden, der sich auf die Bedeutung „(Truppen) ordnen" (^ shi) gründete. — Gehen wir nun zu den datierten Zeugnissen über, so bietet sich da zuerst die Bemerkung des Tsai Wo im Lun-yü (III, 21, 1), daß die Chou am Altar der Erde Kastanien (3$i lih) angepflanzt hätten, um dem Volk ehrfürchtige Scheu (^ = \% lih) einzuflößen. Nimmt man sie auch als eine persönliche Ansicht des Sprechers, so führt sie immerhin doch in die Zeit zwischen 494 und 478 v. Chr. zurück. Etwa fünfzig Jahre früher spielt dann dem Shi-ki (28, 7 a ; vgl. Cha- vannes Mem. histor. III, 428 und Shah-tien 2, 6 a ) zufolge die pointen- reiche Geschichte von dem Bogenschießen nach dem .Fuchskopf (M IS ü* sheh li-shou), das der Zauberer Ch'angHung veranstaltete, um die säumigen Vasallenfürsten wieder zu den vorgeschriebenen Hof besuchen herbeizuzwingen. Der Fuchs (|g li) hieß nämlich auch 7[\ 2jS puh-lal „der Nichtkommer" (übrigens etwa nur eine Dialektform von $£ |g! hu-li? cf. p l ei-li des Fang-yen), stellte also passend die unbotmäßigen Fürsten dar. Zugleich aber — und das gab der Sache noch mehr Salz — war li-shou „Fuchskopf" auch der Titel des Liedes, zu dessen Klängen diese Fürsten seit alters schießen mußten, und dieser enthielt wenigstens nach einem Kommentator des Ngi-li (7, 34 a ) selbst wieder ein Wortspiel: „die Nicht- kommer sind die Ersten (•§*)", nämlich zum Erschossenwerden. Die Zere- monie konnte also entweder sagen wollen: „beim Erschießen sind die Nichtkommer die Ersten", oder, wenn man hou („Scheibe" und „Fürst") für shou „Kopf" einsetzen darf: „auf die nichtkommenden Fürsten schießen", oder ganz einfach: „auf die Nichtkommer schießen". Zum mindesten liegt — 9 — aber eine Verquickung von Sinn- und Lautrebus in dem Vorgange vor, und er ist außerdem, worauf ich schon oben hingedeutet habe, für die Bewertung des Bildes in China lehrreich. Wieder hundert Jahre zurück, und wir stoßen in der Erzählung des Tso-chuan (V, 127) und des Kuoh-yü (7, 16 a der Japan. Ausg.) von dem tragischen Geschicke des Prinzen Shen-sheng, die überhaupt wertvolles Material für die Symbolisierung liefert, auf die älteste Erwähnung eines Lautrebus, der nach der Zähigkeit seiner Konservierung zu urteilen wohl noch aus viel früherer Zeit stammt und der zugleich vielleicht eine weitere Perspektive eröffnet, nämlich auf die Bedeutung des chinesischen Gürtel- gehänges. Diesem unglücklichen Prinzen gab nämlich sein Vater, als er ihn 659 v. Chr. einer Nebenfrau zu Gefallen in einen anscheinend mörde- rischen Krieg sandte, unter anderem einen Halbring (J& küeh) als Gürtelschmuck mit. Das war ein Lautrebus, aber — und darin lag eben die Perfidie des Geschenks — ein doppelsinniger, denn küeh ($£) heißt sowohl „scheiden" („trennen, brechen mit Jemand") als „entscheiden"; die Ratgeber des Prinzen erkannten nicht alle richtig, daß hier das Erstere gemeint war: „komm nicht wieder!" (^ JJl ;£ |g) # Seitdem tritt der Halb- ring in der alten Literatur ständig als Wahrzeichen dieser beiden Be- deutungen auf. „Der Kaiser tut einen Mann von sich ab durch den Halb- ring (5t ^ $g A JÖ ?&)"> heißt es bei Sün-tee (9 (27), 3 a ; vgl. Poh-hu- Vwng 2, 16 b ); er war nach den ausführlicheren Angaben des Kommentars und des Ku-yüh~Pu (62, 10 a ) der Scheidebrief zu dauernder Verbannung an die Grenze und ihn trug daher, wie er selber (Ts'u-tz-e 2, 7 b ) bezeugt, auch der verbannte Küh-Yüan am Gürtel. — Andererseits verlieh der oben erwähnte I von Wei mit dem küeh das Recht der (richterlichen) Ent- scheidung, und so bemerkt Chuang-tze (7 (21), 21 b , wenn der Abschnitt echt ist), daß die Literaten runde Kappen trügen, wenn sie sich als himmels-, und viereckige Schuhe, wenn sie sich als erdkundig bezeichnen wollten — man beachte den Sinnrebus! — und daß sie mit einem küeh am Gürtel einherspazierten, zum Zeichen, daß sie jede Streitfrage sofort zu entscheiden vermöchten (gg JJjJ Jfe ^ ^ ^g fljj ^f) — eine Gepflogen- heit, deren sonst noch im Poh-hu-t'ung (Tze-tien s. v.) gedacht wird. — Auch das Signal zur Ermordung des Liu-Pang, das Fan Tseng dem Hiang Yü beim Gastmahl durch Emporheben seines küeh zu geben suchte ($ #f fÄ 3L ijt &L 7F £, Shi-ki 7, 13 b ), war vielleicht in diesem oder dem noch stärkeren Sinne des Todesurteils gemeint, den küeh ($fc) eben- falls hat. Einem so charakteristischen Falle gegenüber drängt sich der Verdacht auf, daß er nicht der einzige sei, sondern daß der Gürtelschmuck über- — 10 — haupt bei aufmerksamerem Hinschauen in ähnlicher Weise zu sprechen beginnen werde, zumal man ihn ja nach dem Tso-chuan (V, 127) als „das Banner der Empfindung" betrachtete. In der Tat ist gleich das Gegen- teil des Halbringes, der ganze Ring, Jg huan, auch das vollendete Gegen- stück jenes etymologischen und zugleich symbolischen Eebus; denn durch ihn hieß der Kaiser den Verbannten wieder zurückkehren, (jg huan: tfi "J ] J5L $5 JÖ 3ü> Sün-tze a.a.O.)» wie er andererseits die Ein- schließung, jg| huan, einer Stadt anzeigte (jfä^ifft^Yu-yang-tsah-tsu 1, 5 b ). Aber ich glaube auch noch andere Parallelen gefunden zu haben; wenigstens bin ich nicht abgeneigt z. B. den Jjjg yüan, durch welchen nach Sün-tze (a. a. 0.) der Untertan berufen wurde, mit ^ (^|) „ergreifen, (an sich) ziehen, helfen" zusammenzubringen, und so vermute ich schließlich, daß auch der Gürtelstein 3jg kü und der JX kiu, die im Slii-king (I, 5, X, 1, 3) zum Zeichen dauernder Freundschaft geschenkt werden (1< Jüt fä #f )> a l s Vertreter von Jg kü „weilen" und \ kiu „lange" dieser Juwelensprache angehören. Das letztgenannte Werk liefert meines Erachtens noch einen anderen interessanten Beitrag zur vorliegenden Frage in einem Traume, dessen bisherige Deutung auch manche chinesischen Kritiker nicht befriedigt. In dem Liede II, 4, VI, Str. 4, wird nämlich dem König Süan (827 bis 781) gewünscht, seine Hirten möchten träumen, daß „eine Volksmenge (^ chung) zu Fischen (JB % yü) und das Banner J$|c chao zum Banner ü! yü werde", denn jenes sage reiche Jahre, dieses wachsende Bevölkerung voraus. Der chinesische Erklärungsversuch ist gezwungen und für den zweiten Teil, der übrigens auch bei der hergebrachten Deutung auf Vor- ortbanner und Stadtbanner ein Wortspiel enthalten könnte, l wenigstens im Slii-king selbst nicht begründet. Gerade dieser wird aber zu einem ein- wandfreien Lautrebus, wenn man jjfc chao, „(Volks-)Menge", eigentl. „Million" (vgl. aber | JjJ „das zahlreiche Volk" im Shu-hing) und f£ yü „Über- schuß" einsetzt, welch' letztere Gleichung durch die merkwürdige Be- ziehung dieser beiden Worte Shi-Mng II, 8, I, 5 unterstützt zu werden scheint. Also: „die Volksmenge wird noch mehr". Und wenn die Ein- setzung von g$ yü aucn f ür das JB yü des ersten Teiles wegen der vermutlichen Verschiedenheit ihrer ehemaligen Lautform etwa Bedenken erregt, so werden sie durch andere Analogien zerstreut; ich wage daher die Interpretation: |Jf chung, „die Saaten", werden ffc yü „mehr". Wie tief das Wortspiel in die chinesische Traumdeutung eingreift, ist ja bekannt. 1 Daß auch die Banner mitunter (oder öfters?) einen Lautrebus darstellen, zeigt wohl die Fahne fy wuh, die nach dem Shuoh-wen zu eiligem (^J wuh) Herbeikommen mahnte. — 11 — Ein Beispiel aus dem Li-ki (4 (8), 25 b ) würde hier ganz an die richtige Stelle kommen, wenn es wirklich aus der dort angegebenen Zeit, des Wen-wang (1122 — 1115) nämlich, stammt. Ihm schenkte also Gott im Traume neun g^ Eng, d. h., wie ich abweichend von Legge (SBE 27, 344) aus dem Satze |j| >fl; g^ jfa schließen möchte, neun Vorderzähne, und er verstand infolge eines nicht ganz deutlichen Wort- oder Sinnspiels neun Reiche darunter, sein Vater bedeutete ihn jedoch, daß neun Jahre j§£ ling) gemeint seien. Schade endlich, daß die zwei Bücher des Shu-king ff 7(c Kui-ho und ^ t£ Kia-fyo verloren sind! Sie würden uns zweifellos das vollkommene Muster eines Lautrebus aus fast derselben Zeit geben. Denn ich bin fest überzeugt, daß sie die beiden in eine Ähre auslaufenden Getreide- halme (7JC ho), deren Auffindung sie ihre Entstehung dankten, nicht bloß als ein reines Symbol, sondern wie alle späteren Erklärer mit ausführlicher Beziehung auf ^j ho „Eintracht" behandelt haben. Mögen indessen die letzten Beispiele hypothetisch sein — immerhin sind wir an der Hand der alten Nachrichten auch so schon in ein an- sehnliches Altertum hinaufgelangt. Aber hier versiegen die Quellen, und wir müssen, um vielleicht weiterzukommen, zu dem altbewährten Hilfs- mittel für die chinesische Prähistorie, der Schrift, greifen. Und siehe da, gerade sie eröffnet nun den überraschendsten Blick in eine weit vor aller Geschichte liegende Urzeit: es zeigt sich, daß der Lautrebus als integrierender Bestandteil und in ihren ältesten Dokumenten schon der chinesischen Schrift angehört. Und noch mehr: daß der Einklang vollständig werde, stehen ihm auch der Sinnrebus und weiterhin das Bild zur Seite. Daß Bilder und einfache wie zusammengesetzte Symbole verschiedner Art den einen Bestandteil der chinesischen Schrift, die Vorstellungsschrift, ausmachen, ist ja bekannt und braucht nicht erörtert zu werden; ich ent- sinne mich jedoch nicht, daß man auch schon das „Wortspiel" darin ge- funden hätte. Aber was sind die sogenannten „Entlehnungen" (jg fg kia-tsie), die jetzt die erste von den beiden Klassen der phonetischen Zeichen bilden, anders als echte und rechte Lautrebus der bekannten Art? Denn auch sie geben den Laut durch ein Bild oder Symbol wieder, wie z. B. tsuh „genügen" durch das Bild des Fußes J£ tstch, oder p'eng „Freund" durch jjg p'eng, das nicht „zwei Schalen einer Muschel" dar- stellt, wie z. B. v. d. Gabelentz (Chin. Gramm. § 136) meint, sondern zwei Kaurimuscheln als Symbol eines p'eng, d. h. eines Stranges von Kauris (als einer Art Münzeinheit), oder höh „(sich) ändern, mausern," durch das etymologisch verwandte ^ lwh „Haut", oder kern „schirmen", — 12 — desgleichen durch ^ kan „Schild" usw. usw. Und diese Entlehnungen haben, als die ersten und für lange Zeit die einzigen Ansätze zur Laut- schrift, ehedem ganz allein diesen zweiten Bestandteil der chinesischen Schrift repräsentiert, sodaß deren älteste Form in der Tat nur dieselben drei Ausdrucksformen wie die Ritualsymbolik (um die in Rede stehende Erscheinung fortan kurz so zu benennen): Bild, Sinnrebus und Lautrebus, besaß. Aber man sah allmählich ein, daß die Durchführung dieses Prinzips — dessen Entlehnung übrigens Korea und Japan den Ursprung ihrer Silbenschrift verdanken — die Schrift so gut wie unverständlich machen mußte. Daher fügte man, offenbar nach dem Muster zusammengesetzter Symbole (s. u.), ideographisch fun- gierende Bilder hinzu (also z. B. Hand zu ^f kan „Schild": ff kan „schirmen") — ein Hilfsmittel, dessen sich einmal vielleicht auch die Ritual- symbolik bedient, nämlich in dem Tore des eingangs angeführten Grube'schen Beispiels — und die „Entlehnungen" wurden mediatisiert und zu phonetischen Elementen; nur ein Bruchteil von ihnen (darunter auch die drei ersten der obengenannten) hat sich als ehrwürdiges Denk- mal der Urzeit bis in die jetzige Schrift gerettet, wenn auch das Prinzip bis auf den heutigen Tag lebendig geblieben ist. Dieser Entwicklungs- prozeß erlaubt insofern wieder einen Schluß auf das hohe Alter des Laut- rebus, als er vielleicht seine untere Altersgrenze bestimmen läßt; denn er hat möglicherweise, wenn auch ganz schüchtern, schon in der Shang- Dynastie eingesetzt, wenn man der Datierung der Vaseninschriften trauen darf. Auf alle Fälle erweist sich aber der Lautrebus als eines der wesentlichsten und fruchtbarsten Elemente der chinesischen Schrift, denn er ist der Stammvater des bei weitem größten Teiles (etwa 9 /to) ihrer Zeichen, der „lautangebenden". Diese Übereinstimmung ist aber nicht bloß prinzipieller Natur, sondern sie geht gerade bei den zwei Mitteln der Begrifl'sbezeichnung, um die es sich handelt, so sehr ins Einzelne, daß man vielleicht mit einigem Rechte sagen darf, die Schrift sei bemüht, für den Sinn- und, was wich- tiger ist, für den Lautrebus denselben Ausdruck zu wählen, wie die Ritualsymbolik. So besteht, um mit jenem zu beginnen, das Schriftzeichen ^ feng , .belehnen" in seiner ältesten Form j£ aus Erde und Pflanze darüber: eine Nachbildung entweder der „Riedgras(um- wickelten) Erdscholle" (^ j^ mao-Vu) des Ritus oder, unmittelbarer noch, der Übergabe von Halm und Ar, die auch im deutschen Rechte durch die Scholle mit daraufgestecktem Zweige symbolisiert wurde; so bildet ßf li „Paar" (alt j]j[) die beiden Hirschfelle nach, die seit grauen Tagen das Verlobungsgeschenk des Mannes waren, u. dgl. m. — Von — 13 — Lautrebus dieser Gattung kann ich u. a. nennen: ^ ho „Getreide" und „Eintracht" (j. 5ftj); 3jg lih „Kastanie" und „angstvoll" (j. 'g[); £g,£'%0tt „Scheibe" und „Vasallenfürst'* (j. beides gewöhnlich^); ^j wuh (das Bild einer Fahne mit dreiteiligem Fahnentuch), N. d. oben erwähnten Banners und „rasch" (vgl. fä huh „plötzlich"); -^ shi „Pfeil" und „schwören" (j. ^ff shi) „(Truppen) ordnen" (= Jj£ shi?) — diesen Bedeutungen liegt ebenfalls, wie der schon angeführten Funktion des Pfeiles vor Gericht, der Begriff „gerade, gerademachen" zugrunde, den das Schriftzeichen wenigstens nach dem Poh-ku-t'u-luh (14, l^ b ) schon auf einem Shang-Gefäße bezeichnen soll; dann j\ sheng N. e. Getreide- maßes und „emporsteigen" (moderner |Sg) und ^ (alt §*}, zerbrochner Ring und Hand) Jcüeh, das ursprüngliche Zeichen für „ H al b r i n g" (j. J^) und „trennen", „entscheiden" (j. •$£ u. dgl.; s. o.), das besonders inter- essant ist, weil es in der hinzugefügten Hand die Geberde, die Hand- lung scheint ausdrücken zu wollen. Dem analog ist z.B. die Zusammen- setzung des Sinnrebus Jg ts'ü „nehmen" aus Ohr und Hand — eine graphische Wiedergabe der Sitte, daß man dem gefangnen wie dem er- schlagenen Feinde das linke Ohr nahm, um es als Siegeszeichen im Ahnentempel darzubringen (Shi-king III, 1, VII, 8; Tso-chuan V, 352, 182, 206), vermutlich, weil man dadurch (das Ritual bewahrt einen gleich- artigen Fall!) bei den Ahnen freundliches Gehör erbitten wollte. — End- lich weisen etliche Gefäße der Chou-Dynastie auch das wohlbekannte Bild der Fledermaus (fuh) als Schriftzeichen für fuh „Glück" auf (vgl. Si-ts'ing-ku-Men 16, 16*; 24, 14 b und besonders 32, 13 b , wo es zweifellos ein Schriftzeichen ist). Denselben Anschluß an die Ritualsymbolik, der hier so klar vor Augen liegt, treffen wir auch bei den „lautangebenden" Zeichen wieder: hier scheint die Rücksicht auf die symbolische Beziehung, in der die ver- schiedenen Begriffe zu einander standen, bei den ideographischen so gut wie bei den phonetischen Elementen oft genug die (meist nicht kleine) Konkurrenz aus dem Felde geschlagen zu haben. Nur deswegen wohl erhielten z. B. — um nur je ein Beispiel zu nennen — jjg fuh „Fleder- maus" und fg fuh „Glück" dasselbe Phoneticum, oder gg ming „Vertrag" — der mit Blut geschlossen wurde — ursprünglich den Radikal Blut (eigentlich das Bild einer blutgefüllten Opferschale). 1 Bei manchen dieser 1 Es ist interessant, zu beobachten, wie dies Prinzip offenbar noch heute fortwirkt. Man findet in dem nachfolgenden Aufsatz mehrere Beispiele dafür, daß der unortho- graphische Schreiber dasjenige Zeichen als phonetisches Element gewählt hat, dessen Begriff und Laut durch das Wortspiel ausgedrückt werden sollte. So schreibt er z. B. (Kap. 3) ^ kao „fett" statt ^ kao „Kuchen", weil diese Kuchen ~|fjj kao „hoch" be- — 14 — lautangebenden Zeichen (wie vielleicht gerade bei dem letzten) kann man überhaupt im Zweifel sein, ob sie von Hause aus in diese Klasse gehören und nicht vielmehr symbolische Zusammensetzungen der eben geschilderten Art sind, deren einer Teil aus etymologischen Gründen nur zugleich den Laut andeutete, wie dies etwa bei Jfä (Ohr und Pfeil) ch'i „das Ohr mit dem Pfeile durchbohren", sozusagen Einen „pfeilen" (eine Strafe des Kriegsrechts), oder bei $Jf (Blut und Ohr) erh (u. a.:) „mit Blut (vom Ohre des Opfertieres) beschmieren' 4 u. a. m. der Fall zu sein scheint. (Das letztgenannte könnte übrigens vielleicht einen Lautrebus der Ritual- symbolik wiedergeben). Aber sicherlich haben sie und ihresgleichen den Anlaß und Übergang zur Bildung dieser Zeichenklasse dargeboten. Wo aber noch das Lautzeichen soviel von der Vorstellungsschrift enthielt, daß es neben, ja über der Aussprache noch die Ideenreihe mit- teilt, die man gleichzeitig hineingeheimnist hat, da kann es nicht Wunder nehmen, wenn die Schrift einen ungleich tiefern Inhalt hat, in ganz anderer Weise beseelt und sinnschwer ist, als 'anderswo. In der Tat spricht dem Chinesen die seinige nicht so sehr zum Ohre, als unmittelbar zu Geist und Phantasie; das Schriftzeichen ist ihm noch immer ein Rebus — den er freilich oft in wunderlicher Weise auflöst — , denn es ist ihm ein Bild.. Das sagt ein chinesischer Autor, den Giles (Introduct. 1) leider ohne Namensnennung anführt, und ähnlich das Poh-ka-t'u-luh (9, 30 b ) mit dürren Worten. Darum besitzt es denn auch die Eigenschaft des Bildes, die Realität dessen hervorzurufen, was es darstellt. Der Glaube an diese seine Zauberkraft wird durch mehrere Beispiele bei de Groot (R. S. 127, 130, 326) hinlänglich bezeugt und spricht sich besonders charakteri- stisch in dem von Davis, The Chinese II, 215 mitgeteilten Verfahren chinesischer Arzte aus, die in Ermanglung der Arznei das Rezept ein- geben; auch die Ehrfurcht der Chinesen vor beschriebenem und bedrucktem Papier wird darauf zurückgehen. 1 Steinthal hat also schwerlich recht, wenn er in seiner „Entwicklung der Schrift" (S. 82) den Ursprung der chinesischen in dem Drange findet, philosophische Ideen ausdrücken. Damit ist der letzte Ring in die Kette der Übereinstimmungen gefügt, die auch die Schrift als vollkommenes Gegenstück mit den verschiedenen Formen der Ritualsymbolik verbindet. Und von hier aus fällt nun ein helles aufklärendes Licht auf den ganzen Zusammenhang. Denn wie in der Beleuchtung eines Scheinwerfers tritt jetzt eine Tatsache hervor, die bisher von verdunkelnden Nebenerscheinungen im Schatten gehalten wurde: deuten sollen. Mir scheint das eine nicht üble Bestätigung meiner obigen These zu sein. 1 Beispiele dafür auch im Verlauf der nachfolgenden Arbeit. — 15 — die bildliche Darstellung bei der Ritualsymbolik ist ja in der Tat nichts anderes als eine Schrift, eine Bilderschrift! Oder brauchts der Beweise? So erinnere ich bloß an die mexikanische Bilderschrift die gewiß unbestritten — und mit Recht — für eine solche gilt und doch nur in ihrem, zudem wohl nur für Eigennamen verwerteten Sinn- und Laut- rebus (wofür Beispiele in Wuttke's Gesch. d. Schrift L 215 f.. Taf. 26). die Stufe dieser chinesischen erklommen hat: denn im übrigen gibt sie. wenn auch im Einklang mit dem Charakter der einverleibenden Sprache, die Vorstellung unzerlegt durch ein einziges Bild wieder. 1 Ganz anders die chinesische Form. Zwar scheinen sich auch hier wohl noch Spuren dieser älteren Phase, zu finden, aber das sind offenbar rudimentäre Reste: denn darüber hinaus besitzt sie wohlentwickelt und von alten Zeiten her die wesentlichen Merkmale einer echten Schrift, die nicht mehr bloß deutbar, sondern die lesbar ist: der Gedanke ist in seine einzelnen Momente aufgelöst und. was mehr ist. der Laut wird in ausgedehntem Maße und gerade beim Ausdruck des verbalen Elements berücksichtigt. Da nun aber die körperliche Darstellung, von der jene bildliche ohnehin nur eine auf die Fläche übertragene Parallele ist. und bis zu einem gewissen und nicht geringen Grade auch die eigentliche rituelle Handlung diese Eigenschaften mit ihr teilt, so müssen wir folgerecht auch diese als eine Schrift bezeichnen; wir dürfen also sagen: die durch Gegenstände wirkende (oder körperliche) Ritualsymbolik ist eine körperliche oder Gegenstandsschrift. Das mag^ zunächst paradox erscheinen. Aber ich glaube, die Er- klärung liegt nicht fern und sie beantwortet mindestens für einen Teil der Fälle zugleich die Frage, die sich wohl aufdrängt, warum überhaupt die feierliche Handlung ein körperliches Symbol verlangte. Ich denke, es kommt wenigstens mit daher, daß ein solches das einzige Hilfsmittel eines 1 Nachträglich und leider zu spät, um es noch zu verarbeiten, finde ich, daß man den Rebus schon als eine Bilderschrift bezeichnet hat: so Tylor, Urgesch. d. Menschh., übersetzt von H. Müller, S. 119 ff., wo auch ein weiteres Beispiel des mexikanischen Sinn- und Lautrebus, und Och mann (im Programm des katholischen Gymnasiums zu Oppeln 1861). Ich kann mich dieser Bestätigung freuen, und umsomehr. als der letztere auch ein Beispiel davon gibt, daß derselbe Rebus körperlich und graphisch dargestellt wurde. Auch für den Rebus bei der Traumdeutung findet man dort eine Parallele aus Alexanders des Großen Zeit. — Nach Beginn des Druckes bin ich ferner von meinem Freunde Dr. Lauf er ^Columbia Univers.) auf die Abhandlung von Chavannes über den Symbolisme du decor chinois (Journ. Asiat. IX. Ser. 18, S. 193—233 aufmerk- sam gemacht worden, die im Ganzen denselben Stoff behandelt. Der Raum verbietet auf ihren reichen und interessanten Inhalt einzugehen, ich möchte also nur bemerken, daß sie die Erscheinung tauch des rebus und calembour) von der psychologischen Seite betrachtet und sich so mit meinem Gedankengange und seinen Ergebnissen nicht berührt. — 16 — schriftlosen Volkes war, Nachkommen oder Abwesenden eine Mit- teilung irgend welcher Art — Nachricht, Wunsch, Bitte, Befehl u. dgl. — zu übermachen, mit einem Wort: eine Urkunde auszustellen. Denn das war doch bei einem Teile der Riten, vor allem bei den wichtigen Rechts- bräuchen, der Selbst-, bei anderen wenigstens ein Nebenzweck. Ein hand- greiflicher Beweis für diese Schrift vor der Schrift ist namentlich die schon öfters erwähnte Erdscholle der Belehnung; denn sie mußte von dem Belehnten dem Hauptaltare seines Landes eingefügt und so auf- bewahrt werden 1 , war also ein „Wahrzeichen" ganz im Sinne des deutschen Rechts, wo sie (vgl. Grimm, Deutsche Rechtsaltert. (1828) S. 110) eben- falls als gerichtliches Dokument gegeben und vorgewiesen wurde. Wenn Grimm jedoch bei dieser Gelegenheit meint, die Symbole seien nicht ein bloßer Ersatz der schriftlichen Aufzeichnung, weil sie sonst nicht neben dieser würden fortbestanden haben, so ist gegen die Begründung wohl zu erinnern, daß es sich um einen altheiligen Gebrauch handelte. Übrigens entsinne ich mich, bei einem chinesischen (?) Autor gelesen zu haben, daß der Besitznachweis durch ein konkretes Symbol in China später von der geschriebenen Urkunde abgelöst worden sei; leider kann ich aber die Stelle nicht mehr finden. Ist diese Erklärung richtig — und ich darf mich dabei auf eine Autorität wie Wuttke (1. c. I, 60) berufen — , so ist damit auch die Frage gelöst, welcher Art das Verwandtschaftsverhältnis zwischen Schrift und Ritualsymbolik ist. Denn daß ein solches vorliegt, ist nach dem Bisherigen wohl außer allem Zweifel; es handelt sich nur um die Be- stimmung der Anciennität. Diese also muß der Ritualsymbolik zu- gesprochen werden. Das ist ja auch, wenn man schon deren eingangs dargestellte Entwicklung nicht gelten lassen wollte, an und für sich so wahrscheinlich, daß es eigentlich keines Beweises mehr bedarf; ich will indessen dafür anführen, daß die figürliche Schrift auch anderswo eine Tochter der Bilderschrift ist, und daß diese wieder für die jüngere Nach- folgerin der „redenden Gegenstände" des Schriftanfangs und weiterhin der „mahnenden" Gegenstände der schriftlosen Zeit gehalten wird (Wuttke 1. c. I, 141 ff., 58 ff.). Gerade zu den letzteren gehören aber die körper- lichen Symbole des chinesischen Brauches. Sogar ein Einwand dagegen, den die Ritualsymbolik selber zu suggerieren scheint, stellt sich bei ge- nauerem Zusehen im Gegenteil als ein indirekter Beweis dafür heraus. Sie bedient sich nämlich auch der Schriftzeichen, obwohl in so ge- i Ebenso nimmt der landflüchtige Chung Erh um 650 v. Chr. den Erdkloß, den ihm ein* Bauer gibt, als Zeugnis dafür mit (^ ;£,), daß ihm der Himmel das Land gibt: Tso-chuan V, 186. — 18 — de Lacouperie und de Harlez, doch zum Teil aus andern Gründen und keineswegs überall in Übereinstimmung mit ihnen, zu der Ansicht daß die Hexagramme Wörter bedeuten, also alte Schriftzeichen sind, und diese aus der Knotenschrift abzuleiten würde vielleicht schon ihre eigen- tümliche Form empfehlen. Allein daß auch nur eines davon irgend etwas mit irgend einer Form der chinesischen Schrift zu tun hätte, dafür ist meines Erachtens schlechterdings kein Beweis zu bringen — wohl aber für das Gegenteil! — und es ist umso unwahrscheinlicher, als bei fast einem Fünftel davon ein Zeichen je zwei Wörter bezeichnet. Wir hätten es also bloß mit einer Parallelform der chinesischen Schrift zu tun. Das ist nichts Auffallendes; in China hat es von alters- her Provinzialschriften, gewissermaßen Schriftdialekte gegeben, wie das z. B. für den Ausgang der Chou-Zeit ausdrücklich konstatiert (Faber, Prehistoric China 7, Shiwh-wen 15 A, 10 a ) und durch einige besondere Charaktere bei K'üh Yüan und Chuang-tze wohl auch bestätigt und für die vorhergehende Periode durch die oft ganz heterogenen Varianten des- selben Zeichens, vielleicht auch durch die „Tafel des Yü u und die Auto- chthonenschriften sehr wahrscheinlich gemacht wird. Warum sollten also nicht auch in ältester Zeit zwei Schriftsysteme derart nebeneinander be- standen haben? Hängt das Tih-king wirklich mit der Knotenschrift zu- sammen, so könnte gar der Verdacht rege werden, sie habe eine besondere Bedeutung für die ersten Chou, also für Nordwest-China, gehabt; denn diese haben ja jenes wenn nicht geschaffen, so doch in die heutige Form gebracht. Aber das als reine Vermutung beiseite; jedenfalls leuchtet ein, daß die Existenz einer Parallelschrift nicht auf die behauptete Entstehung der jetzigen Schrift präjudizieren würde. Dabei könnte sogar eine Beein- flussung ruhig zugestanden werden, und ich möchte sowieso nicht apriorisch- einseitig behaupten, daß die Schrift ganz ausschließlich der .Ritual- symbolik entsprossen sei: weist doch z. B. das Schriftzeichen [eJ,[p] hui „zurückkehren" als ein Bild des Mäanders auf die Mitwirkung der Orna- mentik hin, und eine Form wie j|, kien „sehen" — Auge und zwei wohl die Tätigkeit andeutende Striche, angeblich Beine — weckt neben der in- dianischen Geberde (Wundt, VölkerpsychoL I, 1, 211) die Vermutung, daß auch die Geberdensprache ihren Anteil fordern dürfe. Denn die Schrift hatte ja schließlich noch andere Ziele als die Bitualsymbolik. — Jedenfalls würde aber die Entstehung einer solchen aus den Quippu ein willkommenes Gegenstück zum vorliegenden Falle bilden; denn die Knoten- schrift ist ja der Bitualsymbolik auch darin parallel, daß sie eine Gegen- standsschrift ist. Gut fugt sich hier endlich ein lehrreiches Beispiel an, wie sich aus — 19 — dem feierlichen Brauch eine Bilderschrift entwickeln kann, wie dieser also gerade durch seine körperlichen Symbole zur bildlichen Nachahmung, zur Übersetzung in die Bilderschrift reizt — ich meine die Bilder zum Sachsenspiegel, die Grimm (DRA. S. 202 ff.) beschreibt. Den Text begleitend, streben sie seinen Inhalt durch Bilder wiederzugeben und be- dienen sich dabei einer Ausdrucksweise, die für das Wesen der Bilder- schrift höchst interessant, aber hier nicht eingehender zu berücksichtigen ist. Worauf es hier ankommt ist, daß sie die symbolische Handlung mög- lichst durch das dabei gebrauchte Symbol — wie die Landübergabe durch das Rasenstück mit eingestecktem Aste — bezeichnen und andererseits neben diesem Sinnrebus auch den Lautrebus — wie z. B. durch die Biergelte für den Biergelden — pflegen. Die Analogie mit China springt in die Augen, und ich denke, daß sie nicht ohne Be- weiskraft ist. — Nach allem Angeführten glaube ich nicht zu irren, wenn ich den Satz aufstelle: die körperliche Ritualsymbolik (mit Einschluß aller etwaigen andern Mitteilung durch Gegenstände) ist eine ältere Stufe oder, wenn man lieber will, eine Vorstufe der heutigen chine- sischen Schrift, und zwar ist diese das jüngste Glied einer Entwicklungsreihe, die sich folgendermaßen darstellt: 1. Rituelle Handlung 1 o -rr» t -u t\ ±~ii ~h Gegenstandsschrift. 2. Körperliche DarstellungJ ö 3. Bildliche Darstellung: Bilderschrift. 4. Figürliche Darstellung:. Wortschrift. Denn diese letztere mag immerhin noch Zuflüsse aus anderen Quellen empfangen haben, wie sie sich auch selbst wieder in die mannichfach ge- kreuzten anderen Aste hineinverzweigt: aber Ursprung (im ältesten Sinne), Hauptstrom und Richtung hat ihr die älteste Form gegeben, weil schon dieser die allen charakteristische Dreiteilung in Bild, Sinn- und Lautrebus und damit der Übergang zur Lautschrift angehört. Man wird daher die Darlegungen Steinthals (bes. I.e. 92 f.) über die Entwicklung der chine- sischen Schrift auf sie übertragen müssen, und das ist umso leichter, als sie sich — eine erfreuliche Bestätigung! — mit den meinigen über die Ritualsymbolik ceteris paribus im Allgemeinen decken, wenn nicht gar die letztern die psychologische Begründung des gewaltigen Schrittes von der Vorstellung zum Laut verstärken oder vielleicht erst hinzufügen. So hat sich also, wenn meine Schlüsse richtig sind, das horizontale Nebeneinander der heutigen Erscheinungen in ein vertikales Nacheinander verwandelt, und damit ist die Aufgabe gelöst, die ich mir zu Anfang ge- stellt hatte, das „Wortspiel" als den Notbehelf einer kindlichen Zeit zu 9* 20 — .•rw»M*«*n. Dif»<* in Verbindung mit dem andern Ergebnis drangt mm wieder Krisen und Folgerungen auf. von denen ich indessen nur die hauptsäch- lichsten hier skizzieren kann. Zunächst: wenn insbesondere der Lautrebus so alteingewurzelt ist- wie er sich gezeigt hat. so liegt die Verrautang naher daß er auch in der filteren und ältesten Literatur einen stärkeren Niederschlag hinterlassen habe, als man bisher wohl annimmt» Beispielsweise könnten vielleicht, ganz abgesehen von den Ritualbüchern, die Lieder des Shi-king von diesem Punkte aus eine neue Beleuchtung erhalten, dann, namentlich auch die „Elegien von Tstt\ die ja so schon eine Fundgrube des Symbolismus & t>'dn-chH ju-ih „Graues Haar und Alter nach Wunsch"; oder diu- Mäander Jini) hat neben der symbolischen Bedeutung „Güte" (Ku~ t/ah't'u-p*i *>, lo* und sonst), die er als angebliches Symbol des Donners. iI.ho Helens, also Segens gewonnen hat, auch die oben erwähnte lautliche „wntdei Lehren" (v»i. KorLe, lUüten ehines. Dichtg, 64, Textausg. 22 b ). Da. iml litulH-h riunosische Deutungen; aber es kommt ja in der Tat •im h um hl diticiui" an, wie das Ornament wirklich entstanden ist — also .u,i .u. .im Kionzu^nntle, \\ io sielleicht der chinesische Mäander — . :>ni.li-iii wrhlnn lie^iill imiii damit verbunden hat. Hier haben die chine- .... h... kiiii.alu.iiouL"! »tJion tüchtig vorgearbeitet; ihre Forschungen im .!.....!• /um luiNilo.jiun iiai:li^c|)ilii't und erweitert werden, und ich vermute, i„i, .,,- i, ,i;iiici ui.un Uu.j liedeutsaiuü »erade für die älteste Ornamentik ini'1» i» < 1 1 1. hinilM.lt Ui>h n h iiui h ;iul die Schrift selber hinweisen. Ihre i.„. , ,i hm»,-. .<»ii «In. hi (iiuiullagc aus müläte meines Erachtens inter- .... Li, hni.i- nhi>i diu Komposition ihrer Zeichen und damit wohl ... , .,•).... vl.4Uii.1i /.ui Koioitm s «ItJi Kulturgeschichte des prähistorischen » .i /....,,:.. io». hin. Abci iii:i'*du ihr diese haben wir wohl auch jetzt , ,, ..hu/«.. lli^ulUt iii:woiiijeii. Denn wenn ich recht habe mit l t ,\ t : .■■iui. # ;».ii, jo **t die c.ftuMs.'UHche Schrift im Lande selbst — 21 — entstanden und erwachsen, und damit fällt eine Hauptstütze der ohnehin schwach begründeten Theorie (Lacouperies und seiner Anhänger) von der Abstammung der Chinesen aus Baktrien: nämlich der babylonische Ursprung der chinesischen Schrift. Mit dieser Ankunft bei der Urzeit bin ich denn wieder an meinem Ausgangspunkte angelangt Es hat sich gezeigt, wie die chinesische Tradition einen Brauch in lückenlosem Zusammenhang von heute bis in graueste Vorzeit hinein zu verfolgen erlaubt, und wohl auch, welchen Wert sie für die allgemeine Forschung hat — findet doch, um aus Mehrerem Eines herauszuheben, die (erst noch zu schreibende) l Geschichte des Rebus viel und altes Material darin. Und dabei ist doch nur eine einzige der Anregungen ausgenutzt, deren ein Werk wie dieses so manche enthält — Beweises genug, deucht mich, für den Nutzen einer Arbeit, wie die nachfolgende ist. Es erübrigt noch, von meiner redaktionellen Tätigkeit Rechenschaft zu geben. Da muß ich vor allem ein Wort der Erklärung und Recht- fertigung über die Anmerkungen sagen, die ich mir hin und wieder beizufügen erlaubt habe. Es war ursprünglich bloß meine Absicht, die Drucklegung des Textes in die Wege zu leiten und zu überwachen. Allein bei der genaueren Durchsicht zu diesem Zwecke ergab sich, daß nament- lich die allgemeinen — geschichtlichen, mythologischen u. dgl. — Angaben, mit denen der Herr Verfasser in so dankenswerter Weise sein Gemälde der heutigen Sitten grundiert hat, gelegentlich kleine Berichtigungen und Zusätze nötig machten. Das ist ja gar nicht anders möglich bei einer Arbeit, die in China geschrieben ist, wo man so schmerzlich fern ist von den Hülfsmitteln und Anregungen der europäischen Wissenschaft, ohne darum doch immer die einschlägigen chinesischen Werke in der Nähe zu haben. War nun diese Notwendigkeit einmal gegeben, so lag die Ver- suchung nahe, dem ausgesprochenen Streben des Autors nach geschicht- licher Perspektive noch weiter Rechnung zu tragen, auch dort, wo er selber darauf verzichtet hatte. Ich habe dieser Versuchung meistens kräftig widerstanden, wo ich ihr aber doch erlegen bin, da handelt es sich wohl nur um Fälle, die mir aus irgend einem besondern Grunde, sei es der Verständlichkeit, sei es namentlich hoher Altertümlichkeit wegen, einen Hinweis unmittelbar zu fordern schienen, der dann aber, wie alle übrigen, mit einer ganz knappen, auszugartigen Form zufrieden sein mußte. Ist dies ein Übergriff, so darf ich doch vielleicht deshalb für Indemnität i Denn Friedreich's „Gesch. d. Kätsels" genügt doch wohl nicht mehr. — 22 — plädieren, weil ich durchaus nur im Sinne des Herrn Verfassers gehandelt zu haben glaube, dem ich mich im übrigen für die Belehrung im Texte und die Anregungen, die er mir gegeben hat, zu großem Dank ver- pflichtet fühle. Dafür habe ich es mir andererseits in der Regel versagt, die Parallelen aus den Sittenschilderungen anderer Teile Chinas hinzuzufügen, obschon sie ja vielleicht nicht unwillkommen gewesen wären; aber der Text würde unter allen diesen Zusätzen erstickt sein. Ebenso habe ich mich — nur mit zwei Ausnahmen, wenn ich nicht irre — an die Deutung der Wortspiele nicht herangewagt, wenn sie mir auch zuweilen nicht ganz überzeugend erscheinen mochten. Denn es zeigt sich wohl, daß sie auch hier, wie in Peking (vgl. u. a. das beiden gemeinsame Beispiel Kastanie (lih-tze, alt lit) = Kinder bekommen (lih tze, alt lip tze)) bis zu einem gewissen Grade von der Mundart abhängig sind — ein Zeugnis übrigens, daß der alte Stamm noch immer neue Zweige hervortreibt. Die Mund- art dieses Teiles von Schantung, obschon sie bei manchen interessanten Abweichungen dem Kuan-hua sehr nahesteht, ist mir doch zu unbekannt für ein solches Wagnis. Das hat auch bei einem andern und nicht gerade dem kurzweiligsten Teile meiner Tätigkeit einigermaßen mitgesprochen: bei der Richtigstellung der chinesischen Orthographie. Der chinesische Text ist, wie man sofort erkennt, von einem Chinesen mittleren Bildungsgrades geschrieben und in- folgedessen nicht ganz rein von vertauschten, also unorthographischen Zeichen. Man kann ja nicht klagen, daß man in China nach dieser Richtung hin verwöhnt würde: der Kutscher, der Koch, die Geschäfts- leute u. a. sorgen mit ihren Abrechnungen und sonstigen Literatur- produkten dafür, daß man diese Nüsse knacken lernt. So interessant aber solche Entgleisungen, denen ja schließlich ein nicht unbedeutender Bestand- teil des chinesischen Zeichen-, also Wortschatzes das Leben verdankt, in kulturgeschichtlicher Beziehung auch sind (s. S. 10), so können sie doch recht störend werden, wo es sich, wie hier, auch um minder gewöhnliche termini technici handelt und überdies die Zeit beschränkt ist. Und hier konnte mir eben die Transkription nicht immer helfen, weil sie die Mund- art wiedergibt. Daher habe ich nicht alle diese „Entlehnungen" zu ent- rätseln vermocht; solche Fälle sind aber durch Noten oder Fragezeichen deutlich gekennzeichnet. Dieselbe Unkenntnis des vorliegenden Dialektes zwingt mich leider, dem Herrn Verfasser die Verantwortung für die Trans skr iption zu über- lassen, die wohl nicht immer konsequent ist. Überhaupt ist es schade, daß er gerade die Mollen dorffische gewählt hat; denn bei ihr kommen — 23 — die feinern Lautunterschiede (z. B. zwischen alten und neuen Palatalen) gar nicht zur Geltung, wie sie denn überhaupt etwas unbehülflich ist. Mit aus diesem Grunde habe ich in meinen eignen Zutaten, diese Ein- leitung mitgerechnet, eine mir geläufigere andere angewandt, die sich im All- gemeinen der Wade'schen anschließt, aber in Einigem — der Beibehaltung von k, h, 8 vor hellen Vokalen und der Markierung der ehemaligen harten Auslaute durch h — der geschichtlichen Entwicklung ihr Recht zukommen läßt. Schon mit Rücksicht auf die Dialektforschung wäre es sehr zu wünschen, daß die Bestrebungen um eine einheitliche Wiedergabe des Chinesischen erfolgreichen Abschluß gewönnen. A. CONBADY. Vorwort. vorliegende Arbeit verdankt ihre Entstehung einem Wunsche es Herrn Professor W. Grube, den er in seinem vortrefflichen Perke „Zur Pekinger Volkskunde" (Berlin 1901) ausspricht, daß an sich nämlich mehr dem Studium des chinesischen Volkstums zuwenden solle. Auch ich habe es oft bedauert, daß diesem so wenig In- teresse entgegengebracht wird, aber andere berufliche Arbeiten binderten mich bisher selber auch daran, mich intensiver diesem Studium zu widmen. Seither habe ich nun etwas Zeit gefunden, und eine Frucht meines Studiums bringe ich hiermit zur Veröffentlichung. Wie mich selber der Stoff mit jedem Tage mehr interessiert hat, so möchte ich durch diese Arbeit auch Anderen, besonders meinen Herrn Confratres, die mehr als andere Gelegenheit haben, das Volk kennen zu lernen, Interesse am Studium des Volkstums einflößen. Ich habe meine Arbeit „Volksgebräuche im südlichen Schantung" be- titelt. Ich selbst bin nämlich nur im südlichen Schantung, d. i. in den Oberpräfekturen ^ fi\ ffö Jen-tsc)iou-fu, fTf W ^f I-tschott-fu, f ||{|f Ts'au- tschou-fu, und gtf ^ ji\ I&ning-tschou naher bekannt Jede Provinz, ja fast jede Stadt hat aber manche nur ihr eigene Gebräuche, wie auch der Chinese sagt: +Jl'£|tj]fö"Sü..^lö]Bfi scky-Ii ptt tfung-sü, pei-li pu tHwg-hua „auf zehn Li sind die Sitten nicht gleich, auf hundert Li ist die Sprache verschieden". Während Herr Professor Grube es sich zur Aufgabe gestellt hat, mehr die Sitten der vornehmsten Kreise, der Mandarine und des kaiserlichen Hofes zu schildern, glaubte ich, daß es für die Kenntnis des Volkstums auch von Wichtigkeit sei, die Sitten des Mittelstandes kennen zu lernen. Ich habe deshalb in folgendem solche ins Auge gefaßt, die ca. 100 Morgen (— tg }& i-tsch'ing-tj) oder ein ähnliches Vermögen besitzen. Einige kurze Vorbemerkungen über die Einteilung des chinesischen 25 — Jahres sowie die Bauart chinesischer Gehöfte, soweit sie zum Verständnis des Nachfolgenden von Wichtigkeit sind, möchte ich für solche, die mit chinesischen Gebräuchen weniger bekannt sind, vorausschicken. 1. Der Chinese rechnet mit dem Mondjahre (Lunisolarjahr). Der Monat ist ein Mondmonat, von einem Neumond angefangen bis zum Beginn des neuen Neumonds. Der Jahresanfang hat seit der ältesten historischen Zeit mit jedem neuen Herrscherhause gewechselt, seit der Han-Dynastie (206 v. Chr.— 221 n. Chr.) * wird er aber in jenem Monat gefeiert, innerhalb dessen die Sonne in das Zeichen der Fische eintritt und zwar an dem Tage, wo die Sonnenbahn genau 60 Grad von dem Wintersolstitium ent- fernt ist. Weil sie aber gegen den 19. Februar er. in das Sternbild der Fische eintritt und der chinesische Monat nur 29 oder 30 Tage zählt, so fällt das Neujahr jetzt in den Zeitraum vom 20. Januar bis zum 19. Februar. Das ganze Jahr teilt der Chinese in 24 gleiche Teile (fjjsjj tschie- tschi) ein. Da die Sonne nun, um ein tschie zu durchlaufen, im Durch- schnitt 30,44 Tage gebraucht, die Zwischenzeit zwischen zwei Neumonden aber durchschnittlich nur 29,53 mittlere Sonnentage beträgt, so entsteht eine Differenz, die durch den gg fl yun-yeh Schaltmonat ausgeglichen wird. Alle 19 Jahre zählt man 7 Schaltjahre. Gewöhnlich unterscheidet man 12 Monate im Jahre, im Schaltjahre aber 13, zu je 29 (>J> ||; siau- tschin) oder 30 Tagen (^ fj; ta-tschiri). Das ganze Jahr zählt demgemäß gewöhnlich 354 oder 355 Tage, das Schaltjahr aber 383 oder 384. Die Namen der tschie-tschi sind folgende. (Ich habe ihnen die ana- logen Zeichen unseres Tierkreises gegenübergestellt.) 1. iL ^ li Pschun Frühlingsanf an g 5. Febr. 2. j|j ?JC j yü schui Regen Fische 19. r . 3. ü §£ | tsching tschy Aufwachen der Insekten 5. März 4 ^ # ! Pschun fen Frühlingsequinox Widder 20. „ 5. ? nf 9J i Vsching ming Klares Licht (klar u. hell) 5. April 6. mm ku-yü Getreideregen Stier 20. „ 7. AM li hsia Sommeranfang 5. Mai 8. >j* m siait mang Saatwuchs Zwillinge 21. „ 9« ' 2r Ä j mang tschung Saat in Ähren 6. Juni 10. wm hsia tschy Sommersolstitium Krebs 21. „ 11. >b H siau schu Gemäßigte Hitze 7. Juli 12. *# ta schu Große Hitze Löwe 23. „ 13. ±w li t'schiu Herbstanfang 7. Aug. 1 Genauer seit der Periode ~j^ %/} t-ai-ch'u, Großer Anfang = 104 v. Chr. Cy, — 26 — 14. 15. 16. 17. 18. 19. 20. 21. 22. 23. 24. öi tschau schu pei lu ffi fr ' Pschiu fen han lu | |3£ i schuan tschiang jjf 3C I li tung >]\ S ' stau süo j^Stta süo 3C 3? tung tschy >J\ Jg£ siaw han ta han Ende der Hitze Weißer Tau Herb8tequinox Kalter Tau Fall von Reif Winteranfang Leichter Schnee Großer Schnee Wintersolstitium Gelinde Kälte Große Kälte Jungfrau 23. Aug. 8. Sept. , 23. „ 8. Okt. i 1 23. „ 7. Nov. 22. „ 7. Dez. Steinbock 22. „ I 6. Jan. Wassermann 21. Waage Skorpion Schütze n Den Tag teilt man in 12 gleiche Teile ein (J|£ J| schy-t'scheri), von denen jeder zwei Stunden zählt. Die schy-t'schen werden durch folgende Worte bezeichnet. ^p tzy von 11 Uhr bis 1 Uhr nachts (auch j^ H san-tf 5 Pschou n 1 w w 3 w H yn w 3 w w 5 w Jj|J mau » 5 w w 7 tt J| Pschen w 7 )? n 9 n EL W h 9 >? n 11 tt ^p wu » 11 n w 1 w tJc wei h 1 n w 3 » ^ sehen M 3 n w 5 J1 lf yu H 5 n n 7 w ^ sü W 7 V) n 9 tt (auch jj? ]g ting-tsching) % h * » 9 n r, 11 w (auch ZI JÜ öl-tsching). Diese 12 Wörter gebraucht der Chinese auch, um einen Zyklus von 12 Jahren (Zwölferzyklus) zu bezeichnen, den er wieder mit zehn Wörtern ^P 2*KTJdc£*J^^i^ tschia, i, ping, ting, wu, tschi, keng, sin, jen, kui vereinigt und damit einen Zyklus von 60 Jahren bildet (Sexa- gesimalzyklus). Es ist dies eine uralte Zeitbestimmung der Chinesen und ist oft das einzige Mittel, alte Daten zu bestimmen. 1 Man stellt also z. B. ^p ^ tschia-tzy, £ ä i-t'schou usw. zusammen, beim elften Jahre sagt man ^ j^Jj tschia- sü, beim 13. p^^J- ping-tzy usw. Nach 60 Jahren kommen 1 Dies trifft wohl nur für die Zeit von der Han-Dynastie abwärts zu, denn erst damals scheint dieser Sechzigerzyklus, vielleicht unter dem Einfluß des indischen, auf die Jahresrechnung angewendet worden zu sein; vorher diente er nur zur Bestimmung der Tage. Cy. — 27 — wieder tschia und tzy zusammen. * Die 12 Jahre bezeichnet man auch mit 12 verschiedenen Tiernamen. Diese sind: || schu Ratte, ^ niu Ochs j^ hu Tiger j& t l u Hase H Zww# Drache i)fE sc/ae Schlange ^ ma Pferd i£ yaw# Schaf $£ äow Affe H tec/w Huhn •fc iow Hund ^ tschu Schwein 2 Fragt man einen Chinesen nach seinem Alter, so tut man dies wohl mit den Worten: % ff- Jg (fo schu schy-muo4i welches Tier bezeichnet das Jahr deiner Geburt? Als Antwort erhält man etwa: £ ^ $j schu niu-ti oder |g a§ $j «cäw ma-tt usw. Zur besseren Übersicht gebe ich hier ein Schema an zur Berechnung von Daten: H Schuh Ratte ¥ ? n ? J* ? M ? 1804 1816 1828 1840 1864 1876 1888 1900 1924 1936 1948 1960 1852 1912 1972 Niu Ochs 1805 1865 1925 T ä 5 a ¥ a 1817 1829 1841 1877 1889 1901 1937 1949 1961 tu Hu Tiger Pf S 1806 1866 1926 1817 1878 1938 1830 1890 1950 1 VgL zum Vorhergehenden bes. H. Fritzsche, On chronology, Petersburg 1886, der übrigens bei mehreren der Tsie-k'i eine etwas abweichende Datierung gibt, und jetzt auch F. K. Ginzel, Handb. d. mathemat. u. technischen Chronologie 1,450 ff. Cy. 2 Der Ursprung dieser eigentümlichen Bezeichnungsweise, die sich auch in Tibet, Siam und bei andern Nachbarvölkern der Chinesen findet, ist trotz verschiedener Er- mittelungsversuche noch unbekannt. In vorchristlicher Zeit scheint sie nicht vor- zukommen. Nach einer Notiz des 5fc ]fe Sungschi möchte man sie für ausländisch halten, und in der Tat legen die eben erschienenen Zusammenstellungen Ginzel 's (1. c. 85 ff.) die Vermutung nahe, daß dieser Tierkreis über Indien aus Babylon ge- kommen sei. Cy. — 28 — ?L T'u Hase T J>P a 9P * HP 1807 1819 1831 1867 1879 1891 1927 1939 1951 Jkwn# Drache jX fc M ß 1808 1820 1868 1880 1928 1940 *£ ÄcÄe Schlange 1809 1869 1929 >»»y Jfa Pferd 1810 1870 1930 Fawgr Schaf * * 1811 1871 1931 Hau Affe i * i 1812 1872 1932 Tschi Huhn s w 1813 1873 1933 * Koa Hund 1814 1874 1934 Tschu Schwein 1815 1875 1935 Im gewöhnlichen Leben bezeichnet man das Jahr nach dem Regierungs- antritt des Kaisers. So schreibt man z. B. im Jahre 1904: Kuang-sü 29, weil der jetzige Kaiser 29 Jahre regiert. l 1 Dies gilt indessen nur für die beiden letzten Dynastien (seit 1368), wo keine Namenswechsel der Kaiser mehr vorgekommen sind. Seit der Han-Dynastie nimmt der — 29 — 2. Das Haus ist auf dem Lande in ilj ]f[ Schantung meist aus Lehm gebaut Ein nur wenig tiefes Fundament wird aus Ziegelsteinen oder Hausteinen gelegt, auf dieses Fundament werden 5, 7 oder 9 Lagen Ziegel- steine gemauert und darauf die Mauer aus Lehm geschlagen oder aus an der Luft getrockneten Ziegeln aufgeführt. Die Außen- und Innen- wände werden mit flüssigem Lehm glatt gestrichen. Nur wohlhabende Familien bauen das Haus ganz aus Ziegelsteinen. Das Dach ist in West-Schantung meist flach und mit Sorghostroh gedeckt, worüber eine Lehm- oder Kalkschicht gestrichen ist. In Ost-Schantung ist es meistens schief und mit Stroh gedeckt. Wohlhabende Leute decken das Haus auch mit Dachziegeln in der Form eines sog. Priependaches. Das Haus ist meist einstöckig. Zwei Balken im Innern teilen es in drei gleiche Teile (^ |g] san tschien). Unter jedem Balken ist in der Wand eine Säule aus Ziegelsteinen oder Holz angebracht. Die Haustüre ist in der Mitte, rechts und links davon sind die Fensterlöcher gelassen. Fenster und Türe sind nach der Hofseite, nie nach der Straße zu angelegt. Der Fußboden ist einfacher Lehmboden, gedielte Fußböden kennt man nicht. Auch eine Zimmerdecke ist gewöhnlich unbekannt, in besseren Familien werden die Balken bemalt und oft auch aus Binsenstroh eine Decke gemacht. Das Hauptgebäude (^ J| Van-wu) liegt stets nach Süden, d. h. Türe und Fenster sind nach Süden gerichtet. Diese uralte Einrichtung hat einen sehr praktischen Grund, da nämlich die Sonne im Sommer oben über das Haus hinweggeht, während sie im Winter in das Zimmer hinein- scheint und es erwärmt. Im Hauptgebäude wohnen stets die Eltern. Rechts und links von diesem Gebäude, nach Osten und Westen zu, stehen ähnliche Häuser, die den verheirateten und erwachsenen Kindern zur Wohnung dienen. Jen- seits des t'an-wu liegen das Tor (^ f^ ta-men), die Küche und Stallung. Damit man von der Strasse aus nicht in den Hof hineinschauen kann, ist im Hofe hinter dem ta-men eine Mauer (j|£ |g jj| yng-pe-t'schiang) errichtet, Kaiser nämlich bei der Thronbesteigung einen glückbringenden Namen an (das sogen. £f jjj| nien-hao, Jahresname, Regierungsname, z. B. jfc $§ kuang-sü „Fortsetzung des Glanzes"), den er aber nicht selten mit einem andern vertauscht. So kann die einzelne Regierungszeit in Perioden zerfallen, innerhalb deren nun die Jahre gezählt werden, und zwar entweder in der oben angegebenen Weise oder mit Hülfe des Sechzigerzyklus oder durch eine Verbindung beider Arten — ein ziemlich umständliches System, das bei den vielen gleichlautenden Regierungsnamen gelegentlich nicht einmal seinen Zweck erfüllt, wenn nämlich der Name der Dynastie nicht angegeben ist. In diesem Falle ist es von derselben Genauigkeit wie unser „im Jahre 50" u. dgl. Cy. — 30 — die oft bemalt, oft auch mit einem kleinen Götzenaltare versehen ist. Im Hofe sind meist einige Bäume gepflanzt. Ist die Familie wohlhabender oder größer geworden, so wird wohl manchmal das t'an-tvu durchbrochen und hinter ihm, falls der Platz reicht, ein neuer Hof, ähnlich dem ersten gebaut. Der Durchgang durch das Pan-wu ist dann das „zweite Tor" ZL P*J öl-men. Der erste Hof dient zu Stallungen, Fremdenzimmern usw. Ist hinter dem Pan-tvu kein ge- nügender Platz, so baut man auch seitwärts an und verlegt dann das öl- men seitwärts neben das t'an-wu. Die Kaufläden sind meist der Straße entlang vollständig geöffnet und werden nachts nur durch einen Bretterverschlag verschlossen. Der Plan des chinesischen Hauses, das ich gerade augenblicklich bewohne, möge das oben Gesagte erläutern. W 0. Abb. 1. a) ta-men, großes Tor. b) öl-men, zweites Tor. c) san-men, drittes Tor. d) men-fang, Pförtnerzimmer, e) k'o-t'ing, Besuchszimmer, f) t'an-wu, Hauptgebäude mit Veranda, g) Nebengebäude, h) Dienerwohnung, i) Küche, k) Vorrats- kammern, Wagenschuppen, G-esindewohnung. 1) Stallung. I. Die Volksgebräuche wahrend des Jahres. ir haben in der Einleitung gesehen, daß das chinesische Jahr i* 1 24 gj ^ tschie-tschi eingeteilt wird. An diese tschie-Vschi knüpfen sich meistens auch besondere Volksfeiern. Außer diesen aber gibt es noch eine Reihe anderer Festlichkeiten, die uns einen tiefen Blick in das Volksleben Chinas tun lassen. Das erste und größte Pest des Jahres ist das Neujahrsfest Vom 1. bis zum 5. des ersten Monats ruhen alle Geschäfte, ja in großen Kauf- häusern gilt diese Geschäftsruhe sogar bis zum 16. des Monats. Während sonst in den engen Straßen chinesischer Städte ; ein überaus reges Leben herrscht und die Straßen offenen Marktplätzen gleichen, auf denen man fast alles zum Leben Notwendige kaufen kann, sind an diesen Tagen die Straßen fast wie ausgestorben. Selbst die Gasthäuser haben in dieser Zeit die Tore geschlossen. Wer würde denn auch um die Neujahrszeit Reisen machen? 4£ ~f ;p {fj ptj Nien-hsia pu tsch'u men am Neujahrs- tag geht niemand vor die Türe, sagt der Chinese. Man ist deshalb gezwungen, in den letzten Tagen des Jahres seinen Bedarf an Fleisch, Brot, Gemüsen usw. im voraus einzukaufen. Nur einzelne kleinere Geschäfte öffnen vom 2. oder 3. ab eine kleine Türe oder lassen irgend ein Hinterpförtchen auf, wodurch ein Mensch eben hindurchschlüpfen kann. Has gilt nicht als Geschäftsöffnung (^ Jji Hj P'J pu suen fce men). Arbeiten in den ersten fünf Tagen des Jahres bringt Unglück ins Haus. Vom 19. des letzten Monats ab sind auch bis zum 19. des ersten Monats die Amtsgebäude geschlossen, sind gleichsam Gerichtsferien. Das Siegel der Präfektur (pp yri) wird, in gelbes Papier eingehüllt (Jf pp fung yn), auf den Richtertisch niedergelegt, wo es die ganze Zeit hin- durch unberührt liegen bleiben muß. Nur die allerwichtigsten Geschäfte, wie Steuereintreibungen und die allergrößten Prozesse, die keinen Auf- — 32 — schub dulden, wie große Räubereien und Mordsachen, werden, soweit es eben notwendig ist, besorgt. In der Neujahrsnacht steht man sehr früh auf (in der dritten Nacht- wache, san-tsching-t'ien) und zwar die Kaufleute noch früher als die anderen. Letztere nennen das j|J Jp. %£ JjL kan tschau Jean tschau „die Frühe benutzen", d. i. jeder will der erste sein, um als der erste das Glück auf sich herabzurufen. Nachdem man sich das Gesicht gewaschen — was sonst nicht immer geschieht — , geht der Alteste der Familie zu dem im Hofe aufgestellten Altare. Dieser Altar, von Ziegelsteinen erbaut und mit einer Steinplatte belegt, ca. 1 m hoch und breit, steht östlich neben der Türe des Van-wu und bleibt in vielen Familien ständig dort stehen. Für diesen Tag stellt man an der Rückseite desselben eine Strohmatte auf, an welche man das Bild des 5£ ^ $$ jg T'ien-lau-ye-ye Alten himmlischen Großvaters befestigt (ffi Ji^t M 3$ t'sching T'ien-lau-ye-ye). Ich besitze ein Bild dieses T'ien-lau-ye-ye, das folgende Figuren zeigt. Ein alter Mann ist umgeben von zwei Weibern, die seine Dienerinnen vorstellen. Eines der Weiber bedeckt ihn mit einem Schirm. Über dem Greise stehen die Worte: ^1^^^ + ^ÄII$ T'ien-ti san-tschie 1 sehy-fan 1 uen- ling tschen-tsche Der wahre Herr 2 von Himmel, Erde und allen Dingen. Auf diesem Altare zündet nun der Alteste Räucherkerzen und Papier- geld, d. s. kleine Papierblättchen, die die Form von Geldstücken haben, an und verschüttet auf der Altarplatte etwas Schnaps. 3 Während dieses Opfers brennen die Kinder im Hofe *fä 3ß flau - t ( schan Petarden („Crackers") ab, um die ^ kui zu vertreiben. Der Chinese denkt sich die ganze Natur mit Geistern belebt und unterscheidet deren drei Klassen: die himmlischen, d. h. die von Sonne, Mond und Sternen und den Himmel8cheinungen; die irdischen, die der Berge, Flüsse, Bäume, Quellen usw., der Städte, Dörfer usw.; die menschlichen, d. h. die Geister der Verstorbenen. 1 .Ei ffi san-tschie „die drei Welten" ist Himmel, Erde und Mensch. (Diese Be- deutung von san-fcie, die auch Grube (Zur Pekinger Volkskunde, S. 57) neben der buddhistischen anführt, ist mir unbekannt ; jene drei Potenzen werden sonst als ^-, ~jf saw-fe'ai, JE. fsjj san-kih und j£ ^ san-ngi bezeichnet. (Vgl. u. a. Tu-schu-techischu- lioh 1, 2 a .) San-kie dagegen bedeutet bei den Taoisten die drei Reiche Himmel, Erde und Wasser und bei den Buddhisten die Welt der Begierde, der Formen und des Form- losen (sanscr. triloka oder traüokya). Ich möchte vermuten, daß hier eine der beiden letzten, und am ehesten die buddhistische Anschauung, vorliegt. Cy.) -f* ~fj sehy-fan sind Ost, West, Nord, Süd, Süd- West, Nord-Ost, Süd-Ost, Nord -West, oben, unten. 2 Richtiger vielleicht: der Ursprung. Cy, 3 Man übersetzt das chinesische Wort Jg tschiu meist mit Wein, tatsächlich ist aber dieses tschiu der reinste, gebrannte Fruchtfusel. — 34 — opfern gar kein Fleisch, sondern nur Gemüse und Gebäck (fj fR su-kung) und wollen dadurch |J )§£ su-tsching, d. i. in Frieden bleiben. (Hier f ^ su „Fastenspeise" für jfe su „in Ruhe" gebraucht.) Ein chinesisches Sprich- wort sagt nämlich: — P£ l£ JBp 1£l TJ ^Qlfl 1 t'schytsche scheng sepeigyh, Am ersten Tage fasten, gilt soviel als hundert Tage fasten. 1 Zu bemerken ist, daß Esels- und Hammelfleisch in den Neujahrstagen nicht gegessen werden darf. Vor diese Fleischschüsseln werden fünf Schüsseln mit Brot und vor diese das Räuchergefäß, ein irdenes oder Metallgefäß (§ m hsian-nan) gestellt. Rechts und links von diesem Räuchergefaß stehen zwei Kerzenleuchter mit Kerzen, links noch ein Gläs- chen Schnaps. Rechts und links von dem Bilde ist auf der Matte Papier- geld angeheftet. Kaufleute legen vor dem Glücksgotte außerdem wohl auch noch zwei Schnüre mit Geld oder auch Klumpen wirklichen Silbers TG Ä: yuen-pau) nieder. Die Opferspeisen läßt man eine Zeitlang auf dem Altare stehen, den Schnaps aber schüttet man aus (H fg tien tschiu). Die Landleute opfern vor dem T'sche-schen gar nichts, dem Tsau-schen bringen sie drei Brötchen. 2 Ist diese Opferhandlung, die ebenfalls vom ältesten der Familie vor- genommen wird, beendet, so wird zunächst diesem von sämtlichen Familien- mitgliedern der Kot'ou gemacht. Darauf macht jeder denen, die in der Verwandtschaftsordnung höher sind (g J| $J ffä tschan-pei-öl-ti), also z. B. der jüngere Bruder dem älteren und dessen Frau, der Neffe vor dem Onkel usw. den K'ot'ou. Dann endlich werden die $g j£ pien-schy, Pasteten aus Weizenmehl mit Fleisch, Knoblauch und Zwiebeln, ein Lieblingsgericht der Schan- tunger, in den Kochtopf zum Kochen gelegt. Diese pien-schy dürfen am Neujahrstage in keiner Familie fehlen. Den Neujahrstag, an dem diese der Schweinskopf eine eigne Hieroglyphe hat, nur daraus erklären, daß er beim Opfer eine Rolle spielte. Doch kann ich in der alten Literatur nichts darüber finden, und das (nicht ganz mit Recht oft so gerühmte) I*ei-wen~yün~fu hat anscheinend das Zeichen überhaupt nicht. Ganz allgemein nur heißt es im 1A-Jci (6 (14), 33 a = SBE 28, 38), daß unter der Hia-Dynastie der Kopf geopfert wurde. Cy. 1 In der Unterpräfektur \^ jj^ Fei-hsien besteht das Jcung aus einem ungekochten Schweinskopf, einem lebenden Hahn, einem Karpfen, drei Broten, einer Schüssel Bohnen- käse ( J£ f§£ tou-fu), einer Schüssel Kohl ( Q |j£ pei-Psche). Auf jede Schüssel ist spanischer Pfeffer (^ $$l la-tschiau) gestreut. 2 In der Unterpräfektur %ot _L JUS TJinschan-Qisien) wird, nachdem man dem T^ien-lau-ye-ye geopfert hat, das J^ jj[ fj§ ^ T i {en-ti-ma-tzy, ein Bild verbrannt, auf dem 72 Geister^ (^ jjj$ Pschtten-schen, alle Geister), gemalt sind. Hierauf macht man den Ahnen, den Türgeistern (P"J jp$ menschen) und den anderen oben genannten K'ot'ou und geht, sobald es hell geworden, zur Pagode, um auch dort K'ot'ou zu machen und Papier zu verbrennen. — 35 — mangelten, würde der Nordchinese in seinem Leben niemals vergessen. — In einigen Gegenden streut man, um die ^| kui von dem Kochtopfe fern- zuhalten, etwas Kleie (|§ ^ fu-tzy) um den Herd (hier soll das Wort £$• fu Kleie jpg fu Glück bezeichnen), in anderen brennen die Bander während des Kochens Petarden im Hofe ab, um die Geister zu ver- scheuchen. Hierbei fürchtet man besonders den jjjr J|| M "f P'i-t'a-hu-tey, einen Geist, der in Gestalt eines Wiesels auftritt und den Chinesen in ihrer Fantasie viel zu schaffen macht. Er trägt z. B. das Silber oder Getreide der Reichen armen Familien zu und macht dadurch langsam die Reichen arm. Der Glaube an diesen Pi-t'a-hu-tzy sitzt den Chinesen tief im Herzen. Hier fürchtet man, daß er die pien-schy aus dem Koch- topf stehle und denen zutrage, die keine hätten. Seinetwegen verbirgt man denn auch in irgend einer dieser Pasteten ein Geldstück, weil der Geist den Namen des Kaisers, als 5c -f t'ien-tey Sohn des Himmels fürchtet, der auf das Geldstück aufgeprägt ist. Übrigens sagt man von dem, der gerade diese Pastete erhält, §j| p£ ffc §| Jl >fr schal t'schy t% schui t'schau sin Wer sie ißt, wird Sorgen haben. Während des Kochens darf das Sorghostroh, womit die Chinesen meist das Herdfeuer unterhalten, und das oft drei bis vier Meter lang ist, nicht vorher durchgebrochen, sondern muß so verbrannt werden, daß man die ganzen Stengel langsam unter den Herd schiebt. In I-tschou-fu brennt man deshalb in der Neujahrsnacht meist nur Bohnenstroh. Wer langes Brennmaterial braucht, J& J| gg la Vschan tschang macht lange, d. i. große Schulden. Sind die pien-schy gar gekocht, so bringt man erst dem T'ien-lau- ye-ye, den Ahnen und dem Tsau-schen je eine und schüttet zugleich etwas Suppe auf das Räuchergefäß. Dabei spricht man: ^ $1 *J? tfaiMIfe 1 ^fi i l J$JÄ5 ; S:^2fcP£$SÄ' tou-ti schau-ti, yuen ü purtau-tl, tou schan 2 tschia le t'schy pien-schy, Alt und Jung und die weit weg sind von hier und nicht zu Hause, kommt alle nach Hause und esset pien-schy. Dem Tsau-schen legt die Hausfrau etwas Suppe auf die Pastete und sagt dabei: ^^$^MWi^WLW ^ au Tsau-ye-ye, hsien kiio tschiu t'schan, Alter Großvater Tsau, wir öffnen den Kochtopf, nun koste! Nachdem dann die Mahlzeit eingenommen ist, geht man hinaus zu den übrigen Verwandten, um ihnen K'ot'ou zu machen, dann zum Fried- i Wohl Jt Ä. 2 Text und Transkription stimmen nicht überein; nach der letztern wäre für ££ wohl _t einzusetzen. 3* — 36 — hof, um vor den Gräbern Papiergeld zu verbrennen und K'ot'ou zu machen. In den Städten machen die Mandarinen und Vornehmen einander in aller Frühe Besuche. Sie lassen sich in einer Sänfte oder in Wagen mit großem Pomp und in großer Gala an das Haustor des Bekannten bringen und geben dort ihre Karte ab. Empfangen wird an diesem Morgen niemand. Wenn sich Bekannte und Nachbarn am Neujahrstage begegnen, machen sie sich den tschuo-i f£ jg (Verbeugungsgruß), wobei man sich gegenseitig ein glückliches Jahr wünscht. Kaufleuten sagt man dabei z. B. 3Ür Ä Ü M k un ff äsz" fa Psche Du mögest dich freuen und reich werden. Sie antworten: f£ jjjg §£ jpg t'uo-fu, l'uo-fu Habe Anteil an deinem Glück. Kinder erhalten von Verwandten, denen sie ^ £f pe-nien ein glückliches Jahr gewünscht haben, einige Sapeken Geld ('ffr J§c fösui °^ er ff H &ä! ya-sui-Pschien) zum Geschenke. Sie sollen sich damit viele Jahre erkaufen. „Der Ausdruck ya ff bedeutet sowohl „nieder- drücken" als auch „als Pfand niederlegen", sodaß ya-sui sich etwa durch „Glückspfand fürs Jahr" übersetzen läßt; doch handelt es sich hier wiederum um ein Wortspiel, indem für ^ sui Jahr, das gleichlautende jö. sui böse Geister, böse Einflüsse zu lesen ist. Daraus ergibt sich, daß dieses Geld als eine Art Talisman dient, durch den die Einflüsse der bösen Geister unschädlich gemacht werden. (Grube, Zur Pekinger Volks- kunde, S. 48.) Die Männer tragen am Neujahrstage alle an dem Gürtel einige Sapeken an einer Schnur. Derjenige nämlich, der dies nicht bei sich trägt, wird ^ f| f$ pu fa t'sche nicht reicher werden. Es ist auch vielfach Gebrauch, am 1. des Jahres ein Bündel Stroh nach unten in drei Bündel zu binden und diese gleichzeitig anzuzünden. Auf der Seite des Dorfes, wo der Strohwisch zuerst abgebrannt ist und sich neigt, wird man in folgendem Jahre schönes Getreide ernten. Wenn am 1. und 2. gutes Wetter herrscht, wird die Sommer- und Herbsternte gut sein, ist nur am 1. gutes Wetter, so wird nur die halbe Ernte günstig ausfallen. In den ersten drei Tagen darf auch der Kochtopf auf dem Herde nie ganz leer sein. Inl-tschou-fu wird am Herdfeuer auch nichts geröstet, weil sonst die Kinder während des Jahres Geschwüre bekommen. Ebenso hütet man sich, an diesen Tagen Hirsensuppe zu essen, „weil man sonst keine Hirse erntet" (P§ T 7^ ^ iü Ist ^ hö-liau, mi pu t'schu ku-tzy). Man trinkt deshalb nur Thee. (Die Hirsensuppe darf auch am 7. des ersten Monats nicht gegessen werden, da an diesem Tage der Geburtstag der kam er an das Tor einer Schule, um dort einige Sapp.ken zu erbetteln und wurde von dem Lehrer in die Küche geschickt, um da zu helfen. Er nannte ihn Sy-min ~p] tSf- Unter den Schülern war einer, der sehr arm war und des Notwen- digsten zum Leben entbehrte. Sy-min brachte diesem täglich die Überreste des Mahles seines Herrn. Als ihn der Schüler fragte, wie er sich ibm dankbar erweisen könne, sagte n™ Sy-min, daß er sich später, falle er einmal zu Würden komme, seiner erinnern solle. Der Schüler, Tschang 5k m " Namen, wurde später Mandarin und schickte Leute ans, den Wohltäter zu suchen. Diese aber fanden ihn nicht. Betrübt darüber, daß er sich nicht dankbar erweisen könne, ernannte Tschang nun den Sy-min zum Küchengott und verlangte von den Seinen, dali sie ihn verehrten. Er schrieb vieles zu seinem Lobe, besonders die Gedichte, die unter dem Namen J\, ty /p[ {fr "{^ Jen-tschung Sy-min-tschu, Sy-min der Men- schen Herr bekannt sind. (Vgl. J. L. Taberd Documenta rectae rationiB. Hongkong 1893) ; vgl. -a * x * m n *•■ 3. Alsjjf j$ recAe-scAenGlüokBgottwird AH. J. .JM<.» M 'äJ,*mj, {Chang-yü- , in gewi „ er 5g jj ra „ Hol«» verehrt, d.r W.~™>«~»IÜW.3ES±# unto te M „„.Dv»,li. IM, i»12.J»brh„- Yu-huang-shang-ü), der oberste Gott, ' " " jetzt vielfach die Stelle des Timlau- dert ) * elebt habe " Sein Familienname ist j£ ye-ye vertretend. Tschau. Er soll von [H ^ ;-f Kiang Tee-ya (?) Cy.] mit einem Pfeile durchbohrt worden sein, ' Dies ist eine der vielen Erzählungen über den Küchengott (genauer: den Gott des Kochherdes), von denen man bei de Groot (Lee Feten annuelles ä Emoui. Mus. Guimet XI, 451 ff.) und besonders bei de Harlez (Le livre des Esprits etc., Mem. de PAcad. de Bruxellee 51, S. 90 ff.) noch mehr findet. Auch ihnen ist vorliegende nicht bekannt und ich selber habe sie nirgends gefunden; freilich haben mir auch die oben zitierten Werke außer dem Feng-suh-tung nicht zu Gebote gestanden. Aber sie ist jeden- falls eine der unglücklichsten, um nicht zu sagen kindischsten der euhemeristischen Deu- tungen, die von Alters her so beliebt bei den Chinesen sind ; das zeigt schon die deplacierte Verleihung des Namens nj i§f „Leiter des Geschickes" an einen Küchenkuli. Dagegen trägt ihn der Küchengott mit etwas beBserm Rechte, weil er nach der gemeinchinesischen Anschauung die guten und bösen Handlungen des Hauses, das er beschützt, aufzeichnet und mit dieser Liste in der letzten Woche jeden Jahres neg Himmel fährt, um dem höchsten Gotte Bericht abzustatten. Sie liegt ja auch dem Shantunger Kultus zugrunde. Es ist indes nicht unwahrscheinlich, daß hier zwei verschiedene Kulte verschmolzen sind; denn pj fä ist auch der Name eines Sternes (im großen Bären), der göttlich verehrt wurde (vgl. beispielsweise die beiden Festlieder des K'üh Yuan an diesen, Chou-U 12, 2 1 ( Ta- Tsung-poh), Ma Tuan-lm 86, 6" ff. und Shi-kt28, 17 a (Chavannes Mem. hist. III, 451), Feng-suh-tung 8, 8 b .) Doch wie fast überall im chinesischen Religione System ist auch hier das Genauere erst noch zu ermitteln. — 40 — Er ist der Gott der Kaufleute und genießt hauptsächlich deren Verehrung. Grube gibt in seinem Werke eine Volkssage wieder über diesen T'scheschen. Zwei Bettler lebten längere Zeit in einem Tempel des Gottes und brachten ihm täglich Opfer. Manches Jahr lebten sie so in Armut und Not, bis endlich die Gemahlin des Gottes sich ihrer erbarmte und für sie ein gutes Wort einlegte. Nach längerem Sträuben gab der Glücksgott den Bitten seiner Gattin nach und legte in das Opfergefäß einen Klumpen Silber. Als die Bettler abends nach Hause kamen und Opfer brachten, fanden sie den Silberklumpen. Sofort regte sich nun in ihnen die Habgier. Jeder wollte ihn ganz haben und jeder sann auf ein Mittel, den anderen unschädlich zu machen. Der eine mischte Gift in die Speisen, der andere wollte seinen Freund mit einem Ziegelstein töten. Als der eine nun vor dem Gotte K'ot'ou machte, zerschmetterte ihm der andere mit dem Steine den Schädel. Nachdem er dann das Silber an sich genommen, aß er noch, bevor er den Tempel verließ, etwas von dem Fleisch. Nicht weit war er gegangen, als er auch schon die Wirkung des Giftes fühlte und bald starb. Nun wußte auch die Gemahlin des Gottes, weshalb sich dieser so lange gesträubt hatte, ihren Bitten zu will- fahren. Das Silber hatte diesen Bettlern nur Unheil gebracht. (Vgl. Grube a. a. S. 53, 54.) _ 4. J| [Ij JC S T l ä-8chan-i/üen~tfun ist die Hauptgöttin des hl. Berges T'ä-schan in Schantung. Die Chinesen hatten, wie aus den alten klassischen Büchern ganz deut- lich hervorgeht, ursprünglich die wahre Idee des Monotheismus. 1 Nachdem ihnen diese Idee aber mit der Zeit verwischt und verdunkelt worden, blieb ihnen nur mehr der Kult der Naturkräfte, der Berge und Flüsse. Der hohe, imposante T'ä-schan, der oft, in Wolken verhüllt, den Menschen unsichtbar ist, an dessen Gipfel sich die Wolken stoßen, der Blitz und Donner in die Ebene sendet, wurde deshalb auch als Geist ver- ehrt. Die Wolken, die um seinen Gipfel lagern, sind ja das Prinzip der Befruchtung; der Berg war daher der Geist, der befruchtet und Nachkommenschaft erzeugt. Nicht lange und allerhand Legenden umwoben die zerklüfteten Bergspitzen. 2 Der T'ä-schan de Groot und de Harlez ganz in Einklang zu bringen. Am nächsten kommt noch die Fassung des Tung-shen-huan-i (de Harlez 1. c. 101 f.), aus der ich denn auch ver- mutungsweise den im Manuskript fehlenden Namen des Gegners eingesetzt habe. Da aber bei de Harlez leider die chinesischen Schriftzeichen fehlen und überdies die Transkription gerade hier mit vornehmer Nonchalance behandelt ist (Tschao-kong-ming, Sao-kong-ming, Tsao-kong-ming fast nebeneinander!), so wage ich keine Identifizierung. Es scheint ja überhaupt wieder Synkretismus vorzuliegen, wenigstens könnte aus dem herausgerissnen Herzen des zum Glücksgott erhobnen Pi-kan (cf. Grube 1. c. 53) und den pfeildurchbohrten Augen des Chao Kung-ming das durchschossne Herz geworden sein. — Ist der Name YüanChan vielleicht eine Verwechslung mit ]£ jtj|[ H8üan(Yüan)- Pan? Oy. 1 Ich bedaure, daß ich dem Herrn Verfasser hier nicht beizupflichten vermag. Von einem altchinesischen Monotheismus haben mich gerade diese Bücher nicht über- zeugen können. Denn gleich an der ältesten einschlägigen Stelle daraus, Shu-king II, 1, 6, heißt es schon: „Shun opferte dem höchsten Gotte, den sechs Verehrten, den Bergen und Strömen und der Schar der (übrigen) Götter." Dazu kommt (II, 1, 8) noch die göttliche Verehrung des Ahnherrn. In der Tat scheinen mir auch alle übrigen Angaben der klassischen Literatur auf ein durchaus polytheistisches, ja schamanistisches Religionssystem schon der ältesten Chinesen hinzuweisen. Finden sich doch, und bis auf den heutigen Tag, sogar Spuren von Fetischismus und Totemismus darin. (Vgl. auch de Groot, Fetes annuelles 299.) Auch der chinesischen Entwicklung ist also, und nicht bloß in diesem Punkte, „humani nil alienum". Cy. 2 Über den Bergkultus bei den Chinesen, der sich ja seit den ältesten Zeiten findet, vgl. die Bemerkungen von Andrian's (Der Höhenkultus etc. S. 156 ff.). — 41 — haben, eine Fabel, die erst im 10. Jahrhundert in den Büchern er- ■iire 932 ernannte Kaiser BJ} £^ Ming-tschung den dritten Sohn des ■ m Ping-ling ('J$j ping — feurig, glänzend ; §£ ^ n 9 = Wirkung, Erfolg), mius aller seiner Armeen. Er sollte mit Feuersgewalt alle die vielen »ts niederwerfen. Wenn ihm das auch nicht gelang (die T'ang-Dynastie ■■"» vernichtet), so blieb er seither doch der Retter in der Not. Er ver- üter mit der Göttin $C M $PT A Yung-Ve-fu-jen, der Dame des ewigen ■1 erzeugte mit ihr ein holdes Töchterlein, die §|} f§ ^C Si Pi-hsia- either die Hauptgöttin des „hl. Berges" geworden ist. ■rn-tjun oder 5£ $} $5 THen-ne-ne, Himmlische Großmutter, wie rowöhnlich nennt, ist die Göttin des Kindersegens, Hunderttausende zu ihr, hunderte von Tempeln sind zu ihrer Ehre gebaut. Tausende werden ihr geopfert. Der Name j|& f§ JQ JJ * Pi-hsia-yuen-tjun be- : als hehre, ätherische, lichtstrahlende Göttin, sie ist die lichtstrahlende ugungsprinzips, oder kurz gesagt, die chinesische Venus. (Vgl. hierüber o p e, Der hl. Berg T'ä-schan. Jentschoufu, Missionsdruckerei ; vgl. auch der Heimat des Confuzius. Steyl. 2 wird nicht gearbeitet (|fc «Jt B wii-mang-jy). (Tsining). des ersten Monats wird das Fest der Jfc -fä Ife T'schi-kii-nian \ us Stroh machen die Mädchen eine Weiberpuppe (jJJ 8 \^ -fä Ife ' -/m-maw), und stellen dieselbe, nachdem sie vorher auf einer ogen worden, auf einen großen Bambusbesen. Dann schleifen »on diese Puppe mit dem Besen durchs Dorf zum Brunnen, um- eimal den Brunnen, dann zum Teich, den sie ebenfalls dreimal appe umgehen, und kehren ins Dorf zurück. Dort wird die ■rmals gewogen. Ist sie schwerer geworden — und das ist sie . immer — so gilt das als glückliches Vorzeichen fürs Jahr. stellt man sie auf einen flachen Korb und „läßt sie K'ot'ou •• Man schüttelt und rüttelt dabei den Korb hin und her, so daß n natürlich umfallt, d. i. K'ot'ou macht. Diejenige Dorfschöne, '^ot'ou gemacht hat, wird lange leben. -* ü ^ ifi Äß T l 8chi-ku-nian ist ein Berggeist, der besonders in der Provinz Fo- iler Unterpräfektur fj" j+J Ting-techou verehrt wird. Weiteres habe ich nicht rfahren können. ! "«lieh wie die Mädchen machen auch die jungen Burschen eine 4>pe, und zwar eine Männerfigur, die sie /V j(fc Jg Pa-lcu-ye nennen. ..e früheste Erwähnung einer „von den Bergen herabgesandten" Gottheit, die isten erzeugt, findet sich Shi-king III, 3, V, 1 (9. Jahrhundert v. Chr.). Cy. ".Vörtlich: „erste (oder geheimnisvolle) Göttin der .Jade- Abendwolken". Cy. Nach dem Jih-chi-luh K. 25 ist der Kultus dieser Gottheit von dem Sung-Kaiser .ng (998—1023) eingeführt (s. auch unter S. 45), der Glaube an eine Göttin des ii aber und die Meinung, daß der Gott des Himmels ein Enkel des T'ai-shan ' >n viel älter; sie lassen sich bis auf die Zeit der Hou-Han zurückverfolgen. Cy. - JL? — 42 — Auch sie ziehen um den Brunnen und Teich herum. Da es aber dabei, wenn die Burschen und Mädchen sich begegneten, vielfach zu Streitig- keiten kam, ist das Tscha Pa-ku-ye seit einiger Zeit vielfach abgeschafft worden. Wenn am 8., 18. und 28. gutes Wetter herrscht, erntet man aus- gezeichnete Baumwolle. Am 8. ist der Geburtstag der Baumwolle. Am 10. des ersten Monats Jg Jg tschi mito, wird nicht gemahlen. Es ist nämlich der Geburtstag des fä gjf jffp schyh-PourSchen, des Stein- geistes, den man durch das Mahlen zu beleidigen fürchtet. 1 Die Kinder suchen sich einen Stein von ca. 1 i /2 Fuß Länge und Breite und mehreren Zentimeter Dicke und stellen auf diesen einen irdenen Topf mit der Öffnung nach unten. Rund um den Rand des Topfes streichen sie dann feuchte Asche, sodaß der Topf am Steine festklebt. Auf der Erde hat man unter- dessen im Abstand von je einem Fuß zehn Striche gezeichnet. Nun fassen zwei Kinder den Topf bei den Henkeln und versuchen ihn mit dem daran- klebenden Stein über die Striche hinwegzutragen. Fällt der Stein schon beim ersten Striche nieder, so ist nur 1 /\o Ernte, fällt er beim fünften Strich, so ist eine halbe Jahresernte zu erwarten. Daß der Stein am Topfe festhält, schreibt man dem Steingeist zu. 2 Der 13. des ersten Monats wird von den Gelehrten als Unglückstag bezeichnet. Das gewöhnliche Landvolk kennt diese Unglückstage kaum und schert sich wenig darum. Wer an solchen Unglückstagen (^ 7fe & yanff- kung-tschi) geboren wird, erlebt Unglück, Unfrieden, Leid aller Art. Solcher Unglückstage hat jeder Monat einen, der 7. Monat sogar zwei. Es sind folgende Tage: 1 Die Existenz dieser Gottheit und vielleicht noch mehr die eigenartige Sitte, die Kap. 2 beschrieben ist, scheint mir einiges Licht auf die versprengten Nachrichten der älteren Literatur (z. B. des Shi-ki 28, 3 b f. und (kl. Ausg.) 55, 4 Ä ) über Verehrung von Steinen zu werfen. Auf alten Steinkultus deuten wohl auch noch die steinernen Ahnen- tafeln hin, die im Tso-chuan uud sonst erwähnt werden. Ein modernes Beispiel davon ist die Anbetung des „Großen vom einsamen Stein" ($)£ ^jfj ^ ^ kushih-ta-fu) in Schantung, die durch Edikt vom 4. Okt. 1838 verboten wurde (de Groot, Sectarianism etc. in China S. 21, 527). Cy. 2 In der Unterpräfektur Yuin-Vscheng besorgen die Mädchen dieses Steinheben. Sie setzen am 9. den Krug auf einen Stein, streuen ebenfalls Asche um den Rand und gießen Wasser darauf. Wenn dann während der Nacht das Ganze zusammenfriert, wird am Morgen des 10. der Krug mit dem Stein durchs Dorf getragen, und zwar um Mühlsteine und Bäume herum. Es bewahrt das vor Krankheiten. — 43 — Im 1. Monat der 13. Tag TTT 9 ff XXX. „ „ i7. „ IV 7 w xv. „ „ f . „ n »• w »**•?? • w *-■-• » w «*• >? „ VII. „ „ 1. „ und 29. Tag „ VIII. „ „ 27. „ „ IX. „ „ 25. „ „ XL „ „ 21. „ „ Xll. „ „17. „ Den Grund, weshalb gerade diese Tage Unglückstage heißen, konnte ich nicht in Erfahrung bringen. Der 15. des ersten Monats wird >J\ fjj siau-tschie oder auch >J* 4p "f siau-nien-hsia kleines Neujahrsfest genannt. Zu Hause finden vor den Götterbildern und der Ahnentafel dieselben Zeremonien statt wie am Neujahr stage selbst: .Räucherkerzen verbrennen, Papier verbrennen, Petar- den anzünden, Opfergaben darbringen, K'ot'ou machen, nur geschieht das nicht so früh am Morgen. Natürlich dürfen an diesem Festtage auch die pien-schy nicht fehlen. Während aber der Neujahrstag sonst sehr ruhig verläuft, ist der 15. ein Tag allgemeinster Freude. In den Städten finden große Märkte statt, auf denen Schauspieler, Tingeltangel, Schaubuden usw. hauptsächlich mit Süßigkeiten und Spielwaren vertreten sind, nicht zu vergessen die Karten- spielerbuden. (Das Kartenspiel ist gesetzlich verboten, wird aber allgemein, selbst unter dem Tore des Mandarins betrieben.) An diesem Tage dürfen sich auch die Frauen und erwachsenen Töchter öffentlich zeigen. Abends findet das gg $g kuan-teng Laternenfest statt. In Städten hängt jeder Hausherr vor seiner Türe eine oder mehrere mehr oder weniger künstliche, oft recht interessante und kostbare Laternen auf. Ich hahe in fjfc % Jßf T'ä-nan-fu solche gesehen, die ganz aus leeren Eier- schalen bestanden, auch solche in der Gestalt von zwei Ziegenböcken, die sich, als sie angezündet wurden, fortwährend mit den Köpfen stießen, auch Figuren, die beleuchtet allerhand Grimassen schnitten. Es soll derartige Lampions geben, die mehrere 100 Lot Silber kosten. (Vgl. P. Stenz, In der Heimat des Confuzius. Steyl 1902, Missionsdruckerei,) Wenn man am Abend auf die Straße hinausgeht — und das tut fast jeder — nimmt man gleichfalls ein Lampion mit. Interessant sind be- — 44 — sonders die f| ^ lung-teng Drachenlampen. Durch große bunte Lam- pions, die an Stöcken getragen werden und mit einem langen Seil unter sich verbunden sind, wird ein mächtiger, grausiger Drache dargestellt Der- jenige, welcher den Drachenkopf mit gräßlich aufgesperrtem und rot be- leuchtetem Rachen trägt, übernimmt die Leitung. Wohin er den Kopf wendet, windet sich in furchtbaren Schlingen der ganze übrige Leib nach, auf und ab, rechts und links, sodafc es den Anschein hat, als ob ein ge- waltiges Ungetüm sich durch die Straßen wälze. Auf dem Lande wird natürlich alles einfacher als in den Städten gefeiert, aber die lung-teng fehlt in keinem größeren Dorfe. Einige Orte sind sogar wegen ihres Laternenfestes besonders berühmt. In Städten wie auf dem Lande wird von reicheren Familien auch Feuerwerk ab- gebrannt und leistet man dann in manchen Orten wirklich Großartiges. 1 Vielleicht könnte auch noch hinzugefügt werden, was ich dieses Jahr (1906) zu beobachten Gelegenheit hatte. Am 15. des ersten Monats kamen Leute zu mir, die in meinem Hofe, ähnlich wie sie das auch bei anderen besser gestellten Leuten tun, eine Vorstellung mit Löwen, einen Kampf mit einem Schiffe, Pferderennen geben wollten. Ich ließ sie vor. Die Löwen, Pferde und das Schiff waren, wie die früher beschriebenen Drachen von Papier sehr kunstvoll gemacht Unter den Löwen gingen je zwei Mann in gebückter Stellung, die das Tier regierten, die Bewegungen des Kopfes und der anderen Gliedmaßen leiteten. Ebenso waren auch die Pferde. Der Reiter oder besser die Reiterin stand auf dem Boden und trug vor sich und hinter sich das papierne Pferd. Auf dem Schiffe saß ebenfalls ein junger Mensch als Mädchen maskiert und ahmte das Rudern auf einem Schiffe nach. Die Löwen kämpften erst eine Zeitlang miteinander, sie stellten ein Paar vor, später spielten sie zusammen und nachdem sie eine Zeitlang geruht, kam als Schlußeffekt die Geburt eines jungen Löwen, der von einem kleinen Knaben dargestellt wurde. Die Reiter veranstalteten nun in meinem Hofe ein wildes Rennen. Die Schifferin ruderte im Hofe herum, bis plötzlich ein Mann kam, der mit einer Lanze die Schifferin töten wollte. Über den Sinn dieser Vorstellung konnte ich nichts erfahren. In anderen Gegenden soll an Stelle der Schifferin ein Mann auf dem Schiffe fahren und ein Mädchen mit dem- selben kämpfen. Letzteres stellt eine Göttin vor, die einen Gelehrten, der über den Jangtzekiang fahren wollte, überfiel und in den Götterhain ent- 1 In der Unterpräfektur j§* j\\ Tjü-tschou ist noch das g| $S sungteng gebräuch- lich, indem man Lampions an Bäume anbindet, „damit sie viel Obst bringen", oder auf Gräbern anbringt, in Zimmern authängt, „damit man vor Krankheiten bewahrt bleibe". — 46 — Am 16. des ersten Monats findet der „Gang von 100 Schritten" j£ "g" 3jj| tschou pei-ping [eigentlich „die 100 Krankheiten laufen"] statt, um Krankheiten zu entgehen. Jeder geht an diesem Tage zum Dorfe hinaus, in der Stadt machen die Frauen und Mädchen einen Spaziergang zutragen" (|fj fc ch l uh huo) und — im dritten Herbstmonat — es „hinein (ins Haas) zu tragen" geboten ($$) Jjl£ nah huo): eine Einrichtung, die sich schon in dem „Kleinen Kalender der Hia-Dynastie" (Ta-Tai-li-Pu-chu 2, 19 a i b ) angedeutet findet, wonach das Feuer im neunten Monat (also im dritten Herbstmonat) „hineingetragen" (ptj) werden mußte. Nach einer alten Erklärung bezog sich das nur auf das Feuer zu Töpferei und Metallguß ; es liegt aber vielmehr ursprünglich jener uralt-heilige Brauch zugrunde, der weiter unten. besprochen wird: die Erneuerungdes Feuers. Das ergibt sich schon aus dem Chou-li. Danach (19, 9 a f.) hatte der fij $| Sze-kuan, der „Verwalter des An- zündens", „in den vier Jahreszeiten das Feuer des Landes zu wechseln", indem er es aus zwei je nach den Jahreszeiten verschiedenen Holzarten erzeugte, und seinen Gebrauch ganz wie jene huo-cheng zu überwachen, während der fcij Jjf j£ Szesüanshi, der „Verwalter des Sonnenlichtes", mit Hülfe des Feuerbohrers oder Spiegels das „heilige Feuer" (BJJ ff^ ming huo) von der Sonne nehmen und im zweiten Frühlingsmonat das Feuerverbot ausklingeln mußte, (1. c. 25, 9 b ff. — Das letztere lag auch dem „Palast- verwalter" — © JE kung-cheng — ob, doch nur für den Palast). Dieser „Wechsel des Feuers" (ßjfc }K kai-huo oder ^ >flC pien-huo) wird noch öfter in der alten Literatur erwähnt, so namentlich einmal in den „Gesprächen" des Confuz (Lun-yü XVII, 21, 3). Der Sze-kuan hatte außerdem dem Kuan, „Anzünder", d. h. nach dem Kommen- tar dem „Erfinder des Feuers", zu opfern, und in diesem erscheint wohl wieder der alte Feuergott oder Feuerheros in anderer Form. Ein anderer, vielleicht jüngerer, aber immerhin schon bei Kuan-tze (23, 5 a ), Sün-tze (12 (18), 16 b ) und Chuang-tze auftretender und jetzt allgemein üblicher Name für diesen Prometheus Chinas ist $8 J^ Sui-jen, „Erbohrer (des Feuers)", (was ja nach Adalb. Kuhn auch die Etymologie von Prome- theus wäre.) Nach der verbreitetsten Ansicht hat er das Feuer nach methodischer Betrachtung der Sterne droben und des Holzes hier unten durch Bohrer oder Spiegel gewonnen, aber das ist natürlich nur eine der bekannten platten und wohlweisen Kon- struktionen. Eine spätere Sage, die ich hier anführen möchte, weil sie vielleicht im- portiert ist und Beziehungen zu denen anderer Völker hat, erzählt das «j& jft Si Shi-i-ki und in etwas veränderter Fassung das Lu-shi ( Ts'un-ki 5, 6*/°). Danach hat ein Heiliger der Vorzeit das Feuerzünden einem Vogel im Süden abgelernt, der den Schnabel in einen Ast bohrte, worauf sogleich Feuer hervorkam. Jener Sui-jen soll übrigens auch gleich den Feuerwechsel aufgebracht haben, und natürlich werden beide Erfindungen auch wieder andern mythischen Kaisern zugeschrieben (Lushi* Hou-ki 3, 2 b /3 a Komm.; Kuang-Poh-wuh-chi 4, l a ) — immerhin wohl ein weiteres Zeugnis dafür, daß die Erneuerung des Feuers in die Urzeit zurückgeht. — Mit jenem huo-cheng hat man schon ziemlich früh (Lüshi ChHm-tsHu) den Küchen- gott identifiziert (s. oben), und nach einem Kommentar zum Chou-li (19, 9 b ) kamen dem Kuan in der Tat dieselben Opfer wie diesem zu. Aber meines Erachtens beweist das nichts für ihre wirkliche Identität. Eine Angabe des alten Wörterbuches §Jfc jSt Shuoh-wen (7, 17 b ), daß man dem Chou-li zufolge dem Chuh-jung am Herde opfere, findet sich laut Kommentar weder in allen Ausgaben, noch meines Wissens im Chou-li selber. — Übrigens habe ich im Sou-shen-ki bei einer allerdings nur kursorischen Durchsicht nichts über die obengenannten Feuergeister finden können. Cy. — 47 — auf der Stadtmauer, die Bauern treiben sogar ihr Vieh aufs Feld — alles, um nicht krank zu werden. 1 Auch der Tsau-uang-ye-ye geht an diesem Tage hinaus, tschou pei- ping< Dieser Küchengott hat zwei Frauen, eine ältere und eine jüngere. Ihnen zu Ehren machen die Hausfrauen zwei Puppen am 2. des ersten Monats, stellen sie auf den kleinen Altar des Tsau-uang neben den Koch- herd und verbrennen täglich Räucherkerzen vor ihnen. Da nun der Tsau- uang am 16. spazieren geht, bekommen seine zwei Weiber zu Hause Streit. Man faßt die beiden Puppen zwischen zwei Sorghostengel und gibt der einen eine Nadel, der andern einen Zwirnfaden in die Hand. Sie sollen den Faden einfädeln. Nun schüttelt man die beiden, sodaß sie über- einanderfallen. Es soll vorkommen, daß während des Schütteins der Faden wirklich eingefädelt wird und wird das als Hilfeleistung der Geister an- gesehen. Nachdem sich die beiden so geschlagen, werden sie verbrannt. Die jung verheirateten Frauen machen gewöhnlich am 1. oder in den ersten Tagen, wie oben gesagt, ihren Glückwunschbesuch bei der eigenen Mutter, kehren aber am selben Tage wieder zurück. Vor dem 15. jedoch muß die Mutter sie wieder abholen lassen. Sollte sie aus irgend einem Grunde aber in dem Hause ihres Mannes bleiben müssen, so darf sie am 15. weder Feuer noch Lampions sehen, weil ^ 2 >K5E!Sll^jl 2 !ll£5E&& tschien huo se p'uo-p'uo, tschien teng se kung-kung, wenn sie Feuer sieht, die Schwiegermutter, wenn sie Lampen sieht, der Schwiegervater stirbt. An irgend einem Tage des ersten Monats wird der $£ J- hou-tzy .Affe, auch Jg \% ma-p'i genannt, eingeladen (ff $£ ^ t'sching hou-tzy). Dieser hou-tzy wird im "g j$| fj} Si-ju-tschi beschrieben. Sein eigentlicher Name ist fä $£ T* Suin-hou-tzy oder Jf; fg. g: Suin U-k'ung ^ 5c ^C Ü T'schi-t'ien-ta-scheng. Er ist im Königreich ]f[ Jgp f$ \f\ ^jfc ^ geboren auf dem Berge fä ^ [1] Hua-kuo-schan. Er wurde in einer Höhle aus einem steinernen Ei geboren, das in einem Steine verborgen war. Als man das Ei zerschlug, sprang ein steinerner Affe heraus. Er wurde später das Haupt aller Affen. Die Macht dieses hou-tzy ist sehr groß. In seiner Hand hält er als Waffe einen goldenen Stock, den er nach Belieben lang ausdehnen und zusammenziehen kann. Er kann sich auch, wie er will, 1 Im Kreise Uinschan geht man zum Tempel oder auch zu Verwandten und bringt ihnen $ft ping Kuchen. Man wird dann das Jahr hindurch nicht krank ($1 pi^ff)' (Hier ist wieder ein Wortspiel: $jfc ping Kuchen für $| ping krank.) Im Osten Uin-schans sucht man im freien Felde Reißig und kocht damit Wasser, womit man sich die Füße wäscht. 2 Der Text hat üÄ tien „anzünden". Cy. — 48 — verändern und Gestalt von Tieren, Steinen, Bäumen usw. annehmen. So- gar vervielfältigen kann er sich in unzählige Affen. Seine Kraft und Geschwindigkeit ist unermeßlich. Während man mit dem Kopfe einmal nickt, kann er 108000 Li weit laufen. Als Kompagnon hat er u. a. den ^/\J^ Ibchu Fd-tschie (vgl. "jg jg fj} Si-yu-tschi). Dieser Affe bedeutet nichts anderes als das Herz, während das Tschu (Schwein) die Lüste und Leidenschaften bezeichnet. Um den hou-tzy einzuladen, wird im Dorfe Geld gesammelt für Räucherwerk. An dem bestimmten Tage werden vier junge Burschen, die aber nicht schu-lung-ti und schu-hu4i (vgl. Vorwort S. 27) sein dürfen, d. h. im Jahre des Drachen oder Tigers geboren sein dürfen, zu irgend einem Tempel oder zu einem Friedhof geführt, von dem man sagt, „daß es nicht stimmt dort". Solche Orte gibt es überall. Dort werden Räucher- kerzen angezündet und wird dabei folgendes Gebet gesprochen: m* «& rn m* B& n m * % n t % t& i-p'i-ma, leang-p l i-ma Psching Suin-ta-lan-ye le uen-schua i-Piau-lung, leang-tiau-lung t'sching Suin-ta-lau-ye hsia Vien kung. Ein Pferd, zwei Pferde sind zur Stelle; wir bitten deshalb den großen Suin zu kommen und seine Fechtkünste zu zeigen. Ein Drache, zwei Drachen sind bereit; wir bitten den großen Suin auf die Erde zu kommen und zu fechten. Darauf fallen die vier mit dem Angesicht zu Boden und bleiben in dieser Stellung eine Zeitlang ruhig liegen. Plötzlich fällt einer auf die Seite: der hou-tzy ist in ihn gefahren und er kann sich nicht mehr selbst bewegen. Man trägt ihn darauf nach Hause. Dort angekommen, zündet man Räucherkerzen an und hält ihm dieselben unter die Nase, solange, bis er von selbst aufspringt. Nun gibt man ihm einen langen Säbel in die Hand und macht mit Tamtam und Cymbeln einen ganz mörderischen Skandal. Der „Besessene" fuchtelt dabei fortwährend mit dem Säbel in der Luft herum (ig schua) und springt über Tische und Bänke. Glaubt man, es sei des Spuks genug, so läßt man die Räucherkerzen löschen und der „Besessene" fällt sofort wie leblos zu Boden. Nach einiger Zeit ruft — 49 — man ihn mit seinem Namen und er erwacht dann langsam wie aus tiefem Schlafe. Ähnlich diesem Vsching hou-tzy ist das ffi ftf] jft Psching-sien-Jcu, Geister einladen, das an einzelnen Orten ebenfalls im ersten Monat stattfindet. Man zieht zwei fünfzehn-, sechszehnjährigen Knaben Mädchenkleider an, frisiert sie auch wie Mädchen und führt sie in irgend ein wenig benutztes, abgelegenes Zimmer. Dort faßt man sie bei der Schulter und schüttelt und rüttelt sie solange, bis sie wie leblos umfallen. „Dann sind sie be- sessen" (jgjjr g£ =g ftjj fl«j tschiu te-tscho Vameri). Nun hebt man sie auf, trägt sie hinaus und hält ihnen wie oben Räucherkerzen unter die Nase, „bis sie aufwachen." (J| 5£ 3jS T hsün Vschi U-liau.) Dem einen gibt man dann in die linke Hand ein jfx JfJ ^ hung pei-tzy, ein rotes, ca. zwei Fuß langes, schmales, seidenes Tuch, das von Frauen getragen wird als Kopf- putz, in die rechte Hand einen Fächer; dem anderen ein dünnes, ca. zwei Fuß langes Bambusbrettchen, auf dessen Spitze eine Papierblume oder ein papierner Vogel angebracht ist Die beiden schwingen nun fort- während die Arme und tanzend geht der eine rückwärts, der andere vor- wärts ihm nach. Beliebt ist dabei das jß '$£ kuo-t'schiau, über die Brücke schreiten, das sich auf eine Stelle in der Legende vom Suin- hou-tzy bezieht. Man stellt zwei Stühle mit der Lehne zusammen und läßt die beiden über die Stuhllehnen hinwegschreiten. Ist's des Spiels genug, so läßt man wie oben die beiden wieder zu sich kommen. Am 2. des zweiten Monats streut man mit einer Schaufel auf der Tenne, im Hofe und im Zimmer Asche in einem großen Kreise. Im Zentrum des Kreises wird eine kleine Grube gegraben, in die man aller- hand Getreide und auch Geld legt ([ü ig ui t'schang). Die Zeremonie hat wohl den Sinn, die bösen Geister, die die Asche (fx hui) fürchten, von dem Getreide fernzuhalten. (Vielleicht ist auch hier ein Wortspiel im Spiele: Jfc hui — Asche, g$ hui «- durchbläuen. [?]) Am 2. werden auch Bohnen und Erbsen gebraten im Kochtopf, die man zwei Tage vorher in Salz- oder Zuckerwasser gelegt hatte. Dadurch sichert man sich vor Skorpionstichen. Man streut auch am Fuße der Mauern entlang, innerhalb und außer- halb des Hauses Asche, „damit die Skorpione nicht herauskommen." (M %i % -F* ui-tscho hsie-tzy.) Am 2. wird auch nicht gemahlen. Die chinesische Mühle besteht aus zwei runden, übereinanderliegenden Steinen, zwischen welchen das Getreide zerquetscht wird, das durch ein Loch, welches sich im oberen Steine befindet, hindurchgeschüttet wird. Der obere Stein hat in seiner — 50 — inneren Fläche eine ringförmige Rinne, die man f| lung Drache nennt. Am 2. richtet man nun den oberen Stein halb auf und nennt das H tn SM lung t ( e t'ou, der Drache hebt das Haupt auf. Die Frauen machen an diesem Tage auch keine Näharbeiten, aus Furcht, die Augen des Drachen zu treffen (fg gl] fj| gg p l a tscha lung-yeri). Man ißt am 2. viel die !jf£ %£ hua-kau oder f^ f £ nien-kau, Kuchen aus Reis und tsau (Frucht des Zizyphusbaumes) gemacht, „damit die Pflugschar nicht breche" (^ jg| jjl^ 1 pu hae li hnä). (Hier fä hua Kuchen für §* haa Pflugschar gebraucht). Im zweiten oder dritten Monat ist ffi flfj t'sching-ming, auch igt j£ hen- schy genannt (vgl. Vorwort). An diesem Feste wird der ffi |5g T'scheng- huang, Stadtgott, d. i. der Schutzgeist der Stadt, in öffentlicher Pro- zession durch die Straßen der Stadt getragen (jfä [Jg {fj H T^scheng huang Pschu suiri). ;J$ Tscheng, wörtlich Mauer, |§| huang, wörtlich Stadtgraben. Dieser T'scheng-huang ist der Herrscher über die Toten der Stadt wie der Mandarin die Lebenden regiert. Es ist irgend ein verstorbener berühmter Mann (oft auch fingiert) aus der Stadt selbst, von dessen Geschichte man meist nichts oder gar wenig kennt, der als Stadtgeist verehrt wird. In Tsining z. B. soll derselbe ehemals m der nörd- lichen Vorstadt gewohnt haben, sonst weiß man nichts von ihm. 2 Am t l sching-ming-Teste wird das hölzerne Bild des T'scheng-huang aus der Stadtpagode (jfä ßj| Jgj T'scheng-huang-miaii) herausgetragen, auf eine Tragbahre gestellt und im großen, feierlichen Zuge zur nördlichen Vor- stadt getragen, wo man zu seiner Ehre ein Mattenzelt aufgeschlagen hat. Die Träger des Bildes und Teilnehmer der Prozession sind Leute, die für ihre Kranken zu Ehren des Gottes ein Gelübde gemacht haben. Viele derselben tragen an diesem Tage Imitationen von Folterwerkzeugen (aus Papier) als Buße, andere tragen wirkliche Ketten, andere verkleiden sich i Der Text hat ffi hua, was gar nicht paßt; besser scheint es, dies Dialektwort durch obiges Zeichen (hua „Schaufel") wiederzugeben. Cy. 2 Über die Stadtgötter vgl. de Groot, Fetes annuelles 586 ff. Sie werden auf den Vorschlag des Papstes der Taoisten hin vom Ministerium der Riten (li-pü) in Peking ernannt, haben unter Ihresgleichen im Himmel den Rang, welchen der höchste Beamte der betr. Stadt unter den Menschen hat und stehen sämtlich unter dem Stadtgott von Peking — ein charakteristisches Beispiel für die Art, wie die Chinesen ihre Staatseinrichtungen auf den Himmel projizieren. Übrigens hat der Stadtgott namentlich auch über die Lebenden seines Bezirks zu wachen und jedes Vergehen dem Herrn der Unterwelt zu berichten. Daraus erklärt sich das im Folgenden erzählte Benehmen des Volkes. Auch erwartet man wohl die Verteidigung der Mauern von ihm; wenigstens waren die Pekinger, wie man mir dort erzählt hat, sehr enttäuscht, daß sich der ihrige gar nicht rührte, als die europäischen Truppen 1900 die große Bresche am Wassertor in die Stadtmauer sprengten. Cy. — 52 — An vielen Orten ist es auch gebräuchlich, am Psching-ming fä jjjfy jfc -^ l l scha pei-tschy-tzy („Zypressenzweige aufzustecken"). Man steckt an beiden Seiten der Haustüre frische Zypressenzweige auf. Den Hunden gibt man einen Kranz um den Hals an diesem Tage. Es bedeutet das ?fc jjrg Pschiu fu, Glück erbitten. Einige Tage vor dem t l sching-ming oder hen-schy teilen die Bonzen Papierstreifen mit Schriftzeichen unter die Leute aus (^ ^ sa sehn f|). Es sind das ca. ein Fuß lange, weiße Papierstreifen, auf denen in der Mitte ein schmaler ca. 10 cm langer roter Streifen aufgeklebt ist. Auf diesem stehen die Worte: :Ei f£ 7^ iiL ft 3t 3t llr san-te-tschung-Vschin-scheng- Pien-uin-schu, Aktenstück, daß die drei Generationen (Eltern, Großeltern und Urgroßeltern) und die noch Alteren in den Himmel aufgefahren sind. Diese „Aktenstücke" werden am t'sching- ming auf den Gräbern verbrannt. Für die Abgestorbenen hat man nämlich drei Gedenktage im Jahre, das Psching-ming , den 15. Tag des VII. und den 1. Tag des X. Monats. Man geht an diesem Tage an die Gräber hinaus, erneuert die Grabhügel (i$t lfi ^ en f en )> verbrennt dort Papier 1 und macht K'ot'ou. Zugleich werden fünf Schüsseln mit Opfergaben dargebracht. Die Frauen kauern zweifellos zutreffend mit der oben besprochenen Erneuerung des Feuers. Diese Ansicht wird, wie ich noch hinzufügen kann, auch von Lo Pili (Lu-shi, Fah-hui 1, 13b) und dem Verfasser der C'hu-hioh-ki (cit. im Kuang-Poh-wuh-chi 4, 37 b ) geteilt und ge- stützt, die das oben erwähnte Feuerverbot des Sze-süan-shi ausdrücklich mit dem „Kaltessen" in Verbindung bringen. (Die im Kuang-Poh-wuh-chi 4, l a wiedergegebene Behauptung des Wu-yüan, daß letzteres von Shi-huang-ti (222—209 v. Chr.) eingeführt worden sei, scheint der tatsächlichen Unterlagen zu entbehren). Nach Li Fou (de Groot S. 214, vgl. Jih-chi-luh Anhg. K. 2) ist dann jener Feuerwechsel allmählich aus einem viermaligen zum einmaligen — eben im Frühling — zusammengeschrumpft. — Übrigens pflegen Han-shih und TsHng-ming sonst unterschieden zu werden: dieses, ein eintägiges Fest, bildet den Abschluß des. dreitägigen Hanschih. Vgl. Kuang-Poh-wuh- chi 4, 38 a , wo dieses an das Ende des zweiten, jenes an den Beginn des 3. Monats ge- setzt wird, und de Groot S. 218,231; über das Fest vgl. auch Grube, Zur Pekinger Volkskde. S. 64 f. — Bemerkenswert ist das, wie es scheint, ganz vereinzelte Vorkommen dieser Feier bei dem südchinesischen Autochthonenstamme der Lohan-Miao, die das dreitägige Kaltessen ebenfalls vom 3. Tage des 3. Monats an in Verbindung mit einem buddhistischen Feste begehen. S. Colquhoun-Wobeser, Quer durch Chryse 11,385. Ob hier eine Entlehnung des chinesischen Brauches vorliegt, ist gleichwohl nicht ganz sicher. — Es wäre interessant zu erfahren, ob man in Schantung um diese Zeit auch ge- färbte Eier — Ostereier — ißt, wie in Südchina. Früher wenigstens (in vorchristlicher Zeit) muß es dort Sitte gewesen sein. Vgl. de Groot 1. c. 221. Cy. 1 Im "Westen Schantungs wird das Papier auf dem Grabe verbrannt (jfjj| $j£ schau tschy), in Tsining und Umgegend wird es unter eine Erdscholle gelegt, die man oben auf die Spitze des Grabhügels legt (jß $ft ya tschy). — 53 — vor den Gräbern und klagen laut, wobei sie fortwährend K'ot'ou machen. Diese Zeremonien vor den Toten finden übrigens nur drei Jahre lang statt. Im vierten Monat am 8. Tage ist das Geburtsfest der Göttin des Weizens (g£ J $} %ft mei-uang-ne-ne). Es ist ein Fest der alten Weiber. Sie sammeln Geld unter sich für Räucherkerzen und Papiergeld und gehen gemeinsam zum Dorfe hinaus bis zum nächsten Kreuzwege. Dort formen sie aus Erde einige kleine Hügelchen, auf denen sie die Sachen verbrennen. Im Frühjahr, an irgend einem Tage, wird auch die Pockengöttin (0 ^ ^ tyj paen-tschen-ne-ne) verehrt. 1 Die Pocken treten nämlich im Frühjahr häufig auf. An der Türe des Hauses, wo die Pocken herrschen, bringt man einen schmalen Streifen rotes Tuch und einige Papierblumen an. Es soll damit die Göttin geehrt werden, im letzten Grunde geschieht es aber wohl nur deshalb, um auf dieses Haus aufmerksam zu machen, und um es meiden zu können. Wenn das Kind, das die Pocken hatte, gesund geworden, wird aus dem roten Tuch ein Frauenschuh gemacht, den man im Tempel verbrennt. Am 5. des fünften Monats wird das Fest J{g -^p tuen-wu gefeiert. Es ist ein allgemeines Fest, spielt sich aber nijr in den Familien ab. Im öffentlichen Leben merkt man nichts davon, die Geschäfte sind geöffnet und die Arbeiten gehen ihren gewöhnlichen Gang. In der Frühe des Morgens sucht man auf dem Felde Artemisia (3£ nge), die man auf den Altar im Hofe legt und die in vielen Krank- heiten verwandt wird. (fp^ + ^^^ifn-fc+^liJill tschy Vschi- schy~'öl-yan-tzy-ping, tschy Pschi-schy-öl-yan-tzy-fung, heilt zweiundsiebzig Arten von Krankheiten und zweiundsiebzig Arten von Erkältungen.) Der Volksmund sagt: wu-yöo tuen-wu pu te nge se-liau pien ko lau-pie-ke Wer am tuen-wu im 5. Monat keine Artemisia trägt, wird, wenn er stirbt, in einen alten Schildkrötendeckel verwandelt. 2 1 In Peking ist dies der Name der Scharlachgöttin. S. Grube 1. c. 58, 59. Cy. 2 Eine Anspielung auf die Sitte, Artemisia im Gürtel zu tragen, könnte vielleicht schon in Vers 69 des Li-sao (Ts'u-tz'e 1, ll b =» Legge, Journ. Roy. Asiat. Society 1875, 859) gefunden werden, wenn er gleich allegorisch ist und, merkwürdig genug, gerade der Held dieses Festes, K'üh Yüan, diese Sitte darin verurteilt. — Die Ver- — 54 — Man pflückt auch Blätter von den Bäumen und gebraucht sie wie Teeblätter (Vsche Vscha ffi 3fe). Allgemein werden die %g ^ tschiung-tzy gegessen, eine Speise aus Reis oder Hirse, die mit Zizyphuspflaumen ver- mengt und mit Blättern umwickelt ist. „Wer sie ißt, bekommt keine Augenkrankheit" (^ ^ gj£ pu he yen). Der Ursprung des Festes wird auf den freiwilligen Tod des berühmten Dichters und Staatsmannes Jj§ )$> Tsch'ü Tuen zurückgeführt, der den König ^ Hut von $& Tsch'u als sein Minister vor einer verhängnisvollen Politik zu bewahren suchte. Er wurde jedoch von seinem Amtsgenossen ^(f fpj Tschin Schang verleumdet und fiel in Ungnade; als er dennoch in der Sorge um Fürsten und Vaterland nicht nachließ und seine inzwischen von den Ereignissen gerechtfertigten Warnungen wiederholte, wurde er von Hue's Nachfolger vom Hofe verbannt. Aus Schmerz über das erlittne Unrecht stürzte er sich am 5. Tage des 5. Monats in den fj§ $jj| Mi-lo. Seither ist es Brauch, daß man Reis oder Hirse ins Wasser schüttet, um dem Wasser zu opfern. Die Tschiung-tzy sind aus Reis oder Hirse in Wasser gekocht. (Vgl. Annalen und P. Tschepe, Histoire du royaume de Tschou.) 1 Die Tschiung-tzy werden auch fä ^ Tschüo-schu genannt, d. i. Hornspeise. Zur Zeit der ^ T'aw-Dynastie in der Periode Tien-pau (742—56) am 5. des fünften Monats wurde nämlich am Hofe ein Gebäck aus Hirse gemacht, in das man aus einem Bogen aus Hörn Pfeile schoß. Wer die Speise mit dem Pfeile traf, durfte sie auch essen. 2 Das Volk weiß über den Ursprung des Festes nichts. Mir sagte man, wendung der Artemisia gegen Krankheiten (besonders als Mittel zum Kauterisieren) ist übrigens alt in China ; vgl. M e n c i u s (Chin. Class. II, 301). Cg. — In einigen Gegenden tragen an diesem Tage die Knaben nge in einem Säckchen am Knopfloch, die Mädchen tragen dasselbe im Haar. 1 In Südchina feiert man an diesem Tage das bekannte und, wie ich nach eigner Anschauung sagen kann, sehr eindrucksvolle und farbenreiche „Drachenbootfest", bei welchem ähnliche Zeremonien wie die genannten beobachtet werden, und das man natürlich aus demselben Anlaß herleitet. De Groot (1. c. 358 f.) macht es jedoch in hohem Grade wahrscheinlich, daß auch hier wieder nur eine euhemeristische Anknüpfung an einen weit älteren Brauch, nämlich an ein Opferfest für den .Flußgott zur Sommer- sonnenwende, vorliegt, und Grube (1. c. 68 ff.) fällt ihm bei. Das Drachenbootfest scheint umso sicherer alt und unabhängig von dem historischen Ereignis zu sein, als nach Ma Tuan-lin (Wen-hien-Pung-k'ao K. 332) ehedem auch in Cochinchina und auf der Insel ^ ^ She-p'o (vielleicht Java) im 5. resp. 4. Monat ein ähnliches Bootsfest stattfand, eine Analogie, auf die schon d'HerveydeSt. -Denys (Ethnographie de Ma- touan-lin 11,543) aufmerksam gemacht hat. Entlehnung der chinesischen Sitte ist hier nicht eben wahrscheinlich; man möchte eher annehmen, daß die südchinesische Feier eines der von den alten Autochthonen überkommenen Feste sei, wie sie für ein an und auf dem Wasser lebendes Volk nur natürlich sind; die nordchinesische hat ihre gleich- falls uralten Flußopfer wohl nur äußerlich daran angeknüpft. Cg. 2 Diese Geschichte ist mir unbekannt und läßt sich ohne Quellenangabe nicht leicht auffinden. Der Name des Gebäcks kann aber schon aus dem Grunde nicht wohl darauf zurückgehen, weil es schon im |j| ^ J[jf fÜ Sü- Ts'i-hie-ki, das spätestens aus dem 6. Jahrhundert n. Chr. stammt, in Verbindung mit diesem Feste erwähnt wird. Vermutlich ist der Brauch aber noch bedeutend älter. Der Name wird eher von der pyramidenartigen (gehörnten) Form herrühren („Hirsehörnchen"). Vgl. Grube 1. c. 70, de Groot, Fetes 353 f. Cy. — 56 — In der Unterpräfektur fp? |S§? Mung-yin wird beim ersten Regen nach der Weizenernte, der für die Herbsternte von größter Wichtigkeit ist, dem 3£ J|l Jü-huang, der beim Volke auch die Stelle des T'ien-lau-ye-ye vertritt, ein Schwein geopfert und das Fleisch unter diejenigen verteilt, die dieses bezahlt haben. Am 6. des sechsten Monats ißt man, wie am Neujahrstage, allgemein pien-schy. Am 6. „sonnt der Drache seine Kleider" (BS II 5K sche-lung-i). Man holt dann die Kleider, besonders die Winterkleider, aus den Schränken und lüftet sie in der Sonne. Auch geht man hinaus ins Feld, um das Getreide zu besichtigen. (f §H k'an Jcu-siu, Besichtigung der Kornblüten.) In einigen Gegenden, im Osten besonders z. B. in Mung-yin, werden am 6. dem ^ ]£ niu-uang, Ochsengott, Schafe zum Opfer gebracht. 1 Der 23. ist der Tag des Jg| 3i wia-uang, Pferdekönigs, der be- sonders in Städten von Pferdebesitzern durch Theaterspielen gefeiert wird. 2 Gegen Ende des Monats genießen auch die Geister des Exerzier- platzes (;}£ JJt tschiau-t'scliang) in den Städten, wo Militär liegt, Verehrung durch Theaterspielen. 1 Diese Gottheit leitet sich nach Grube (1. c. 58) von einem ebenfalls im Si-yu-ki (s. o.) vorkommenden Rinderdämon her. Cy. 2 Vgl. auch Grube 1. c. S. 75 u. 56 (der an letzter Stelle genannte j§ fljj T. Ma-ming-wang hat übrigens nach de Groot, Sectarianism I, 200 wenigstens bei der Lung-hua-Sekte eine andere Bedeutung). — Die alte Literatur kennt mehrere Pferde- gottheiten. Wohl die erste Erwähnung einer solchen findet sich in einem Liede des Shi-king (II, 3, VI, 1) aus dem 9. bis 8. Jahrhundert v. Chr., wonach man vor dem Aus- zuge zur Jagd dem f£| poh „Herrn", d. h., wenn die Scholiasten Recht haben, dem »Ü§ ÜL wa-tott „Ahnherrn der Rosse", ein Opfer brachte. Nach dem Chouli (21, 26 b ) wurde diesem ma-tsu, den die Kommentare mit dem „himmlischen Viergespann" (3c .|H Piensze = ß, b, ir, p scorpionis) identifizieren, von dem königlichen Gestütsdirektor in jedem Frühjahr geopfert, während der „erste Pferdezüchter" (^ $C Sien-muh) im Sommer, der J§ jjf£ mashe, der zuerst das Roß in das Wagenjoch zwang, im Herbst und der pferdefeindliche j§ ~ß? ma-pu im Winter ihre Gaben erhielten. Der heutige Pferdegott mag dem sien-muh oder mashe entsprechen. Es ist vielleicht der Erwähnung wert, daß ein JJ| 3E ma-wang noch jetzt (wie vor alters ; vgl. u. a. das Hua-yang-knoh- chi) von dem südwestchinesischen Eingeborenenvolke der Lolo und bei denselben An- lässen wie einst der poh des Schi-king verehrt und angerufen wird. Sein (?) Steinbildnis zeigt man in einer der interessanten noch unerklärten Felsengrotten von Sze-tsch'uan, die namentlich vonColborne Baber (Travels and Researches in Western China: Supplem. Papers der Roy. Geogr. Society I, 138—41) und Mrs. Bishop (The Yang-tze Valley and Beyond S. 467 f.) beschrieben worden sind. Eine davon trägt übrigens auch das Relief eines liegenden Pferdes auf dem Türsturz. Cy. — 57 — Der 7. Tag des siebenten Monats ist bekannt durch das „Fest der Weberin" (^ j}[> -ff jjffc £ niu(ngou)-lang hui tschy-niü.) 1 Der Volks- mund sagt: nien-nien ju ko t'schi yüo t'schi t'ien-xan-ti ngo-lang Jcung tschy-niü. Jährlich gibt es einen siebenten des siebenten Monats, Der Ngo-lang am Himmel macht der Tschy-niü einen Besuch. Über diese beiden Liebenden gehen mehrere Sagen im Volke um. Prof. Grube gibt a. a. 0. 76 f. diejenige an, die auch mir mit wenigen Veränderungen erzählt wurde und die wohl die allgemeinste zu sein scheint. Niu-lang oder Ngo-lang, der Kuhhirt, entspricht den Sternen et, ß, t des Sternbildes Aquila, Tschy-niü den Sternen ^ + JE pa-yueh schy-wu, der 15. Tag des achten Monats, pf» ffi ^ fjj tschung-t'schiii ta-tschie, das große Mittherbstfest genannt. Es dient hauptsächlich der Verehrung des Mondes. Man bäckt für dieses Fest ein besonderes Gebäck, die ft f(f ytieh-ping, Mondkuchen, und bringt am Abend auf dem „Hirten" im Westen der Milchstraße zur Frau. Von da an vernachlässigte sie aber ihre Arbeit, und so ward sie zur Strafe wieder in die alte Wohnung zurückver- setzt und darf nur einmal im Jahre mit ihrem Gatten zusammenkommen. — Über Sage und Fest vgl. auch de Groot 1. c. 436—44. Cy. — 60 — beim Frühlingsäquinokt morgens die Sonne, beim Herbstäqujnokt abends den Mond zu verehren, ist der Sonne und des Mondes richtiges Zere- moniell." (Vgl. £ jft ii % üin'hsien-t'ung-k'au, K. 79, 5 b f.) » „Im Tschou-tschy heißt es: Zur Zeit des Herbstäquinokts wird in der östlichen Hauptstadt dem Sterne Ling-sing (Mond) geopfert, um eine günstige Zeit zu erflehen, Früchte zu säen." 2 „Im Li-tschi, Kap. Yüeh-üng, wird gesagt: Zum Herbstäquinokt werden dem Stern des langen Lebens Speisen geopfert." (Vgl. Uin-hsien-Pung- h'au). 3 „Im TsclioU'li heißt es: Im Mittsommer morgens schlägt er (ein be- sonderer Beamter) die irdene Trommel und bläst die Lieder von Pin, um der Hitze zu begegnen, im Mittherbst nachts begrüßt er die Kälte auf dieselbe Weise." 4 Die Sage erzählt, daß einst der Kaiser Jg: ^ ^ Tan Hsüan-tschung (713 — 755 n. Chr.) mit einem Zauberer (Taoistenpriester) namens $| £V j|f~ Luo Kung-yüen am Abend des Herbstäquinokts lustwandelte. Dabei habe der Kaiser gewünscht, einmal den Mond besuchen zu können. So- fort habe der Zauberer seinen Stock in die Luft geworfen und dieser habe sich in eine Brücke verwandelt, auf der der Kaiser zum Monde geschritten sei. Er fand dort einen wunderbaren Hof, großartige Pracht und Herrlichkeit und sah schöne Mädchen unter Gesang tanzen. Zurück- gekehrt zur Erde habe der Kaiser angeordnet, daß der Mond in dieser Nacht verehrt werde. Das Fest wird übrigens jetzt als Dankfest für Befreiung aus den Händen der grausamen Mandschubeamten gefeiert und ist somit gleich- srnrnn ® % w ± w •& * ® n ■& % & z $ o % mm m & w & 4l m * m % % x m ß Mi * & jat ± je m & * & ® l*#*J3jlfc&HJ3±IE|g&o BL m Jl £ o 4 ä ä + # « » ± « « » i* a & # + « * » *# * ± o [Die beiden Opfer in dieser Zeit gehören noch heute zum offiziellen Kultus. Unter den ältesten Dynastien brachte man deren auch noch bei anderen Gelegenheiten dar, so beim Vorstadtopfer für den Himmel (Li-ki 8 (21), 39 a ' b — SBB. 28, 218/19, wo noch einiges Weitere über die obigen zu finden ist), und nach dem Tso-chuan (Ch. OL V, 573) opferte man 530 v. Chr. den Göttern von Sonne, Mond und Sternen, wenn Schnee, Reif, Wind oder Regen zur Unzeit eintraten. — — 61 — sam eine Verherrlichung der Rebellion. Nachdem nämlich die jetzige Dynastie ans Ruder gekommen, ordnete sie an, daß in jedem Dorfe und in jeder Stadt über zehn chinesische Familien ein Mandschu stehe. Diese übten aber eine sehr willkürliche Herrschaft aus und unterdrückten das Volk gewaltig. Heimlich wurde daher beschlossen, am 15. des achten Monats alle diese Volksaussauger zu töten und wirklich soll dieses Blut- bad an diesem Tage stattgefunden haben. Die Regierung wagte nichts gegen dieses furchtbare Volksgericht zu tun und ließ die Tat ganz un- gesühnt. Als dies das Volk merkte, herrschte allgemeine Freude und der 15. des achten Monats wurde seitdem als Gedenktag vom Volke freudig begangen. Übrigens ist um diese Zeit die Sorgho- und Hirsenernte auch vor- über, und dürfte der Tag auch in dieser Beziehung ein Dankfest sein, das den Göttern dargebracht wird. Am 9. des neunten Monats ist das Fest 1fr ßj| |g Vschung-yang-tschie. Es werden besonders die großen Töpfe verehrt (fljj jjhß kang-schen, Topf- geister). In allen Schnapsbrennereien, Ölmühlen, Färbereien, kurz über- all, wo die großen, irdenen Töpfe gebraucht werden, genießt dieser kang- schen Verehrung. Man opfert ihm sogar auf dem Hausaltar und zwar Hühner-, Fischfleisch und Brot, und macht ihm K'ot'ou. Den Arbeitern dieser Fabriken wird an diesem Tage eine gute Mahlzeit bereitet. Der 1. des zehnten Monats ist wieder ein Totengedächtnistag. Des- gleichen findet auch die Prozession zu Ehren des Stadtgeistes statt. Die hui, Geister, die zur Zeit des t'sching-ming alle von dem Stadtgeiste von auswärts einberufen waren, damit sie den Früchten nicht schaden könnten, werden am 1. des zehnten Monats wieder freigelassen, (jfc fa fang kui.) Zur Zeit des 3C jg tung-tschy im elften Monat müssen die Vorberei- tungen für den Winter getroffen werden. Es ist auffallend, daß in Schantung der ambrosiastampfende Hase im Mond und sein Bild gar keine Rolle bei diesem Feste zu spielen scheint, während ihm doch sonst in China und so auch in Peking eine Hauptrolle zugeteilt ist. Vgl. Grube 1. c. S. 83 und de Groot 1. c. S. 495 ff. (S. 468 ff. u. 509 ff. noch anderes Material über die Mond- verehrung). Des Letztern Erklärung über den Ursprung dieser Mythe kann ich mich indessen nur soweit anschließen, daß sie auch meines Erachtens und trotz Chavannes (La sculpture sur pierre en Chine, S. 80 ff.) zweifellos indisch ist. Nur scheint sie mir ein vorbuddhistischer Import zu sein, weil der Mondhase schon sehr früh, nämlich im 3. Jahrhundert v. Chr. (vgl. K l üh YüarCs Tien-weri), und zwar wohl als bildliche Dar- stellung in einem Palaste, erwähnt wird. Auch anderes spricht dafür. Heutzutage findet man sein Bild in Peking außer auf den am 15. des 8. Monats überall feilgehal- tenen Bilderbogen, deren Mittelpunkt er bildet, mitunter auch als Kohlenskizze auf den Häusermauern. Cy.] — 62 — In ^ >J+| Jßf Ts'au-tschou-fu und $1J jfM+l Tsining-tschou ißt man an diesem Tage wieder die Fleischpasteten, die diesmal mit Schaffleisch gefüllt sind. Es sollen dem, der diese gegessen hat, im Winter die Ohren nicht verfrieren. (%> }g| Jf 2g ^m K % TS £ Ü^S *I fo — %^ fu-schiii schen-huo tung t'schu tschu tschen-tschei se-ming i-tschia tschuin. Gutes Wasser und ruhiges Feuer sind die Herren der Küche, Der das Anwesen überwachende Schicksalsgebieter (= Tsau-uang) ist der Geehrte des ganzen Hauses. Sprüche neben dem Bilde des T'sche-schen lauten z. B.: $ « n m m je tschin t'schien-hsian-pau schy tschau ueng-li-t'sche. Täglich sende Schätze der tausend Gegenden, Jederzeit ruf herbei den Reichtum der zehntausend Meilen. ä % ± m » is ± f& e ^ n m Wi st hsing-tschia li-ye t'sche-yüen tschu tschy-kui ngen-pan fu-lu sehen. Bei der Gründung einer Familie ist Reichtumsquell die Hauptsache. Bei der Regierung eines Reiches sind Glück und Würde die Götter. 1 1 Für die Übersetzungen bin zum größten Teile ich verantwortlich. Cy, Gebräuche, die bei der Geburt und in der ersten Kindheit beobachtet werden. ie Frau aus dem Volke lebt während der Schwangerschaft im allgemeinen geradeso wie auch sonst, fä f f- jg= p£ ff- |g yit schymo, tach'y sckymo, was sie hat, das ißt sie. Für wichtig werden besonders die ersten drei Monate gehalten. Da im dritten, sechsten und neunten Monat gern Frühgeburten OJ, g| siau-t'schen) vorkommen, soll sich die Frau in dieser Zeit vor schweren Arbeiten hüten. Einiger Fleischspeisen muß sie sich überdies enthalten, z. B. des Hasen- fleisches, weil das Kind sonst eine Hasenscharte (|£ Vgj huo-tsckoni) bekommt, der Schildkröten (ff $j pie-gou), weil das Kind sonst nicht zur Welt kommt Sind aber Unregelmäßigkeiten vorgekommen, hat sich die Frau z. B. über- arbeitet oder sich stark geärgert, so gibt es dafür Medizinen (^£ gf-f f$ i$| vgen-t'e-ti yüeh). Die Chinesen wollen schon bald nach der Empfängnis wissen, ob das Kind ein Knabe oder ein Mädchen sein wird. Als ich einem Arzte meine Zweifel darüber aussprach und ihm sagte, daß das selbst in Buropa nicht möglich sei, lächelte er ganz selbstbewußt und versicherte mir, mit einer "Wette seine Aussage bekräftigen zu wollen. Der chinesische Arzt glaubt, daß die Pulsadern am Handgelenk mit den verschiedenen Organen des Körpers in Verbindung stehen. An jedem Arm unterscheidet er drei Pulsschläge (H flS SB san-pu-mei). Legt man nun die Finger ganz leicht auf den Puls des linken Armes und fühlt man bald, daß der Puls anfängt, hart und immer härter zu schlagen, so ist das Kind ein Knabe, wenn man dagegen auf den Puls erst drücken muß, um ihn zu fühlen, so ist das Kind ein Mädchen. — Andere Arzte wollen das Geschlecht des Kindes ans den Fußstapfen der Mutter erkennen. Sie streuen leichten Sand auf den Boden und lassen die Frau darüber hinweggehen. — 68 — Ist der Tag der Niederkunft gekommen, so wird die lau-lau % yg oder schou-schefig-p : uo~nian J[£ ^ !j£ jß Hebamme eingeladen, die aber auf dem Lande sowohl wie in Städten nur irgend eine ältere Frau aus der Verwandtschaft ist und für ihre Dienste nicht eigens bezahlt wird. >f? ;g % ktten-lau~lau, d. s. solche, die daraus ein Geschäft machen, kennt man nicht. Ist die Geburt sehr schwierig, so ruft man einen Arzt, der aber nie selbst erscheint, sondern nur ein Rezept schreibt. Bei der Geburt dürfen Männer nicht zugegen sein, auch nicht der eigene Mann der Frau. Sterbefalle bei der Geburt kommen fast niemals Yor. Die Geburt muß immer im eigenen Hause geschehen, darf auch z. B. nicht im Hause der Eltern der Frau geschehen. Ist demnach die Nieder- kunft unerwartet schnell und wohnt die Frau bei ihrer Mutter, so wird sie sofort, auch in letzter Stunde noch, nach ihrem Hause gefahren. Sollte aber trotzdem eine Frau in einem fremden Hause gebären, so bringt das dieser Familie Unglück. Um dieses zu hintertreiben, muß der Mann der Gebärenden die Tenne der Familie umpflügen (^ jg heng Pschang), das Bett (££ Jc'ang) muß aufs sorgfaltigste gereinigt, und beim Abschied muß der Kochtopf der Familie bis an den Rand mit Weizen gefüllt werden. Eltern, deren Kinder immer bald nach der Geburt sterben, pflegen dieselben frühzeitig „anzubinden" (fe sehnen). Vater oder Mutter gehen in einen Tempel, in welchem sich ein fä ££ Jg na-ua-tien, Kindersaal, befindet, d. i. ein Tempel, in dem viele Kinderfiguren aufgestellt sind, und suchen sich dort ein Kind aus. Dem erwählten legen sie eine Schnur um den Hals, an der 200 Sapeken angebunden sind. Dem Kinde wird dann vom Bonzen oder der Bonzin ein Name gegeben, den er auf einen Papierstreifen schreibt. Auf dem Heimwege müssen die Bittenden, sobald sie in ein Dorf kommen oder es verlassen, den Namen des Kindes rufen. Nach der Geburt später wird dann dem Kinde der betreffende Name gegeben und ihm ein Band von roter, grüner oder blauer Farbe um den Hals gelegt, an dem oft noch einige Münzen angebracht sind (hui pau). Oft erbittet der Vater auch noch von hundert Familien je eine Sapeke, um dieses Band zu kaufen (pei-tschia-suo "g ^ ^ Hunde rtfamilien- schnur). Die Frau ist bei der Geburt in sitzender Stellung. Nach erfolgter Niederkunft wird die Nabelschnur (Jpf ^ t'schi-tt) mit einer Schere (J| ^J- tschien-tey) abgeschnitten, nachdem man die betreffende Stelle vorher mit einem Faden fest umwickelt hatte. Das erste, was die Frau nach der Geburt trinkt, ist warmes Zucker- wasser. Darauf ißt sie, falls das Kind ein Sohn ist, zwei gekochte — 69 — Enteneier und zwei Hühnereier; wenn es ein Mädchen ist, nur zwei Hühnereier. Das Kind wird sofort fest in ein Tuch eingewickelt, weil es sonst, falls es zu dieser Zeit frieren würde, das ganze Leben lang durch Kälte zu leiden hätte. Gestillt wird das Kind in den ersten drei Tagen nicht von der eigenen Mutter, sondern von einer fremden Person. Die Nachgeburt wird sofort begraben, aber nicht, wie Herr Professor Grube von Peking angibt, im Abort, weil sonst das Kind später gern schimpft und flucht. Die Nachgeburt, die von einem männlichen Kinde herrührt, wird von Apothekern viel gesucht, da sie als Medizin gilt. Wenn in der Familie die Kinder immer früh weggestorben sind (7 Jä5c A P u tsch'eng jen, nicht zu Menschen werden), bringt man das nächste Kind sofort nach der Geburt zu einer kinderreichen Familie, wo es drei Tage lang bleibt. Es gilt dann als Kind dieser Familie und nennt die Frau später seine Mutter, trockene Mutter j^ Jg ken-nian 1 . Die eigenen Eltern nennt das Kind später Onkel und Tante (j$ jg jfc Ife Ä»^^ t a ~J e > ta-nian oder schu, schen-tzy). Ein anderer Modus, das Kind zu behalten, ist der, es in einen Tempel zu bringen und Gott zu opfern. Der Bonze nimmt das Kind im Namen des Gottes an, gibt ihm auch einen Namen und auch Geschenke, z. B. eine Mütze. Will das Kind später heiraten, so müssen sie es von dem Gott wieder loskaufen und zwar Arme mit etwas Geld, Reichere mit einem Esel oder Schwein. Diese Tiere werden in größeren Tempeln als heilig gehalten, gut gefüttert und dürfen nie geschlachtet werden. Es ist auch gebräuchlich, die Steinwalze auf der Tenne, die zum Dreschen des Getreides gebraucht wird, als „trockene Mutter" anzu- erkennen, dann muß das Kind später dieser Walze zu Neujahr immer K'ot'ou machen und pien-sch'y bringen. Hilft das alles nicht und sterben die Kinder trotzdem, so gebraucht man andere Mittel. Der Vater kocht einige Bohnen (Igf ^J* tou4zy\ Hühnereier (|| ^S tschi-taen), einige Hundehaare (Jqj ^ kou-mau) und füllt damit ein Täschchen, das er dem toten Kinde um den Hals hängt. Dabei spricht er: SSI i Der Text hat hier "jf J§ ken-nian „süße Mutter". Da jedoch ursprünglich, „trockne Mutter" dagestanden hat, und dieser Ausdruck noch später immer wiederkehrt, so schließe ich, daß die Korrektur nur auf einer der vielen unorthographischen Zeichen des chinesischen Schreibers beruht und glaube die in Peking und sonst übliche Bezeichnung der Pflegemutter einsetzen zu dürfen. Cy. — 70 — g it fö £ tecÄi f'scÄew tschien tau fa ya tsciva Vschung kou-mau tsche hui ischia. _W«:n das Hühnchen die Eierschale aufpickt und die Rohiwr. gekeimt haben und wenn du die Haare der Hunde gezahlt hast dann kehre zurück." V r»i £:•£ Eier und Bohnen gekocht sind, können natürlich nie Hühnchen herr irk;iii.iDCT. und keine Bohnen wachsen, die Haare aller Hunde sind &acL ni£ m z&Lien. — das Kind soll also niemals zurückkehren. An 5 er* reiben dem Kinde die kleine Zehe eines Fußes ah und essen dwseib* : wiener andere schlagen das tote Kind mit Knütteln und Messern. d*mh es s)r~L doch ia nicht unterstehe zurückzukehren (Seelenwanderung). 1 X>it "Lei/iien der Kinder werden nicht begraben, sondern in ihren Kieiöen. ohne Sarg vors Dorf getragen, wo sie Ton Hunden, Raben und änderet. Tieren aufgefressen werden, ^jg J\ *£ l^f^Äi P u k ,f0 8Wn " seltene, r.* hsi* *''Kf:t % " Wenn es nicht drei Jahre überschritten hat. • ■* dtr: c:t Erc-e i.:ci.t bewegt werden, d. h. den Kindern kein Grab ge-HTaheL werden. Sobald das Kind geboren ist« wird sogleich der Mutter der Frau !Nachrn'ii: gegebei». Der Bote spricht dabei gar nichts, man sieht nur ans der tre-^benken. ob das Kind ein Knabe oder ein Mädchen ist. Der Bote triim nämlich ein rotes Kistchen, in welchem, wenn das Kind ein Knai* isi. zehn roureiarhte Eier, zwei Päckchen Zucker und ein Buch. — weni. es ein Mfidchen ist. neun Eier, zwei Päckchen Zucker und eine Biumt enthalten sind. I>ie Großmutter (^ <ß lati-niau) muß als Gegen- geschenk zehi. Eier + f@ fg gF scluhlco tsclri-taet* \.~ vier Päckchen Zucker schicken. Zugleich sagr sie dem Boten, wann sie ihre Tochter besuchen wird. Itieser Besuchstag niuL immer ein gerader Tag sein, also der 4. oder €. oder fe.. nichi aber der 5L 5. oder 7. Tag. I>eL übrigen Verwandten werden zwei rotgefarbte Eier geschickt. Den anderen Bekannten wird keine offizielle Mitteilung gemacht. '- Al du Seelen Wanderung denkt man auch, wenn man sagt, dat> der runde blaue Fleok. dei. das JLhtä auf dem Rücken hat. von dem Gelde herrühre, du man den Toter iL Gestiih des J^ j^ t-srhi-fihw rSielHmgrestirns" unter den "Rücken legt (vgl. Kaj. TV.. 1 i^ J- + ljfc tsrhiv trf. srhi terhrtip. wenn 9 Söhne da sind, wird der 10. auch wachten. — 71 — An dem Tage, wo die Großmutter (lau-niari) Besuch macht, erscheinen auch die übrigen Verwandten bei der Frau, und es muß ihnen ein Essen bereitet werden. Bei ihrem Besuche muß die Mutter der Frau (lao-niari) dem Kinde folgende Geschenke mitbringen: eine Mütze (ig ^p mau-tzy\ Tuch für ein Kleidchen (3R ^ ^j i-schan-pu), 20—30 Päckchen, die halb mit Reis, halb mit Zucker gefüllt sind, wenigstens 200 Eier, 30 — 40 Pfund weißes Mehl, 10 — 20 Pfund Hirse und einige f^ jft ^ fen-p'i-tzy (Kuchen aus Bohnen); außerdem muß sie als „Besuchsgeschenke 4 ' (^ jg jjg[?]tec/&iew-mien-fö) min- destens einen Tiao Geld geben. Bei Mädchen fällt das Geld weg. Auch die Freunde des Mannes lassen es sich nicht nehmen, dem Kinde Geschenke zu bringen und zwar folgende: ein pei-tschia-tschui "g" % §§|), 100-Familien- Ohrring, d. i. ein Ohrring, wozu 100 Familien Geld beigetragen haben, ein yn-sno-tzy DJ |g ^J-, ein silbernes Kettchen, das man dem Kinde anlegt, damit es nicht fortlaufe, ein f(£ ftfc yn-aen, ein kleines silbernes Schüsselchen, ein DJ |U yn-p'iau (p'iau ist eine Kürbis- (Kalebassen-)Schale, ähnlich einem Löffel, die von Bettlern getragen wird), ein H ;jg yn-kuin, ein winzig kleines Stöckchen aus Silber, das wieder an den Stock der Bettler erinnern soll, ein Stück rotes Tuch (jg[ J- hung-tzy) das über der Türe angeheftet wird. AI3 tschien-mien-li gelten : einige Tiao Geld, ein "jg" ^ 55$ pei-tschia-j, d. i. ein Kleid, das aus 100 Läppchen be- steht, die man von 100 Familien zusammengebettelt hat. Ist das Kind ein Mädchen, kommen natürlich die Freunde nicht. Die Mädchen sind ja nicht beliebt, da sie den Familiennamen nicht fortführen und die Ahnen- opfer nicht darbringen können. Für diesen Freundschaftsbeweis muß die Familie des Kindes natürlich ein gutes, großes Essen veranstalten. Die Frau, die geboren hat, darf einen ganzen Monat lang nicht ihren Hof verlassen. Es würde ihr anders sehr übel gedeutet werden. Die lao-nian muß nachlO— 14TagenMutterundKind einen zweitenBesuch machen, braucht aber diesmal nicht die große Anzahl Geschenke mitzubringen. Einen Monat nach der Geburt werden Mutter und Kind von der lao-nian abgeholt. Es würde dem Kinde Unglück bringen, wenn es an diesem Tage zu Hause bliebe. Lebt die lao-nian nicht mehr oder ist sie sehr weit weg, so muß die $} $J} ne-ne, d. i. die Großmutter von väter- licher Seite das Kind an diesem Tage zu Nachbarn und Bekannten im Dorfe herumtragen ($ p*J ^ tscfruen-men tzy), da sonst das Kind später nicht zur Heirat käme. 1 1 In der Unterpräfektur Uin-schan streicht die Mutter, bevor sie abfährt, dem Kinde auf Nase und Ohren etwas weiße Asche (£| Jj< pei-hui). Bevor sie wieder — 72 — Hat das Kind eine „trockene Mutter u . so muß es die wirkliche Mutter auch sobald als möglich zu dieser hinbringen und ihr Kotou machen und Geschenke geben. Von Wichtigkeit ist dann die Namengebung. Ton den seltenen f£ ?£ hsi-hen Kindern habe ich schon gesagt, dak die ^trockene Mutter* oder ein Bonze ihnen die Namen ge'ben und zwar sofort nach der Geburt. Bei den anderen Kindern ist die Art und Weise der Benennung sehr verschieden. Gewöhnlich geschieht es so. daß. wenn viele Leute zusammen bei der Mutter sind, der eine diesen, der andere jenen Namen vorschlägt. Der Name, der dann am besten gefallt, wird genommen. Ist das Kind z. B. sehr unruhig, so gibt man z. B. den Namen fgr (g huang-huang «Unruhig-, ist es träge und faul, so nennt man es vielleicht laen fjg -Faul-. Häufig erinnert der Name an irgend ein Ereignis jener Zeit, z. B. f^hien r Unruhig-. ein Name, der einem Knaben gegeben wurde. als es in der dortigen Gegend sehr um uliig war. %t '&tschin-t*an „In die Kirche gehen-, ein Name, der einem Christenkind gegeben wurde, weil die Gemeinde nach langem Warten endlich eine kleine Kirche hatte und man an diesem Tage zum erstenmal die neue Kirche betrat: sin-tj $f jt|| r NeuerDamm- zur Erinnerung an den neuen Damm, den man an den Ufern des Gelben Flusses gebaut hatte. Sehr gebräuchlich sind Tier- namen. z.B. B^ ma «Pferd-. £% b".» ..Maulesel-. J£j koo -Hund- u. a. Der erste Junge wird dann oft ^ Jfjj ta kou r Groüer Hund-, der zweite ZL JSj öl kou -Zweiter Hund- genannt. Häufig sind auch Mädchennamen für Knaben, z. B. f|^ -fc $£ tschang-niü—1 -Schmutziges Mädchen" 1 . 5 i& §L fc-''iM-"7 «Schlechtes Mädchen-, jpj ^c 51 k°" rt *ü m 'd -Hunde- mädchen- u. ä. Diese Mädchennamen haben ihren Ursprung im Aber- glauben. Man will damit die kuL bösen Geister, täuschen, die gern die Knaben holen, die Mädchen aber leben lassen. Abergläubisch sind auch immer die Namen {g Uc. und £n ;/m. Lht heilit soviel wie zurückhalten, d. h. also, man will den Knaben nur. weil man muU. '/*/ heilit, man will ihn nicht. Später erhalten die Knaben den sogen. /£ ft ihw-ining. Schulnamen, zurückkehrt, streicht sie ihm ebenso schwarze Asche JP- ** h'i-hui darauf. Der Volks- mund säet darüber: 6 fö * Mfö * tt ä * & m 5i Pei-kou fv/i/ii. hei-l m oii «V P*>.l h'-tZf/ tt-'.U Äl' •">!-*»'. -Der weike Hund u*eht. der schwarze Hund kommt. Es ist zu fürchten, dau das Kind die Seele verliert." 1 Der Text gibt t£ "' -Sklavin. Maed**. — 73 — der meistens von dem Lehrer oder irgend einer befreundeten Person ge- geben wird. Die Mädchennamen werden ähnlich wie die Knabennamen gegeben. Es gibt da ^ •£ 5E ta-niü-öl „Großes Mädchen", H ix; % Öl-niü-ol „Zweites Mädchen", ^ f^thsi-hen „Seltene", 4§§ f@ luo-ko „Freude", ^ f@ nge-lw „Liebe". Sobald das Mädchen verlobt ist, nimmt es den Familiennamen des Bräutigams an, mit einem jg lau, alt, davor, z. B. ^g Jg lau Tschau, %* J lau Wang, % g lau IAü. Inbetreff der Kleidung des Kindes gelten folgende Gebräuche. Von Bedeutung sind die l^f^L 1 !^ rni-hit-hsie, Schuhe der Dummheit. Die- selben sind ohne Sohlen und aus einem Stück Tuch gemacht. Hierzu muß die #ft pfe ku-nian (Schwester des Vaters) das Tuch stellen, die ifö ^ tschin-tzy (Schwiegertochter der lau-nian) gibt die Randborten, die lau-nian stellt die Jl >lft 5E ie-hin-öl, Anziehlappeh, die jjjfe j (Schwester der Frau) macht die Schuhe. Während sie die Schuhe näht, muß sie auf der Türschwelle sitzen und darf erst nach Vollendung derselben aufstehen. Der Volksmund sagt nämlich *£ flg ft fi J£ ^ ft p a 5g fc fi^Jö $ ft jfc ß$ ^ H& Jl 3? _t fj§ :&J iL + iL ku~nian-ti pu, tschin-tzy-ti ttou ii lau-nian- ti ie-kin-öl, j-ti schon ii tecftoti sc7*aw, tsch'uen-schan huo tau tschiu-schy-ischiu n d. h. wenn obige Regeln beobachtet werden, wird das Kind 99 Jahre alt werden. An dem Kleidchen, anfangs aus einem Stück, jpj jj|[ jfjr ho-ma-pH Froschfell, genannt, wird hinten am Nacken das |§ ^ ^ ta-sa-tzy, auch M fi? 'fö t'schang-ming-pu, Langlebigkeitstuch, genannt, angenäht, das sind ein oder zwei Bändchen, in denen die Seele sich versteckt halten soll GÜ5 ^1 $J t'schang-huin-ti). An den chinesischen Kleidern werden sonst die Knopflöcher auf- genäht, wobei die Kordel, woraus das Knopfloch gemacht wird, an den Enden umgebogen und übereinander gelegt wird. Bei Kinderkleidchen darf letzteres nicht geschehen, weil die Seele des Kindes darunter sein (tÖ S M >b 3% "J fitl $fe p'& uo-tscho siau-he-tzy-ti huin-Öl) und gequetscht werden könnte. Nach einem Jahre wird der Kopf des Kindes zum erstenmal mit einem Rasiermesser geschoren. Den Knaben läßt man hinten im Nacken ein kleines Büschel stehen (/\ J^ ^ pa-Pschy-mau), „damit sie lange leben". Oder man läßt auch rechts und links auf der Seite des Kopfes ein Büschel Haare stehen. Hier und da ist es auch Gebrauch, rings um den Kopf einen schmalen Haarkranz übrig zu lassen. Den Mädchen läßt man rechts und links ein kleines Zöpfchen stehen. « Wohl st $c fft. Cy. »«-. r ■ / ' . .• . i ■ i . J' _ - - ^r i*i - uz' ■ ■ rr^:^ 3L Komis" -■'.■ -i". _*ei_ 3:* nie; — — Li- ."^trtri • ^f ■ ■ £~ --.n-e: ]ve«£: ■•■-*- T-U7" nur ia~: ». » 3ic: sitlr zre ■ ■ y euenur-f- V /• / ; .*" *.- *• 't r. #. ■ . .» ..:• . ■:. -. .:..:-.-: ^rn, :: ■ A. •::-.- .:■.:■« ui*l la*- a.v=:_u:- ■■■ •- ■ ».. . ■■- -..i.-.z-niiunei i»^t1it~^i-i- ■■■:.-: ■....-- :: /::• >;:nuit s^i-^ir. - *- ■- *-- •TJ^-ilutt: .*_- -■ - ■ ■■*...-. .:■• hü: T-miaduiLL i» -'T_ ; - ?- •'"" •' -- "-' "■■■■• "•■- Inese: su-jir n^-u: j '-r ■' "- i.-.-:-. ■:■■ : •-...- :..t»- •:::•?: ^riuisiurei ü"ar .iL- » i . i !••-, #■!»# • ■ ■ J .; ■•■»■■" _.. .... • ■ . ■ ' '• I • •-. — 75 — an dem die Schule beginnen soll. Zugleich wird ein Aktenstück Cgf kuen-schu) aufgesetzt, auf dem der jährliche Sold angegeben ist, der dem Lehrer zu entrichten ist, und auf dem die Namen der Schüler stehen. Als Schulgeld müssen die Abc-Schüler jährlich ca. 1000 Sapeken, die- jenigen, welche zwei bis drei Jahre studiert haben 2500, noch später 4000 Sapeken bezahlen. Sobald die Schule beginnt, muß zunächst jede Familie den Lehrer einmal zum Essen einladen. Am ersten Schultage führt der Vater seinen Sohn in die Schule und bringt zugleich einen kleinen Tisch und ein Bänk- chen mit (jeder Schüler sitzt ja allein an seinem Tische). Sind alle Schüler versammelt, müssen sie gemeinsam vor dem Bilde des Konfuzius oder in Ermangelung dessen vor einem Stoß Bücher, darauf vor dem Lehrer K'ot'ou machen. Dann werden dem Lehrer einige Gläschen Schnaps ein- gegossen und der erste Schultag ist beendet. Zu Mittag wird der Lehrer von den Eltern der Schüler gemeinsam zum Essen eingeladen. Das Schuljahr wird von Neujahr bis zum ersten des zehnten Monats gerechnet. Zur Zeit der Weizen- und Sorghoernte sind Ferien; ebenso ist am 5. des fünften Monats und am 15. des achten die Schule geschlossen. An den beiden letzteren Tagen müssen die kleineren Schüler dem Lehrer je 100 Sapeken schenken, die größeren bringen ihm Schnaps und Eß- waren. Vor der Weizenernte muß er zu einem größeren Mahle ein- geladen werden. III. Gebräuche bei der Verlobung und Heirat ie Verlobung wird durch Mittelspersonen bewerkstelligt und zwar unterscheidet man deren zwei Arten : die |§ tf fgj jrait- me'-t- ii& ji"« = laufen. ^ me- =- Heiratsvermittlerin), d. s. solche, die Heiraten in der Feme vermitteln, wie sie z. B. unter vornehmen und reichen Familien stattr.il den und die \% jjjj mei-jmo, meist alte Weiher oder auch Klein kr ärner. Bettler usw.. die in den nähergelegnen Ortschaften genau bekannt sind. Ist das Dorf nicht groü. dürfen Bräuti- gam und Braut nicht aus demselben Porte stamiuen. Groüe Entfernungen werden aber von den gewöhnlichen Leuten a;ieh nicht gewünscht. Die Heiratsvermittler fragen zunächst die Ehern, ob das betreffende Kind schon verlobt Sri. ob sie demselben eine Braut oder einen Bräuti- gam suchen dürften. Ertauben dies die Eltern, so erkundigen sie sich heimlich nach dem Alter. Vermögen, nach der estalt der bezeichneten Person ■ fr .%- £r &■"■ N;eN.'i-Mii'iij?i. Ist diese Erkundigung günstig aus- gefallen, so erlauben sie dem Vermittler i|(£ ![£ (>!; s-:hi'o-mei-ti> den An- trag zu machen. Dieser geht zunächst zu den Eltern des Knaben, und wenn diese eingewilligt, zu denen des Mädchens. Die Kinder selbst werden nicht gefragt. Hat die Familie des Knaben in die Verlobung eingewilligt, will aber die des Mädchens nichts davon wissen, so isi die Sache abgetan. hat dagegen die des Mädchens eingewilligt und die des Knaben will nichts davon wissen, so kann sich der tct-n-—f.t : M' auf allerhand Unannehmlich- keiten, ja sogar Prügel gefat t machen. Willigen beide Teile ein. so wird zunächst das "Jj $j Jx-ny-Ni oder die kleine Karte gewechselt. Diese besteht aus einem ca. ! i Fuß langen und '■ i Fufi breiten roten Streifen Papier, auf den der Bräutigam schreiben lül.i: :&fi'rrh!'s:l-itt t$chin-mw mii-jin -Bitte ehrerbietigst um bestimmte Zusage. N. N.-- ■ Abb. 7) während — 78 — hafter Tochter als Gattin, überreichen respektvoll diese rote Karte nnd bitten ehrerbietig um bestimmte Zusage (Datum). Die oben Genannten machen abermals tschuo-j (falten die Hände), damit später langdauernde Freude herrsche 1 *. Diese „ große Karte", die man in ein flaches Kästchen legt, das man mit gelbem Tuch umwickelt, bringt der Vermittler nun zur Familie des Mädchens. Als Geschenk für das Mädchen nimmt er mit: zwei Elastchen mit Gebäck, vier Brote — damit wie das Brot durch Sauerteig aufgeht (Ü fa), so auch die junge Familie aufblühe und reich werde (|g fa) — , Aste vom Lebensbaum — das Bild des langen Lebens — , ein Päckchen mit Kleie (|§ ^ fu-tzy), die jpg fu, Glück, bedeutet, ein Päckchen Salz, damit kein Streit entstehe (fä =§ f| ju yen fa) (hier Bj£ yen Salz für =f yen, Worte), zwei Zwiebeln (^ Psung) — , hier ^ Vsung für flg *§* t'mng-yung, schön gewachsen, ohne Fehl, ohne Krankheit, ge- braucht — , zwei Paar Ohrringe (§ff ^ tschni-tey). In der Familie der Braut wird dem schuo-mei~ti zunächst mit einer guten Mahlzeit aufgewartet. Dann erst, nachdem die Karte des Bräuti- gams durchgelesen worden, darf die „Große Karte" der Braut geschrieben werden. Sie lautet ähnlich wie die des Bräutigams. Bei der Verlobung ist es von größter Wichtigkeit, zu wissen, unter welchem Tierkreise (vgl. Vorwort) Bräutigam und Braut geboren sind und muß dies bestimmt und genau gesagt oder geschrieben werden. Folgende Regel hat dabei Geltung: a % ts m m iß £ S Jfe in J) m -k & m nt SL * £ - R *5 II 3E & * m H wu-tschu p'a yuen-hou pei-ma p'a Vsching-niu 8cha fochten meng -hu yu tau tuen tschi Vschuen tschiau lei liu jang schu siang-tschien i-taen hsiu fei-lung jü-t'u bu tau t'ou. Das schwarze Schwein fürchtet den Affen, Das weiße Pferd den schwarzen Ochsen, Wenn die Schlange den Tiger sieht, ist sie wie mit dem Messer zerschnitten, Huhn und Hund zusammen verursacht Tränen, — 79 — Sobald Schaf und Ratte sich sehen, werden sie tugrunde gehen. Der fliegende Drache zusammen mit dem Hasen werden nicht lange leben* Die genannten Tiere dürfen also nicht zusammen kommein Ter« lobungen zwischen Personen, die unter diesen feindlichen Tierkreisen ge~ boren sind, werden nicht abgeschlossen. Die Karte der Braut hat etwa folgenden Wortlaut: ££*A±>fr8&*oft£#^ofligof?froEo* „Die verschwägerten Verwandten N. N. neigen das Haupt und geben ihre Tochter dem Sohne des Herrn N. N., des großen Mannes, unserem alten, ehrwürdigen Verwandten, dessen große Tugend leuchtet, als Gatten zur Ehe. Dieses bunte Papier sei ein festes Unterpfand. Wir willigen ein" usw. wie oben. Als Geschenke gibt die Braut dieselben, wie die ihr geschickten, nur sendet sie anstatt der Ohrringe eine Haarschnur für den Zopf (jjfl $| ^ Von-scheng-tzy). Den Vermittler erhält außerdem mindestens 500 Sapeken Trinkgeld. Bei dem Bräutigam angekommen, wird er von diesem wieder mit einer Mahlzeit bewirtet und mit mindestens 1000 Sapeken beschenkt. Die Brautgeschenke gehören ebenfalls dem Heiratsvermittler. Mit der Überreichung der großen Karte gilt die Verlobung gewöhn- lich als unauflöslich. Ist nun die Zeit herangekommen, daß die Hochzeit stattfinden hoII, so sieht man sich nach einem günstigen Tag um, der für die Hochzeit geeignet und glückbringend ist (^ y ■? ^ m ff j'ih'tey) u,1( l schreibt die „wirkliche Karte" (fl|p [= ff] ^ sehyschu) (s. Abb. 9). Auf dieser ist der Tag der Hochzeit, die Stunde, die Lage des Zimmers der Braut usw. an- gegeben. Folgendes sind die Verse des Textes: m n £ $ * * m £ m % m m # * m ft % a ä % m m m ± A & ~ #1 ± t * m k % h ® & # z & & & *a Ü £ £ Jfc fc 5B — 81 — 3ti II M 11 Ü # rnu-yöo, mu-jyh tsui ui leang suen-tei mu-schy ta-tschi-siang mu-fang mu-tschien kuen-tschi tj mien-hsian mu-fang keng ngan k'an t'schiürsung-tschy jen tschi san-hsiang schang-hsia frsche-tschiau hsian mu-fang lu fung tsching-schy haa hung-ke fu-schou schuang Vschuen t'sching wu tschian t'ien-tj yn-yüin hsien heng t'sching hui tschin-yü maen Pang, Pschan-ming fu-kui „Der x. Monat, x. Tag ist sehr günstig ausgewählt, da dann der x. Stern, ein großer Glücksstern leuchtet. Wenn das x. Haus, das x. Zimmer gebraucht wird, wenn die Braut- und Bräutigamsführer nicht unter dem x. Tierkreis geboren sind, wenn die Braut beim Besteigen und Verlassen der Sänfte das Gesicht nach x (Himmelsrichtung angegeben) hinwendet, wenn auf dem Wege von und zur Braut am Hochzeitstage Brunnen und Steine verhüllt werden, dann wird das Glück der Brautleute schön und ohne Grenzen sein. Wenn Himmel und Erde immer im Frieden stehen, und die Zimmer voll Gold und Edelsteinen sind, ist langes Leben und hohe Würde zu erwarten". i Dieses schy-schu des Bräutigams wird in einem hölzernen Kästchen, umwickelt mit einem gelben Tuche, vom Heiratsvermittler zur Braut hin- getragen, wozu noch sechs bis acht Päckchen Süßigkeiten beigelegt werden, die die Braut später unter ihre nächsten Verwandten verschenkt. Diese müssen ihr dafür Kleider, Schuhe, Blumen usw. kaufen (\$ $| t'ieng-siang „Extratrousseau"). (Die Verwandten des Bräutigams kaufen diesem eben- falls Kleidungsstücke.) Ist nun der Tag der Hochzeit (heiraten heißt beim Bräutigam Jg || Pschiü Pschin, Verwandtschaft holen, bei der Braut yj p*J Pschu men, aus der Türe hinausgehen) unmittelbar bevorstehend, so gilt es die vielen Vorbereitungen zu treffen. 1 Ich würde es für entsprechender halten, wenn wenigstens der Abgesang in Wunschform und wenigstens ein Teil des Vorangehenden als tatsächliche Feststellung übersetzt würden. Cy. 6 82 — I. Vorbereitungen des Bräutigams. 1. Die Kleider müssen von einem ^ flg Ji t'schüen-pei-jen, einem voll- kommenen Menschen, d. h. einer Person, die Mann, Knaben und Mädchen hat, gemacht werden. Die Hose ist entweder rot oder blau, nie weiß, die Strümpfe müssen blau, das Haarband rot sein. Da der Bräutigam am Hochzeitstage jegliche Kleidung, auch die des höchsten Mandarins anlegen darf, so werden auch diese vorbereitet, meist geliehen. (Es gibt für solche Fälle eigene Leihgeschäfte.) Selbst der Beamtenknopf auf dem Zere- monienhute ist dem Bräutigam für den Hochzeitstag erlaubt. 2. Die Geschenke. Als solche muss er beim Abholen der Braut folgende mitnehmen resp. in großen, roten Kisten tragen lassen: a) 16 — 20 Päckchen (Q pau) Süßigkeiten (^ J-kuo-tzy). — b) Zwei Krüge ($&peng) mit Schnaps. (In der Unterpräfektur Uinschan werden in die Krüge zehn Eßstäbchen (^ zj* k'ue-tzy) gesteckt, das bedeuten soll j|£ ^ ^ k'ue yu tzy wird bald Söhne haben). — c) Zwei Stück Schweinefleisch, einen Hahn und einen Fisch. — d) ein roter Rock ohne jeglichen Zierrat für die Braut (Pfc J5jc Je t e schiä-t ( schuang-i). Der Rock bedeutet, „daß das Mädchen früher tun konnte, was es wollte, daß es aber nach der Hochzeit gleichsam in einen brennenden Teich springe". — e) ein großes, rotes Stück Leinen, mit dem die Braut am Hochzeitstage sich den Kopf verhüllt /j| jjf( ££ ^y mei-Poit-hung-tzy). An jeder der vier Ecken sind zwei Sapeken befestigt. — f) ein kleines, rundes Gefäß aus rotem Papier, ähnlich einer Tasse, das die Braut hinten auf dem Kopf mit Nadeln befestigt ($jj| $jj| ti-ti). Es bedeutet, „daß sie jetzt eigentlich erst Mensch wird" (fä fc J{ t'scheng ta-jen). (In Uinschan macht man an Stelle des ti-ti aus rotem Papier eine Blume, die die Braut ins Haar steckt.) — g) einen Korb aus rotem Sorghostroh, in dem ein lebender Hahn liegt, dessen Flügel mit rotem Tuch umbunden sind. Er bedeutet „langes Leben" (Jg. fo $| t'schang- ming-tschi). (In Uinschan legt man außerdem in die Kisten noch fünf Stücke Fleisch, von denen das eine Jjjji jg $J li-nian-jou, Fleisch des Verlassens der Mutter, heißt. Die Tochter ist natürlich sehr betrübt, weil sie die Mutter verlassen muß, hat sie aber dieses Fleisch gegessen, so schwindet die Traurigkeit.) Rot ist die Farbe der Freude, weshalb auch möglichst alles, was gebraucht wird an diesem Tage, Wagen, Gerät- schaften, Kleider usw. rot angestrichen oder mit rotem Tuch oder Matten behängt wird. 3. Das Brautgemach. Im Zimmer wird an der "Wand, neben dem Bette, eine rote Matte befestigt. Über dem Bette wird desgleichen eine rote Matte angebracht ($\\ ^p yan-t'schy), vor das Bett wird eine rote — 84 — IL Vorbereitungen der Braut. 1. Die Kleider müssen ebenfalls von t'schuen-huen-jen, vollkommenen Menschen, gemacht sein. Auch die Kleider der Braut sind vielfach für den Hochzeitstag geliehen. 2. Als Mitgift erhält die Braut vom väterlichen Vermögen nichts. Doch wird ihr eine gewisse Aussteuer gegeben, nämlich: a) ein größerer Schrank (jg kui), b) ein kleiner Schrank (ß|§ t'schu), c) ein Tisch mit Schubladen (^j gj| jj| ^ t t schou4 / ou4schuo4zy) 1 d) zwei Stühle (^ ^J- i4zy), e) ein Spiegel (fg ^jg ^ tsching4schia4zy), f) Kleiderschrank (jfc lg i-tschia)> g) Gestell für Küchengeräte (|£ ^jg p'en-tschia), h) ein kupfernes Waschbecken ($$ |£ t'ung-p'en), i) eine Lampe (gg $g si-teng), k) ein Kästchen mit Schminke (|J> §| ^f fen4schuan4zy), 1) ein Toilettenkästchen Ofc£ BS j£ -P schu4ou-ho4zy), m) Teetopf und -Tassen, n) Schnapsgläschen (tB iL ^P t l schiu-tschung4zy), o) Kästchen für Schmucksachen (^ j£ ^f hua-ho4zy), p) ein Lederkoffer (jfjr H Jp p'i~sian4zy). 3. Als Geschenke für den Bräutigam gibt die Braut a) vier Knollen Zwiebel (|g t'schung) (Bedeutung schon oben mitgeteilt); b) etwas Kleie (ü T" f u 'tey)\ c ) e i ne Schüssel Mehlnudelsuppe (gj j|g mien-t'ang); d) große runde Brötchen (^ j^ huo-schau) und zwar für jedes verlebte Jahr zwei Brödchen, außerdem noch vier Stück. Diese vier sind mit Zucker angemacht und gelten den Schwiegereltern, die übrigen sind mit Sesam (^ "^ tschy-mä) belegt und sind für Braut und Bräutigam bestimmt (huo-schau hierfür fp [gg? Harmonie]); e) einige Kuchen (fä ££ hua-kau und §£ ££ nien-kau), die aus Reis und . den Früchten des Zisyphus gemacht sind (^ haa für fä Tma, [Schönheit (?)], §£ nien für ^p wiew, Jahr, fjg feaw für ^fj Zcaw, hoch (fma-hau und nien-Jcau bedeuten also hohe Schönheit (?) und langes Leben); f) Aste vom Lebensbaum (fg ^ -=p pei4schy4zy) (be- deuten langes Leben); g) einige Erdnüsse (J| H Pschang-Jcuo', t'schang = lang (bedeuten also langes Leben); h) einige ährenlose Büschel des Sorgho ($tM -fr sehn-Hng-tzg) ; i) Eßstäbchen (jfc ^ k'ue4zg). (Über dies Wortspiel s. o.) Die Geschenke werden in großen, runden Kasten getragen, und in jeden Kasten legt man in jede Ecke je zwei Sapeken; in den Lederkoffer legt man fünf Sapeken. In Uinschan werden in jede Ecke der Schränke huo-schau gelegt (bedeuten hier J| fa t'schang-ming, langes Leben). In Tschü-tschou muß sich die Braut rote Zettel schreiben lassen mit dem Zeichen Jg: hsi (Freude). Diese klebt sie zu Hause an die Wände, und läßt sie an Gedenksteine ($| pei), an Bäume, an Tempel usw. ankleben, „damit der |X| f# hsing-schen, böse Geist, ihr die Sachen nicht verderbe". / — 85 — Alle Kisten und Kasten werden mit Schlössern versehen und die Öffnungen noch mit einem Streifen roten Papiers überklebt. III. Der Hochzeitstag. Die Braut wird vom Bräutigam feierlich abgeholt. Es ist höchst selten, daß der Bräutigam später im Hause der Braut wohnt, gewöhnlich wohnt die junge Frau in der Familie des Mannes. Nach der Morgenmahlzeit bricht der Zug auf. Bevor der Bräutigam sein Haus verläßt, werden einige Petarden losgeschossen und macht er im Hofe K'ot'ou. Hierbei, wie auch später jedesmal, wenn K'ot'ou gemacht wird, wird die Posaune geblasen und müssen die Musikanten spielen. In die Sänfte, in der der Bräutigam getragen wird, muß er rückwärts hinein- gehen. Der Zug setzt sich folgendermaßen zusammen. An der Spitze gehen die Träger der Schnapskrüge (§| peng), ihnen folgen die Träger der Geschenkkasten, ihnen mehrere Lampionträger und die Musikbande. Dann folgt die Sänfte des Bräutigams und eine zweite leere Sänfte für die Braut. Zum Schluß folgt ein Wagen, auf dem, ebenfalls in großer Gala, der pg ^ ffo p'ei-k'ei-ti sitzt, ein Mann, der den Bräutigam führt und bedient und alle Anordnungen trifft. So oft der Zug in ein Dorf kommt oder dasselbe verläßt, wird drei- mal geschossen, ebenso wird einmal geschossen, so oft er an einem Brunnen, einer Pagode, einem Friedhof vorbeikommt. Durch die Dörfer marschiert der Zug stets in obiger Ordnung, im freien Felde aber geht alles kunter- bunt durcheinander. In Uinschan nimmt man im Zuge noch einen roten Schirm (£[ |j£ hung-san) mit. Kommt man unterwegs dann an einer Pagode vorbei, so bedeckt man mit dem Schirme die Türe, weil man fürchtet, die Teufel könnten herauskommen (ffi [fi 7 Ä P' a t'schu-lio kui). Kommt man an einem Flusse vorbei, so wirft man ein Stück Papier hinein, auf dem ein Mensch gemalt ist, oder an Stelle dessen zwei Sapeken (fäf jfä jpg ^ ho- schen-ma-tzy). (%$ fß fäf jp$ ui-p'a-ho-schen, aus Furcht vor dem Flußgeist.) * i Diese Nachricht ist wertvoll. Es handelt sich hier zweifellos um den letzten Rest der Sitte, den Flußgott* durch das Opfer eines Menschen, vermutlich einer Jungfrau, zu begütigen. Wie in ähnlichen Fällen (beim Totenopfer s. u. Anm. zu S. 111) ist der lebende Mensch durch den papiernen ersetzt worden. Die ursprüngliche Sitte ist durch das Shirki (126, 13 f. ; vgl. auch Shui-Jcing-chu 10, 9 a ) für das 5. Jahrhundert v. Chr. in Honan (Teh im Dep. Chang-teh-fu) bezeugt; dort wurde jährlich ein Mädchen als „Gattin des JÄf f£| Ho-poh (Flußgottes)" in den Fluß geworfen, bis der Statthalter Si-men Pao um 424 v. Chr. den barbarischen Brauch beseitigte. Nun zeigt sich, daß dergleichen auch in einer immerhin um einige Längengrade entfernten Gegend geübt worden sein muß. — 87 — und daß ihr Mann nicht bald stirbt". In Uinschan muß sie beim Ankleiden und Frisieren auch auf einem t'schuen-huen-i-tzy, vollkommenen Stuhl (d. i. vollständigen) sitzen. Unter den Stuhl stellt man einen Eimer, in dem man eine Lampe anzündet (^ fjg |^ ^ Pschuen-pei-i-tzy). Nachher ist dann alles vollständig. Ist die Braut mit allem fertig, so wird sie auf einöm Stuhle zur Sänfte getragen. Sie soll vom heimatlichen Boden gar nichts an den Füßen haben. • Sobald sie in der Sänfte sitzt, werden schnell alle Vorhänge zu- gezogen und die Sänfte aus dem Hofe getragen. In einigen Gegenden bringt man der Braut vor dem Abzug eine hölzerne Tablette, auf der Kleie (%£ ^ fu-tzy) und 100 Sapeken liegen, die man durcheinander gemengt hat. Die Braut greift eine Handvoll. Hat sie dabei viel Geld gefaßt, so ist das für die Familie der Mutter von Glück, hat sie mehr Kleie gefaßt, so ist das glückverheißend für die Schwiegermutter ( Jfc [?] $j* tschua tische). Die Ehrenfrau gibt der Braut auch ein Päckchen Eg! ~3£ yen-nge, Salz und Artemisia, mit, womit angedeutet wird, daß Bräutigam und Braut beide friedlich leben (^j || hao-mei) und sich gegenseitig lieben (Jg f| Jg J^ fä ta hao-pa) (man fürchtet, daß böse Geister mit- kommen) ujid stellen sie dann auf den Opfertisch in den Hof. Dann werden die beiden siing-J?ei~ti der Braut von einem p'ei-k'ei-ti des Bräutigams begrüßt. Die Sänfte der Braut wird durch das große Tor in den Hof getragen. Dort treten ihr zwei „vollständige Frauen" ent- — 88 — gegen, die als Ehrendamen fungieren und reichen der Braut ein Paar Ohrringe gg ^J- (techui-tzy) oder auch 200 Sapeken. In einigen Gegenden z.B. Uinschan ist es üblich, sobald die Braut den Hof betritt, ihr mit Schminke (f fr feri) einen Strich durchs Gesicht zu machen. Man will damit die kui fernhalten. (Hier fö fen für Jg /en, Mistj Der ganze Hof ist mit Matten belegt, damit der Fuß der Braut den Boden nicht berühre. Sobald nun die Braut den Kopf tief mit dem Schleier (mei-tou-hung) verhüllt die Sänfte verlassen hat, wird sie vor den Opferaltar gefuhrt, wo sie neben dem Bräutigam dem Tien-lau-ye-ye K'ot-ou machen muß. Während dieser Zeremonie werden Petarden (ämo- pien) abgefeuert und bringt der Schwiegervater auf dem Altare das Opfer dar. Papiergeld (f£ gj si-pito), Räucherkerzen (fjf hsiang) und Schnaps. Darauf wird die Braut, auf einem Stuhle sitzend, ins Vorzimmer des Brautgemachs getragen. 1 Im Vorzimmer des Brautgemachs steht eine Bank, auf die sich nun Braut und Bräutigam zusammen setzen. Die beiden Ehrendamen füllen zwei Schnapsgläschen und reichen jedem ein Gläschen. Wenn dasselbe ausgetrunken, werden die Gläschen vertauscht und dann von neuem ge- reicht. In dieser Zeremonie soll eigentlich die Heirat bestehen. Dabei sitzt der Bräutigam auf dem Kleide der Braut (J& £f fö ;& Jf| si-fu p'a nü-siüj die Braut furchtet den Bräutigam, d. h. steht unter ihm). (In Uinschan geschieht diese Zeremonie erst abends. In I-schui, Mung-yn setzen sich Braut und Bräutigam aufs Bett und essen zusammen drei Löffel 5£ ifr $§ fä Jfr lcuen-sin-mien-tHait'tzy, eine Art Nudelsuppe. Der Braut werden von den Umstehenden Kastanien (I|i ^f U-tzy; hier für jjr ^J- li-tzy, Kinder bekommen) in die weiten Ärmel gesteckt, ebenso ^ tsau, die Früchte vom Zizyphus, die ihr dann von den Festgästen wieder ge- raubt werden. In Tsining streut man Getreide aufs Haupt der Braut, -daß sie große Nachkommenschaft habe".) Hierauf entfernt sich der Bräutigam und die Braut wird ins Braut- i In Tsining muß die Braut zwischen einem Feuerteller ({JC ät A*o-jp'«i) und einem Sattel (j§ |5£ ma-ngen) hindurchgehen, wenn sie zum Opferaltar schreitet. (Es soll das wahrscheinlich ^fl ^| huo-mei, Eintracht und 55? ngen, Freude bedeuten.) — In Tjütschou werden in dem Räuchergefäße Hirse (*|J ^J- hu-tzy) und Räucherkerzen verbrannt (bedeutet wohl, daß man der Frau mehr als einen Sohn wünscht, Jjk "f ^ cu " tzy heißt der einzige Sohn.) — [Ich möchte eher annehmen, daß hier ein Wortspiel mit jfj Jeu (oder jgj) „Heil, Glück" (vgl. auch Grube 1. c. 32) vorliegt. j£ ^J-, dessen ku zudem einen andern Tonakzent hat, heißt überdies in der Regel „vaterloser Waisen- knabe" ; das würde also gerade kein gutes Omen sein. Cg.] — In vielen Gegenden bleibt die Braut auch stehen vor dem Altare und nur der Bräutigam macht K*ot'ou. — 89 — gemach geführt. Dort wird ihr zunächst der Schleier, mit dem sie noch immer tief verhüllt war, sodaß der Bräutigam sie noch nicht gesehen, mit einem Ellenmaß über den Kopf gezogen und auf die Matte, die über dem Bette angebracht ist, geschleudert. Nachher wird ihr das rote Kleid aus- gezogen und die Lampe angezündet, die man auch nicht auslöschen darf ( H ^ >g£ Vschang-ming-teng, Lampe des langen Lebens). Der Docht dieser Lampe besteht aus einer roten Haarschnur. Das Bett ist in den ersten drei Tagen mit Bohnenstroh ausgefüllt, „damit ein ^ ^ siu-Vsche (erster Gelehrtenrang) aus der Familie hervorgehe". Von dem p'ei-k'ei-ti des Bräutigams wird darauf der Vorhang an der Türe herabgelassen und die Braut bleibt allein im Zimmer zurück. Über- haupt soll die Braut an diesem Tage möglichst wenig sprechen, es gibt solche, die kaum ein Wort sprechen. Am Tage der Hochzeit sprechen, beweist, daß sie eine Schwätzerin ist. Jetzt endlich beginnt auch die Mahlzeit. Vor derselben muß der Schwiegervater, mit Zeremonienhut bekleidet, den Begleitern der Braut den tschuo-i machen und Schnaps einschenken. Dabei sagt er: >J> :g lj£ jj§f Sft^^lßÜJJlSttltt siau-hsi-schyh, Vschi tschung [? tung] ta-tschia, uo Vschau-schan sie-sie, In einer geringen Hochzeitsangelegenheit habe ich die Herren bemüht, ich spreche jetzt meinen Dank aus. Die sung-k'ei-ti antworten: jjg jfc 7^ {£ % J§ fg |f i ie pu tschuo, tuo Vi tschiu-hu, Ganz richtig, bringe uns nur noch einige Krüge Schnaps. Darauf muß der Bräutigam den Begleitern der Braut K'ot'ou machen, wobei, wie oben schon gesagt, auch die Posaunen geblasen werden und die Musik spielt. Die sung-Jc'ei-ti gehen nach dem Essen nach Hause. Die Braut ißt am Hochzeitstage nichts oder doch fast nichts. Abends ist es an manchen Orten Brauch, daß Verwandte und Bekannte sich ans Fenster des Brautgemachs stellen und dort Witze machen (gg ^ nau-fang) [eigentlich am (Braut-)Gemach poltern — Polterabend. S. Grube 1. c. 31] oder lauschen (g| Jg Ving fang). Damit die lad nicht lauschen, stellt die Schwiegermutter einen Besen ans Fenster, den man mit Kleidern behangen hat. IV. Nach der Hochzeit. Am folgenden Tage werden die jungen Eheleute durch die Eltern der Braut abgeholt. Nun bekleidet sich die Braut auch mit ihren besten Kleidern, zieht auch bunte, gestickte Schuhe an. Bevor sie das Haus verläßt, muß sie im Hofe vor dem Altar K'ot'ou machen, worauf sie dann die mitgebrachten Brödchen (huo-schaü) zur Küche bringt und in den Kochtopf legt. — 90 — Im Hause der Mutter findet eine Mahlzeit statt. Nachmittags werden der jungen Frau von der Mutter die kleinen Härchen um die Stirn aus- gerupft oder falls das nicht geht, mit einer Kordel ausgerieben. (In Uin- schan geschieht das am Hochzeitstage durch die Schwiegermutter.) Man macht um das Haar eine Schlinge mit der Kordel und reibt mit derselben so lange, bis das Haar mit der Wurzel ausgeht (gfjj |£ fc'e-Kew, das Gesicht öffnen). Verheiratete Frauen kann man daher sofort erkennen, wenn man ihnen ins Gesicht sieht. Das Haar ist vorne in ganz gleich- mäßiger Linie ausgerupft. — Am Abend werden die jungen Leute wieder zurückgefahren. In ihr neues Heim zurückgekehrt, muß die junge Frau wieder im Hofe, dann den Schwiegereltern und sämtlicher Verwandten K'ot'ou machen. Jeder, dem sie das tut, muß ihr 200 Sapeken schenken. Zuletzt geht sie zum Friedhof, um auch den Toten die Verehrung darzubringen. Am 2. Tage kommen die Nachbarn ins Dorf und machen der Ahnen- tafel und den Schwiegereiten K'ot'ou. Sie erhalten dafür Schnaps. (:§ \% hsi-tschiu.) Auch die Verwandten kommen am 2. und 3. Tage, um den „Freudenschnaps " zu trinken. Jeder bringt ein Geschenk von 100 bis 200 Sapeken. Am 6. Tage werden die jungen Eheleute wieder von den Eltern der Frau mit Wagen abgeholt. Der Mann geht abends wieder zurück, die Frau aber bleibt bis zum 9. Tage zu Hause. Am 9. Tage muß sie un- bedingt beim Manne sein. (In Mung-yn dürfen die Neuvermählten während eines Monats nicht mit dem Großvater des Mannes sprechen, es würde sonst Unglück entstehen.) 1 Dieses Hin- und Herreisen findet in der ersten Zeit fortwährend statt. Am 12. z. B. holt die Mutter ihre Tochter abermals ab und be- hält sie bis zum 1. Monatstag der Heirat. Diesen Tag muß die Frau auch unter allen Umständen im Hause des Mannes zubringen. (f$ J% tiä-yöo.) Abgeholt wird die junge Frau von ihren Eltern im I. Monat vor dem 15. Tage, ferner zur Feier des tuen-wn (5. des 5. Monats) und im letzten Monat am 15. Zurückgeschickt muß sie stets werden am Ende des 1. Monats, zur Zeit der Weizenernte, in der heißen Zeit, zur Bohnenernte. * Ein Fall von „avöidance", wie deren die ältere chinesische Literatur noch andere, wenn auch in verdunkelten Formen, bewahrt hat. Sie gehören wohl in das große Kapitel Mutterrecht, von dem sich im ältest-en China ja noch hinreichende Spuren zu finden scheinen — wie wohl auch die zeitweilige Rückkehr der jungen Frau ins Elternhaus, vielleicht schon im Shi-king (I, 1, II, 3) für das 12. Jahrh. v. Chr. bezeugt, damit zusammenhängt. Cy. — 92 — eine Hochzeits- und eine Leichenfeier an einem Tage in derselben Familie stattfinden, dürfte in Europa wohl ein Ding der Unmöglichkeit sein. Der spitzfindige Chinese indeß bringt so etwas fertig, und was noch mehr zu verwundern ist, er versteht es sogar einem Toten noch eine Ehehälfte an- zukopulieren, und wenn das geschehen ist, begräbt er beide in einem Grabe. Eine derartige Feierlichkeit ereignete sich kürzlich in dem Orte Puoly im Süden Schantungs, und dabei ging es hoch her. Es handelte sich um einen bejahrten Alten, der das Zeitliche gesegnet hatte und dessen Frau auch bald darauf gestorben war. Es stand .nichts im Wege, beide zu begraben, aber ehe das geschah, mußte der Alte erst noch eine längst verstorbene und vergessene Braut heimführen. Die war ihm nämlich vor etwa 50 Jahren zugesprochen worden, als aber dann die Hochzeit vor sich gehen sollte, hatte der Tod die Braut weggeholt. Dem Junggesellen wurde bald eine andere Frau gesucht, und mit der lebte er mehr als 40 Jahre zusammen, bis auch sie beide starben. Die zuerst gestorbene Braut gilt nun aber als die rechtmäßige und sie steht ihrem Manne im Schattenreiche als die eigentliche Frau zunächst. Doch bevor er sie dort heimführen kann, muß er ihr erst hinieden angetraut werden. Das ge- schah denn am nämlichen Tage, als die Frau unseres Alten begraben werden sollte. Das Grab der verstorbenen Braut wurde geöffnet, die noch vorhandenen wenigen Knochen wurden sorgsam aufgehoben und in einen neuen Sarg gelegt, das „Seelensitztäfelchen" (pä-ai f$ f£) wurde in eine Sänfte gesetzt und dann in feierlichem Brautzuge unter Musik und Petardengeknatter zum Heim des Toten geführt. Während Freunde und Verwandte den Hochzeitsschmaus verzehrten, wurden die beiden Seelen- sitztafeln der Toten nebeneinander gestellt und man unterließ es nicht, auch ihnen die einzelnen Gerichte anzubieten und den Duft der Speisen zuzublasen. Nachdem man sich gütlich getan und sich tüchtig mit Speise und Trank versorgt hatte, begann dann der zweite Akt — das Begräbnis. Die Musik ließ nun traurige Weisen vernehmen, die von Wein geröteten Gesichter zerflossen in Tränen, jedermann hatte Kraft und Ausdauer zum Heulen, Jammern und Wehklagen. Die Leidtragenden legten ihre schmutzigen weißen Röcke an und wankten hinter den Särgen der zwei Mütter her; einige konnten sich kaum an ihrem „Schmerzenstocke" (Ißk $t ngai-tschang) aufrecht erhalten, die Trauer über den so schnellen Tod der guten Mutter hatte sie ganz zermalmt. Mehr aber noch als der Schmerz schien der Wein zu wirken und das Gleichgewicht ihres Körpers zu gefährden. „Unsere gute Mutter, unsere gute Mutter!" jammerten die — 93 — drei Söhne der zweiten Frau, Männer von 30 — 40 Jahren. „Heute erst bei uns eingekehrt, mußt Du so bald wieder von uns scheiden!" Dem Sarge der eigentlichen Mutter wurde aber keine Träne nachgeweint. Die Leiche des Vaters war früher im Felde provisorisch aufgebahrt und mit einem Steingewölbe übermauert worden. Jetzt war nebenan eine mächtige Grube ausgegraben, worin alle Särge Platz finden konnten. Alle drei wurden nebeneinander gestellt; die früh verstorbene Braut kam jetzt als die erste Frau zur linken (Ehrenplatz) des Mannes, ihr zur linken fand die zweite Frau ihren Platz, die verstorbene Mutter der drei Söhne, welche aber heute keine Träne um sie weinten. Nachdem dann der Hügel über den drei Särgen aufgeworfen war, kehrten die Söhne wohlgemut nach Hause zurück mit dem freudigen Bewußtsein, daß der Vater im Jenseits mit seiner neuen Braut glücklich sein würde; sie aber konnten jetzt zwei Mütter ihr eigen nennen, von denen die uneigentliche forthin die bevorzugte ist. 1 1 Dieser Bericht ist eine willkommene Ergänzung zu de Groot's Ausführungen über die Totenheirat (Rel. Syst. 2, 802—6). De Groot verfolgt und verbeispielt diesen Brauch, der sich aus der Auffassung des Lebens nach dem Tode als einer Fortsetzung des irdischen fast von selbst ergibt, von der Zeit des Chou-li bis zu den Ming, vermag aber aus Mangel an Material nicht anzugeben, ob er noch heutzutage besteht, wenn er dies auch vermutet. Seine Annahme wird nun durch die vorliegende Nachricht be- stätigt, die zugleich dadurch interessant ist, daß sie ein neues und gerade durch die zugrunde liegende rechtliche Fiktion besonders charakteristisches Zeugnis für die bin- dende Kraft eines chinesischen Verlöbnisses bildet. Cy. IV. Gebräuche beim Begräbnis. 1. Unmittelbar vor dem Tode. Ist einer der Eltern schwer er- krankt und wird die Auflösung bald erwartet, so wird ihm kein Hühnerijeisch und kein Zucker mehr gegeben. ($| tschi, das Huhn, $§ t'an, Zucker.) Man fürchtet nämlich, der Tote könne den Reichtum, „das Süße des Lebens", mit sich in die Unterwelt nehmen und „ißt man ein Huhn, so will man fliegen", (p£ H g£ |g ^| t'schy tschi, tschiu yau fei) d. h. wird man bald sterben. Ist die Sterbestunde unmittelbar bevorstehend, so wird eine Schüssel Hirse gekocht, die man später dem Toten an den Kopf stellt, ($t| gjj f£ tau- Pou-fen), zugleich wird aber auch für jedes Familienglied eine Schüssel gekocht, der man Zucker beigibt, da so der Tote das |5ft % t'ien-t'schi, Süße nicht mitnehmen kann. Auf das tau-t'ou-fen legt man einen Kuchen (^J Jpj f£ ta-koa-ping) aus schlechtem Mehl und Kleie, den der Tote später dem „Hunde" zuwerfen kann, wenn er ihm den Weg ver- sperren will (gg J6j J|j gg. ngo-kou-laen-lu). 1 1 In Fei-hsien macht man aus Pfirsichkernen, Kalkstein, Mehl, Stückchen vom Maulbeerbaum und Zimmerstaub einen Kuchen, den man der Leiche aufs Herz legt, „damit der Tote ruhig sei und nicht herumgehe." — In Uinschan richtet sich die Zahl der kou-ping nach dem Alter des Sterbenden. Für jedes Jahr wird ein Kuchen mit- gegeben. Sie werden dem Toten in die Ärmel gesteckt. Außerdem steckt man ihm Kleie in die Ärmel, „damit er unterwegs nicht von den Ameisen gebissen werde" (AH $H Üi tna-ischeri). Derselbe Gebrauch herrscht in Itschou-fu. Alten Leuten gibt man einige Kuchen mehr, „weil sie langsamer gehen". Auch etwas Hirse bekommt der Sterbende mit, „damit er die Hennen der Unterwelt füttern kann." (}§, H§ |_L| kuo- tschi-schen.) In Tjü-tschou gibt man außerdem noch ||| tsau, tjjjfc tschien, Zimmerstaub, -f fu-tzy, Kleie mit für die vier Tiere der Unterwelt. m * m p£ — 95 — Außerdem stellt man einen neuen Krug in Bereitschaft, in dem Wasser und etwas Mehl enthalten ist ($| 7JC tschiang-schui), das der Tote auf der Reise in die Unterwelt trinken kann, ff j£ jgj ^p hsia-schyh-knen4zy.) Frühzeitig kauft man auch den |J|J p 4 ffi % Pschin-k'on-yü, einen kleinen, silbernen Fisch (oder auch ein Geldstück), der dem Toten sofort nach Eintritt des Todes zwischen die Zähne gelegt wird. Es geschieht das aus Furcht, daß wenn der Tote später als Kind auf die "Welt zurückkehrt, dieses stumm sein werde, (fß {f{ $jg Pß p l a t'schu ya-pa.) Der sterbenden Mutter wird eine kleine Buddhafigur (W* jfjj [Jg,?] ft tscliau-Öl-fu) mit einem Tuche um die Stirne gebunden. Wichtig ist auch für die Sterbestunde eine Sänfte aus Papier, in die sich die scheidende Seele setzt, nnd eine Tasche aus Papier (f & ^ ta-tzy), auf der der Name des Sterbenden geschrieben steht und in die man Papiergeld (£g fj| $fg $fc si-puo und Pschien-tschy) packt. Während der Kranke in den letzten Zügen liegt, werden ihm die Totenkleider angezogen, die aus grobem Leinen oder aus Seide sein müssen. Der Mann erhält auch Stiefel und Mütze (£; A ^i ^ wang-jen- maa-tzy). Die Kleider müssen mit Watte gefüttert sein. Kleider ohne Futtertuch (|| ß{j taen-ti) bedeuteten für den Sohn „frühen Tod". (Das kurze Oberkleid |H» ^ kaa-tzy gibt man dem Sterbenden nicht; der Sohn würde ^ (?) T "J" /«*«-Ka«6 tzy, d. h. mitsterben.) Ist die Familie arm, so näht sie wenigstens ein kleines Stück Watte unter die Kleider. Das kurze Oberkleid (|§ |g» ^ ma-kua-tzy) gibt man dem Sterbenden nicht, wohl aber das lange Zeremonienoberkleid 0?|* j|j ^ ue-t'au-tzy). Die Hose wird nicht mit Bändern (^ ^ te-tzy), sondern mit grobem Hanf unten zugebunden, aus Furcht, „der Tote könne den Sohn mitnehmen" OÜr -ip &> tzy). Ebenso ist der Gürtel aus grobem Hanf (Jj| t'sching). S Ä lll P£ « * m * fe * * ngo-kou-schen Pschy ping hou-tzyschen Vschy tsau Pschang-Pschung-schen tschy tschien ma-ischen tschy fu-tzy. Der böse Hund frißt Kuchen, Der Affe frißt Tsau Die Schlange frißt t'schien (Zimmer staub), Die Ameise frißt Kleie. Männern werden diese Sachen in den linken Ärmel gesteckt, Weibern in den rechten. * Das hier so oft wiederholte [i] schan („Berg") ist mir nicht verständlich; es ist wohl ein Schreibfehler für Jftip sehen („Geist"). Cy. — 96 — Von großer Wichtigkeit ist es, daß der Kranke nicht in einem inneren Teile des Hauses stirbt (vgl. Vorwort), sodaß er unter einem Balken herausgetragen werden müßte, „weil sonst die Seele nicht aus dem Zimmer heraus könnte" (j$| 7^ j§ fj}£ huin pu Jcuo leang). Man trägt deshalb den Kranken vor dem Tode in den Zimmerteil, der der Türe gegenüberliegt. Stürbe der Kranke doch zufällig in dem inneren Zimmer, so müßte man in den Balken einen Einschnitt sägen zum Durchlaß für die Seele. InUin-schan setzt man beim Sterben an die Türe einen leeren Bett- schragen oder auch ein Brett, damit der Tote dieses in der Unterwelt gebrauche. 2. Beim Tode. Sobald der Tod eingetroffen, wird im Hofe der papierne Sack (f& ^p ta-tzy) und die Sänfte verbrannt, wobei man ruft: -t $?o M /ßw T I oT -f schan tschau, pie wang-liau ta-tzy, besteige die Sänfte und vergiß die Tasche nicht! Dann beginnt die Totenklage. 1 Die Hinterbliebenen werfen sich auf den Boden und weinen laut, wobei sie in langen, klagenden Tönen den Toten mit Namen rufen: $1 6$ ff > ^ ffl M u ° m ti ti e > u ° m ti wiaw, uo-ti scha, uo4i tschie-tschie usw. mein Vater, meine Mutter, mein Onkel, meine Schwester usw. Die Söhne müssen bald auch die Zöpfe auflösen und die Schuhe aus- ziehen, die Frauen flechten an der linken Schläfe ein kleines Zöpfchen aus einer Locke, in das sie groben Hanf einflechten. Außerdem müssen sich die männlichen wie weiblichen Familienglieder drei Tage lang eine Rolle Feuerpapier (>J^ |g huo-tzscJiy) (die Enkel weißes Papier) mit einem Bande um die Stirne binden. Die Weiber, Frau und Töchter, machen sich auch aus Feuerpapier ein ^J ^J ^J- k'o-lou-tzy (ein Gestell, das die Haartracht sonst zusammenhält), die Enkelinnen gebrauchen hierzu weißes Papier. Ist eine Tochter des Toten verheiratet, so darf sie nicht sofort Trauer anlegen, sondern muß vorher zu ihrer Schwiegermutter zurück- gehen und ihr K'ot'ou machen, dann aber sofort zum Toten zurückkehren und Trauer anlegen. Dem Toten werden die Füße zusammengebunden ($> fljfl |g p'aen- tschüo-suo, Fußkette), damit er nicht mehr nach Hause zurückkehre (vgl. Kap. II). Das Gesicht wird ihm mit einem Stück Papier (J| $| $j£ ke- lien-tschy) verhüllt (jg $j£ meng lien). Am Kopfende wird die Schüssel 1 In Mung-yn zeigt der Sohn beim Eintreten des Todes dem Sterbenden den "Weg, indem er dreimal ruft : ^ W 3^ ^C S& tschou si-fang ta-lu, ziehe den großen Weg nach Westen zu (nach Westen, weil dort kein Meer liegt [?]). Dann beginnt das Wehklagen. y£ £D f£ y£ f^ 35 P u tschy lu, pu meng k l u, solange er den Weg nicht weiß, kann man nicht klagen. — 98 — (ig fc'u), die näheren Verwandten fangen schon zu weinen an, wenn sie sich der Türe nähern, machen der Leiche K'ot'ou, bleiben eine Zeitlang auf dem Boden liegen und klagen. Manche, die besonders Teilnahme bezeigen wollen, beginnen ihre Klagen schon beim Eintritt ins Dorf. Während die anderen Verwandten sofort wieder nach Hause gehen, muß der Schwiegersohn im Hause des Toten bleiben bis zum Begräbnistage. Der Sarg wird inwendig mit Kalk verschmiert und mit Tuch beklebt, so dicht, daß er im Hause stehen bleiben kann, ohne daß man die Ver- wesung merkt, wenn der Tote auch erst nach Jahren begraben wird, wie das sehr häufig vorkommt. Unten in den Sarg wird Papier gelegt (;}§ $]£ pfatschy), Asche gestreut und sieben Sapeken in Form des Sternbildes des Wagens * * * gelegt. (InTjü-tschou wird ein wenig Hanf, ein Streifen || |& te'en-se, Seidenfaden, und ein Ast vom Kastanienbaum GH iF 18 U'tey-schu) in den Sarg gelegt, „damit der Sohn große Nach- kommenschaft habe"). Bei der Einsargung faßt der Sohn den toten Vater am Kopfe an. Männer mit anderen Familiennamen (£[» $J ue-sing) dürfen bei der Einsargung nicht tätig sein. Unter den Hals .des Toten legt man zwei Büschel Baumwolle {% fä mien-hua), „damit der Tote verhindere, daß viele Mädchen in die Familie kommen" (^ fä tsche-hiia), oder auch „daß er die ungeratenen Söhne (^ 3# -f* (tschiau-)hua-tzy) und die Armut mit sich nehme 1 *. 1 (In Mung-yn legt man einen halben Luftziegel j§ [?] p'ei) unter Kopf und Füße.) Darauf wäscht der Sohn dem Toten mit Baum- wolle das Gesicht (7$ jg tsching mien, bedeutet )§fc j|j tsching -mien, rein, ohne Schuld). Außerdem gibt man dem Toten eine große Menge papiernes Geld als Eeisegeld mit. 2 Bevor der Sargdeckel aufgelegt wird, nimmt man das Papier vom Gesicht des Toten weg, weil „ein bedecktes Gesicht gern die Ursache von Stummheit ist" (H $£ jft |f| ^ Pß ke-lien hau Vschu ya-pa). i Vermutlich also ein Lautrebus für ^, ^ mien-hua resp. ffc JH* mien-hua (ffc mien „vermeiden"). Cy. 2 In Tjü-tschou wird am zweiten Abend nach dem Tode Reisegeld gegeben (S M l)S sun ff pen-Vscheri) und zwar steckt man Papiergeld in den papiernen Sack, der auf einem Pferde aus Papier liegt, das nach si-naen (Süd-West) schaut. Das Pferd wird zugleich mit einem papiernen Knecht verbrannt. In den Sack legt man auch ein Aktenstück (3t fi" uin-schu), das den Toten in der Unterwelt ausweisen soll. In Mung-yn herrscht derselbe Gebrauch. Vor dem Verbrennen des Pferdes ruft der Sohn: §p _fc J!§ f| tie, schau ma pa, Vater steige aufs Pferd. Der Sarg wird in Mung-yn auch drei Tage offen stehen gelassen und täglich schüttet die Tochter oder Schwiegertochter dem Toten reines "Wasser (in Uin-schan Schnaps) ins Gesicht, wobei sie spricht: §^^|ilT :: f^J|?(?)^^JiL"Xtä e Uching-mien-liau, tschien- nien lau-pu-tschau tschien-liau, Möge der Vater doch rein und schuldlos sein, tausend Jahre lang sehen wir uns nicht mehr wieder. papiernen Mengchenfiguren getragen wird (diesen Figuren hat man mit Räucherkerzen Löcher in den Kopf gebrannt, sogen. Ohrlöcher), — zwei papierne Kisten und eine Kinderfigur aus Papier, die den Diener vorstellt. Den Figuren werden Brotscheiben um den Hals gebunden. 1 Am dritten Tage gegen Abend kommen die Leidtragenden, Verwandten und Bekannten und machen unter dem Mattenzelt, das seit dem Todes- tage aufgeschlagen bleibt, unter lautem Klagen (5g =g h'u-tschö) dem Toten K'ot'ou. Jedesmal, wenn jemand K'ot'ou macht, muß die Musik ihre Trauerweisen spielen. Auf einem Tische im Totenzimmer hat man das p'e-ui (Ahnentafel) mit einer schwarzen Hülle verdeckt, und zwei Kerzen- leuchter und ein Räuchergefäß aufgestellt. Die Leidtragenden bringen vielfach Süßigkeiten (£$ ^f- kuo-tzy) mit, die dann in kleinen Schüsselchen vor die Ahnentafel aufgestellt werden. Der älteste Sohn bringt dem Toten das Opfer dar, das aus fünf Schüsseln Fleischspeisen und fünf Schusseln Brot besteht Während der drei Tage nach dem Tode mußte auch der Sohn dem Verstorbenen täglich Papier verbrennen. (In Uin-schan röstet man außer dem Opfer noch eine Gans oder Ente, die dann im Hofe an einen Stock gebunden wird.) Die Söhne des Verstorbenen dürfen in den drei Tagen vor dem Begräbnisse kein Fleisch essen (^ p£ JJg pu Pschy sing). Am Begräbnis- tage legen sie auch erst wieder Schuhe an und Abl>.13.Tra u ermütze^ c ^ ea * 5 - zwar solch die ^ wei&em Tuch uberklebt kuen lltang-bun). s. S. 10t>. . ... . sind, bie tragen auch eine eigenartige Mütze aus weißem, grobem Tuch, um die ein Band geschlungen ist. Sind die beiden Enden der Schleifen gleich lang, so bedeutet dies den Tod beider Eltern, ist eine länger, so heißt es, daß nur ein Teil gestorben ist. Vorne und an den Seiten hängen kleine Baumwollbüschel herab, die bedeuten, daß sich der Sohn an diesem Tage um gar nichts anderes kümmert, nichts sieht und hört aus Trauer um den Toten. Die Weiber nehmen das Jfo-loii-tzy aus gelbem Feuerpapier ab, verbrennen es und ersetzen es durch ein weißes. Das verbrannte wird ^ f$ji tschitt-uen, goldene Schüssel, genanntund soll dem Toten als Schüssel dienen. Haben sich alle Leidtragenden versammelt, so wird der älteste Sohn unter das Mattenzelt vor den Tisch geführt, macht dort zweimal den i Über diese Papierttguren und -gerate 8. Anm. za S. 111. Cy. — 102 — ältesten Sohne (^ ^ hsiau-tzy) zur Sänfte getragen. Alle Leidtragenden gehen mit. Die Weiber halten Bündel brennender Räucherkerzen in den Händen und werfen fortwährend etwas davon auf den Weg. Die Musik spielt. Der hsiau-tzy ruft unterwegs in einem fort dem Verstorbenen zu, daß er in die Sänfte gehe. Am Kreuzwege angelangt, wird der Stuhl mit der Ahnentafel vor die Sänfte gestellt. Dann macht der Sohn wie vorher unter dem Zelte K'ot'ou und opfert. Nachdem auch die Verwandten dasselbe getan, stellt der älteste Sohn (hsiau-tzy) die Ahnentafel in die Sänfte hinein, wobei er ruft: fr $£ -t 3fg f 1 ü e ( n i an ) schan tschiau-le, Vater (Mutter) komme in die Sänfte, verbrennt dann Räucherkerzen und schüttet das tschiang-schui aus. Die Weiber werfen zugleich alle Kerzen, die sie noch übrig haben, auf die Sänfte. Sänfte, Kasten und Diener werden darauf verbrannt und in möglichster Eile kehren alle klagend und weinend wieder nach Hause zurück. ff| jfc JiJ ^ || jg ffä ff schui sien tau tschia, schul Jcuo-ti hau, wer zuerst zu Hause ankommt, der wird am meisten Glück haben. * 1 In Ijift Jj£ J^ Yüin-Pscheng-hsien wird ein etwas anderer Ritus angewandt. So- bald der hsiau-tzy mit der Ahnentafel an der Sänfte angekommen, stellt er sie sofort in die Sänfte hinein, nimmt dann Räucherkerzen und verbrennt sie. Ein anderer Mann nimmt darauf den „Reisepaß" (S& ^ lu-uiri) des Toten zur Hand und liest ihn laut vor. Ein solcher Paß hat etwa folgenden Wortlaut: — fcr -k * m e » St A ili '4L ffl A s « * « & ft tt jff Ä # - W * & m ** m m m u Jfc 8 A „Reich der Ta-T'sing, Provinz Schantung, Oberpräf. Ts'au-tschou, Unterpräf. Yüin- t'scheng, von der Stadt westlich (Richtung) 8 li, x. Dorf. Ein Verstorbener, N. N., große Sänfte eine, Sänftenträger vier. Mögen sie wenig * Der Text ist nicht in Ordnung, einiges fehlt, anderes ist verstellt. Cy. — 104 — A a M »I 1 A ft ™ f* m * * M * ü # * & * & •s- t» IE s % A * * SS z S ä # 3§ $ £ h tt + J«; B m B -f Erde; die Enkel mit einjähriger Trauerzeit trocknen ihre Tränen und neigen ihr Haupt zur Erde." 2 Den Gelehrten (jjjg fä li-sian, eigentlich „Zeremonienhelfer") werden besondere Karten geschickt. Gerade diese spielen beim Begräbnisse eine große Rolle. Wenigstens vier von ihnen sollen anwesend sein. Auf dem Friedhofe wie auf dem Hofe des Hauses werden Mattenzelte errichtet. Aus Papier, Leinen oder Seide werden in recht kindlicher Weise wieder eine Sänfte, ein Haus (% J| wa-wu), ein Turm (Pavillon) (H "J* lw-tzy), einige Bäume (S ft suo-liu), einige Kisten (|| ^ siang- tzy), Männer- und Frauenfiguren (i^fÄKSKi t'ung-naen, Pung-nü, yuen-kung, yuen-p'uo), Wagen und Pferde gemacht. Ein Gelehrter muß die Grabrede auf den Toten (££ ]Jt tschi-uin) schreiben, die man auf steifes Papier aufklebt. 1 Wohl für $ % % Jjß. 2 Die Todesanzeige für die Matter weicht nur anwesentlich ab. Beide Fassangen sind wohl nur Auszüge; das Faksimile einer vollständigen Todesanzeige (für die Stief- mutter) findet man auf der beigegebenen Tafel (Abb. 16), das einer solchen für den Vater bei de Groot, Bei. Syst. I, Ulf. — 105 — Der Sarg steht innerhalb der Haustüre. Etwa einen Schritt vor der Türe ist ein Vorhang aus Bambusstäbchen (|| ^ lien-tzy) aufgehängt, die Türe selbst ist durch zwei Tuchvorhänge verhüllt. Neben der Türe stehen der Pavillon, die Bäume und die Menschenfiguren aus Papier. Unter dem Zelte neben dem Bambusvorhang werden drei bis fünf Tische aufgestellt. Auf dem ersten Tische steht eine Ahnentafel aus Papier, vor derselben fünf Schüsseln Opferspeisen (§t Icung) und fünf Schüsseln mit Brot. Der zweite Tisch ist für die Opfergaben der Fremden bestimmt, die aus Süßigkeiten oder Fleischspeisen oder den drei scheng tf^ Opfer- tieren, d. i. einem Schweinskopf, einem Hahn und einem Fische bestehen. Neben diesem Tische stehen zwei kleinere, auf den ein ganzes Schwein (>H£ tschu) und ein ganzes Schaf (j£ yan) liegen. Auf dem dritten Tische stehen Kerzen, das Räuchergefäß, Schnapskrug und Gläschen. Auch werden dort an hohen Sorghostengeln zwei Papierstreifen (§J ^ tui-tzy), auf denen Sprüche geschrieben stehen, und eine Ehrentafel (JH pien) an- gebracht. Unmittelbar vor diesem Tische steht ein irdener Krug, der mit einer grünbewachsenen Erdscholle bedeckt ist. 1 Die Ausgangstüre des Mattenzeltes ist mit weißem Tuch verhängt. Rechts neben dieser Türe steht wieder ein Tisch, auf dem das Essen für den Toten aufgetragen wird, und ein Gestell mit einer Waschwasser- schüssel. Das Essen für den Toten besteht aus einem Hahnenkopf ($| gg tschi- Vou), an dem man noch einen Teil des Halses gelassen und den man mit dünnem, rotgefarbtem Eierkuchen überdeckt hat; nur der Kopf darf heraus- schauen; außerdem aus einer Eierspeise, die Äpfeln ähnlich sieht, aus Reis, Fisch, einem kleinen Stücke Fleisch, aus Fleischknödeln, zwei Tassen Thee, aus ^ ]ji mau-hsie, d. i. Schweinsblut, in das man Schweinsborsten hineingesteckt hat 2 , und Brot. Auf dem Tische liegt auch das £j pei, d. i. 1 Dieser Krug muß einige Löcher haben. Der Tote muß nämlich in der Unter- welt sehr oft vor den Yen-wang, der ihn verurteilt zu den Bußen, die er leisten muß. Unter anderem muß er alles Wasser trinken, das er im Leben verschleudert hat. D&rch die Löcher im Topfe fließt nun heimlich viel Wasser ab. Der Yen-wang wird also betrogen. [Zwei andere Erklärungen bei Grube 1. c. 41/42 und Pekinger Totengebräuche (Journ. Peking Oriental Society IV), S. 38. S. auch unten S. 109]. Cy. 2 Vermute ich recht, so hat dies befremdliche Gericht ein außerordentlich hohes Alter, denn es geht in eine Urzeit zurück, die den Gebrauch des Feuers noch nicht kannte. Wenigstens erklärt das Li-ki (4 (9), 45 b — SBE 27, 369), und wohl mit Recht, daß man im höchsten Altertum, ehe das Feuer bekannt war (tJc fä *K 4k w« yo huo~ hua), das Blut der Tiere getrunken und ihr Fleisch mit den Haaren gegessen habe (ffc Ä jfil ^p Ä ^ yin k'i hieh, ju k l i mao). Das Opferritual hat die Erinnerung daran in dem unerläßlichen Ingrediens des ]fjl H£ hieh-mao „Blut und Haar" bewahrt, (Li-ki 4 9), 46 b ; 5 (10), 18 a = SBE 27, 371, 412). Cy. — 108 — und Bekannten sind dabei anwesend und verbrennen Papier. Die Weiber verbrennen schon in der Dämmerung Papier. Am Begräbnistage selbst beginnen die Zeremonien schon in aller Frühe. Jedesmal, wenn ein Leidtragender kommt, wird er unter dem großen Tore von einem jungen Manne oder Knaben empfangen, der einen flachen Korb in der Hand hält, in den man das mitgebrachte papierne Geld (si-puo) legt. Der Knabe schlägt dann einmal auf die Pauke, die Musikbande, die auch am Tore steht, spielt, der Leidtragende macht den zwei Leuten, die in weißen Gewändern mit Zeremonienhüten bekleidet ebenfalls als Ehrenwachen stehen, tschuo-i und folgt dann dem Knaben ins Innere des Hauses. Beim zweiten Tore und vor dem Mattenzelt sind ebenfalls Ehrenwachen postiert. An dem zweiten Tore angekommen, schlägt der Knabe einmal auf den Tamtam und der Gast macht den beiden Ehrenwächtern wieder tschuo-i. Nun tritt er in das Zelt ein. Sofort macht er der Leiche tschuo-i und darauf K'ot'ou und klagt auf dem Boden liegend einige Augenblicke. Darauf schlägt der Knabe auf das Yuin-p'e und ruft laut ins Zelt hinein: fg} ^f sie frei, danket dem Gaste. Der älteste Sohn kommt sofort aus dem Hause heraus und macht dem Gaste K'ot'on. Der Gast kehrt darauf zurück, und nun müssen die Ehren- wachen ihm tschuo-i machen. Jeder Gast muß Geld oder andere Geschenke mitbringen, welches oben an einem eigens aufgestellten Kassentische abgegeben wird. Es dient das als Entgelt für die spätere Mahlzeit oder, falls es Geschenke sind, als Anerkennung für die Verdienste oder Tugenden des Toten. Besondere Aufmerksamkeit wird den Gelehrten ( jg ?fg li-siang) zu- gewandt. Wenn sie ankommen, werden sie in ein eigenes Fremdenzimmer geführt, wo ihnen zunächst gut aufgewartet wird. Nachdem sie gefrüh- stückt haben, wird der älteste Sohn zu ihnen geführt, damit er ihnen K'ot'ou mache und sie bitte, unter das Zelt zu kommen. Diese ziehen darauf ihre besseren Kleider, Stiefel und Zeremonienhut mit Knopf an, bleiben aber vorerst noch im Fremdenzimmer. Erst wenn der Sohn zum zweitenmal kommt und sie abermals bittet, folgen sie ihm. Sobald sie ins Zelt eintreten, wird dreimal geschossen. Sie stellen sich an den vier Ecken des Opfertisches auf. Sind es ihrer sechs, so setzen sich zwei auf eine Bank vor den Tisch. Nun ruft der eine: 3& If :§ # 3& Ä lj£ tschy-schyh-tscho ko tschy tschi schyh, jeder stelle sich auf seinen Platz [eigentlich: jeder begebe sich an sein Geschäft]! Nachdem das geschehen, ruft er: f£ 5§fc Jg) *j| tschuo tsching p'ung yöoh[?], machet das Zelt rein! und nun müssen alle, die unter dem Zelte nichts zu tun haben, hinausgehen. Er ruft dann — 109 — weiter: ?| # ^ |Ü 1 p hsiau-naen t'schu lu, führet den hsiau-tzy aus dem Trauergemach herbei! Dieser kommt darauf, vom siau-Pschang ge- führt, tief vom Schmerz gebeugt an seinem Weidenaste, heraus. Der Ge- lehrte ruft weiter: ^ 3% )§* jgf hsiau-naen tsching mien, der hsiau-tzy möge das Antlitz reinigen. Dieser geht zur Waschschüssel hin und wäscht sich das Gesicht. Hierauf muß er, wie beim „kleinen Begräbnis" vor den Opfertisch treten, K'ot'ou machen und opfern. Der M-siang ruft: jj| ^ :5i W 6 V n hsiau-naen p'ung pei, man führe den hsiau-tzy zum Dar- bringen des peil Der hsiau-tzy nimmt darauf das £j pei, in dem sich die Seele aufhalten soll und trägt es zwischen den gefalteten Händen ins Toten- zimmer, wo er es auf einen Tisch zu Füßen des Sarges legt. Hierbei schreiten zwei Gelehrte ihm voraus. Ist dies geschehen, so ruft der Gelehrte wieder: ff %jj J$£ |jg hsing t'schu-hsien-li, man bringe den ersten Gang des Opfermahles! [Wörtlich: Man erfülle den Ritus der ersten Opfergabe.] Der hsiau-tzy, wieder von zwei Gelehrten geführt, nimmt nun die erste Reihe des Totenessens (f§§ Jjj£ pe-hsien) (NB. dies ist in drei Reihen aufgestellt), den Hahnenkopf, Reis und Tee und bringt sie ebenfalls auf den Tisch vor dem Toten. fg f§ 3fc tu kau-uin, man lese die Grabrede! ruft jetzt der Gelehrte, und der Sohn geht zur öl-men, wo das uin (Grabrede) des Toten auf dem Tische aufgestellt ist, kniet sich hin und während er auf dem Boden fort- während klagt und weint, liest sie einer vor. Nun ruft der Gelehrte ff 4 1 JK Sft hsing tschung-hsien-li, man bringe den zweiten Gang! und ff 35 JiR ÜB hsing ya-hsien-li, man bringe den dritten Gang! und die zweite und dritte Reihe des Essens wird auf den Tisch vor den Toten getragen. Zuletzt wird noch einmal Tee JjR ^ hsien-t'scha dorthin getragen. Dann befiehlt der Gelehrte: {J |j£ p'uo t'sche, verteilet das Gemüse ! Einer der Leidtragenden nimmt darauf etwas Gemüse mit der Hand aus den Schüsseln und läßt es auf den Boden fallen. Weiter ruft der Gelehrte: # Ä MÄ t§ MÄ ^ f en schyh, tien tschiu, tien t'scha, zerteilet das Brot, sprengt den Wein und den Tee aus! und es wird Brot zerbröckelt und auf die Erde gestreut, Schnaps und Tee ausgegossen. Jg p*J yen men, schließet die Türe! lautet der weitere Befehl. Die Türe des Toten- zimmers wird geschlossen, damit der Tote in Ruhe essen könne. Kurz darauf ruft der Gelehrte: f£ *$| tschuo yöo, die Musik spiele! und während diese ihre Trauerweisen spielt, setzen sich alle, die unter dem Zelte sind, hin und rauchen einige Pfeifchen. Die Musik läßt sich bald ein zweites und noch ein drittes Mal befehlen {% f£ fg| ^£ f£ |gf yu tschuo yöo, san tschuo yöo) und spielt jedesmal etwas. Endlich hat der Tote genug gespeist und der li-siang ruft: §fj f^ k'e men, öffnet die Türe! — 112 — Weiber fangen, sobald sie im Totenzimmer angekommen sind, noch einmal an zu klagen. Das fen wird oben auf den Grabhügel gesteckt, „damit der Tote atmen könne." 1 Der Chinese begräbt seine Toten nur 1 bis IV« Fuß tief, häuft aber auf den Sarg einen je nach Rang und Würde höheren oder niedreren Hügel auf. Die Gäste sammeln sich, zu Hause angekommen, um die Tische zum Mahl. Jedesmal, wenn neue Gerichte aufgetragen werden, muß der hsiau- tzy K'ot'ou machen ($£ |jg % f£ 4£ fil w#en Psche, ngen fen y ngen tschiu). Er darf auch während der ganzen Zeit nicht auf einem Stuhle oder einer Bank sitzen. Ist die Mahlzeit vorüber, so verabschiedet sich jeder beim hsiau-tzy, der ihm abermals K'ot'ou machen muß. überhaupt muß er dies jedem Menschen tun, den er an diesem Tage trifft Am Abend wird dem Toten eine Lampe aufs Grab gebracht, die aus Mehlteig gemacht ist (j^ jfo jg htiang-huin-teng). Am zweiten Tage nach dem Begräbnisse werden die Gelehrten noch einmal zur Mahlzeit eingeladen, aber die Sitte verbietet ihnen, der Ein- ladung Folge zu leisten. Ebenso werden diejenigen eingeladen, die sich beim Begräbnisse verdient gemacht haben; sie erscheinen auch alle. Am dritten Tage geht die ganze Familie aufs Grab hinaus und opfert dort, verbrennt Räucherkerzen und Papier und klagt. Die weißen Mützen i Ein gewisser ^ jfo T'sche Luin soll zuerst Papier verbrannt haben. Er stellte sich tot und stand nach drei Tagen wieder auf. Seinem Sohne hatte er aufgetragen, beim Begräbnis eine hohe, hohle Bambusstange aufs Grab zu stecken, die bis in den Sarg reiche. [T'sai Lun ist der Erfinder des Papiers (105 n. Chr.), das ja dann im 8. Jahr- hundert über Samarkand seinen Weg auch zu uns gefunden hat (vgl. Hirth, Chines. Studien 1, 266 ff.). Wenn ihm die Überlieferung auch die Erfindung der Papier-Toten- opfer zuschreibt, so irrt sie wohl darin; diese Sitte ist, wie de Groot (Relig. Syst. of China 712 ff.) zeigt, wohl nicht vor dem 3. oder 4. Jahrhundert in China aufgekommen — vielleicht durch den Buddhismus. Sonst aber ist es ein sehr alter chinesischer Brauch, der wohl auch anderwärtige Analogien hat, nur Nachahmungen wirklicher Geräte und Gefäße in das Grab mitzugeben. Schon das Ngi-li (13, 4 b ) spricht von den Bfj -jg ming-ki „Geistergeräten", die dann im Li-ki (2, 28 b , 52 a = SBE 27, 148, 173, vgl. auch de Groot 1. c. 393) angeblich von Confucius selber als scheinbar voll- ständig, aber nicht brauchbar definiert und mit den Grabbeigaben von Tonwagen und Strohpuppen in eine Reihe gestellt werden. (VgL dazu die Bemerkungen Sün-tze 1 * 13 (19), 12*1 b ), der sie auch ^ !%£ kui-ki „Dämonen-(Seelen-)Geräte nennt). Diese wieder — statt der Menschen darstellenden Strohpuppen hatte man zu Confucius Zeit übrigens auch Automaten — sind der Ersatz einer zivilisierteren Zeit für die wirklichen Menschen und Tiere, die dem Toten ehedem ins Grab folgten (9§J sün) — eine barbarische Sitte, die dennoch und trotz offizieller Abschaffung im 13. Jahrhundert beim Kaiserhause noch im 17. Jahrhundert geübt wurde (vgl. auch de Groot, Bei. Syst. pass., Yule, Travels of M. Polo* I, 203). Cy.] — 113 — und Schleier werden am Grabe in Stücke zerrissen — sie verwandeln sich später von selbst wieder in Tuch — , der Gürtel aus Hanf wird ebenfalls zerrissen — er wird wieder zu Hanf. Der Weidenast wird ins Grab gepflanzt. Manchmal wächst er noch, und das gilt für ein sehr glückliches Vorzeichen. Während es in Tsau-tschou-fu nicht gebräuchlich ist, daß Bonzen das Begräbnis begleiten, gehen diese in Tsi-ning und Jen-tschou-fu mit, beten und musizieren dabei. Der hsicm-tzy darf sich nach dem Tode seiner Eltern 100 Tage lang den Kopf nicht rasieren lassen, Drei Jahre lang muß er bei der Trauer um den Vater, bei der um die Mutter 2 J /2 Jahre weiße Schuhe und im Zopf eine weiße Zopfschnur tragen. Ist er ein Gelehrter, so muß er, wenn er unterwegs ist, 100 Tage lang jeden Stein, der im Wege liegt, aufheben. Drei Tage lang darf er das Totenzimmer und mindestens fünf bis sechs Tage lang das ganze Gehöfte nicht verlassen. In alten Zeiten mußte der Sohn drei Jahre lang das Haus hüten, doch scheint dieser Gebrauch schon sehr früh wenig eingehalten worden zu sein. 1 In Schy-tsching klagt der Dichter schon hierüber und schreibt: „Daß ich doch einen weißen Hut erblickte, Einen Mann, dem es ernst ist, in Magerkeit verzehrt! Mein Herz ist zerrissen, in Traurigkeit versenkt. Daß ich doch ein weißes Kleid gewahrte! In Schmerz zerrissen seufzt auf mein Herz!" usw. 2 Sind junge, unverheiratete Leute gestorben, so trauern nur ihre Eltern und Geschwister um sie. Ein feierliches Begräbnis findet nicht statt. Oft gönnt man ihnen nicht einmal einen Sarg. * Das ist wohl etwas zu allgemein ausgedrückt. Bei der dreijährigen — oder rich- tiger 25 — 27 Monate währenden — Trauer um den Vater mußte der Leidtragende zu- erst in strenger, dann in einer zugleich mit den äußern Abzeichen der Trauer sich stufenweise mildernden Zurückgezogenheit leben. Abweichungen von den strengen' Regeln und Versuche, sie umzuändern, sind ja wohl vorgekommen; auch Confucius z. B. tadelt (in seinen „Gesprächen" XVII, 21) einen seiner Schüler, der danach strebte. (Der Weise gibt, nebenbei bemerkt, hier auch einen Grund für die dreijährige Trauer an: weil dies nämlich dem Zeitraum entsprach, in dem ein Kind von seinen Eltern gepflegt wird.) Aber dergleichen scheint doch nur die Ausnahme gewesen zu sein. Denn man darf nicht vergessen, daß die Trauerzeremonie und der eng damit verbun- dene Ahnenkultus auch politische Einrichtungen waren und sind. Das ist auch ein Hauptgrund, warum jede fremde Religion, die den Ahnenkult antastet, als staatsgefähr- lich empfunden wird. Das Thema ist übrigens viel zu umfangreich, um hier auch nur einigermaßen erschöpfend behandelt werden zu können. Vgl. darüber de Groot, Rel. Syst. Kap. VI und sonst. Cy. 2 Vgl. P. Fiep er, Unkraut, Knospen und Blüten aus dem „blumigen Reiche der Mitte«. Steyl 1900 (Missionsdruckerei). S. 276—293. 8 — 114 — Solche, die sich das Leben genommen, werden, wenn verheiratet, wie oben begraben. Interessant dürften die Belebungsversuche sein, die bei solchen ge- macht werden, die sich aufgehängt oder ertränkt haben. Man faßt den Erhängten vorsichtig bei den Beinen, während einer ihm mit einem Buche vorsichtig den Mund zuhält. Dann schneidet man den Strick durch und setzt den Erhängten mit untergeschlagenen Beinen auf eine Decke. Dabei hält man ihm immer den Mund fest zu. Es soll wirklich vorkommen, daß solche Leute wieder zum Leben kommen, oft erst nach einer Stunde. Anfangs sollen sie nur „nach außen" atmen, langsam soll dann auch „das Atmen nach innen" wieder einsetzen. Solange hält man auch den Mund zu. Dann aber legt man sie auf eine Decke. Während dieser Procedur steigen einige auf die Dächer der umliegenden Häuser, schlagen mit einem großen Löffel auf einen breiten Korb und rufen in einem fort: ^ 2}S ^ tschia le-pa, komm nach Hause. Sie rufen die Seele. l Diejenigen, welche sich ertränkt haben, legt man quer über einen Ochsen, den Kopf auf der einen, die Füße auf der anderen Seite, damit das Wasser herausfließen kann. Als ich mehrmals schon gelehrteren und vornehmeren Chinesen meine 1 Das Zurückrufen der Seele (^'JJ i$| chao-hun „die Seele herbeiwinken", oder P^ ^k kiao-hun „die Seele rufen" (doch s. oben S. 74), ist (trotz Jih-chih-luh K. 15) ein uralter chinesischer Brauch, der noch auf die Anschauungen einer prähistorischen Zeit zurückgeht. Er bestand ehemals wesentlich darin, daß man mit den Gewändern des Verstorbenen das Dach bestieg und, indem man sie winkend bewegte, seine Seele aufforderte, zurückzukommen. Man hoffte dabei, die Seele werde ihre Kleider wieder- erkennen und hineinschlüpfen. Diese Sitte hat sich hier gewissermaßen gespalten: die Verwendung der Kleider ist nur noch auf den oben beschriebenen Fall (S. 74), das Besteigen des Daches auf den vorliegenden beschränkt. Immerhin ist sie hier, wenn auch nur für gewiße Todesarten üblich, noch sehr altertümlich; sowohl in Peking (vgl. Grube, Peking. Totenbr. S. 15, 29) wie in Südchina hat sie sich stark verändert. S. 'darüber de Groot, Bei. Syst. bes. S. 245 ff. Soviel ich sehen kann, ist ihm übrigens eines der ältesten und zugleich auch in andern Beziehungen interessantesten Zeugnisse dafür entgangen, nämlich ein Gedicht des Sung Yüh (um 300 v. Chr.) mit dem Titel «$J 7$fc Chao-hun, worin diese die Seele seines Oheims K'üh Yüan (s. o.) zurückruft. Es darf hier um so eher erwähnt werden, als sich ja auch K'üh Yüan ertränkt hatte. Der Glaube, daß die Seele besonders innige Beziehungen zu den Kleidern habe, spricht sich in fast grotesker Weise in einem Brauche der Si-yüan-Man (Kuangsi, jetziger Bez. Sin-ning) aus, von welchem Ma Tuan-lin (Wen-hien-t'ung-k'ao K. 330, 9 b ; d'H erveydeSt.-Denys, Ethnogr. II, 263) nach einer älteren Quelle berichtet. Wenn nämlich ein Mann dieses Stammes von weither heimkehrte, so mußte er 30 Li von seiner Wohnung entfernt Halt machen und sich seiner Unterkleider entledigen, damit sie ein ihm entgegengesandter Zauberer in Empfang nehmen, in ein mitgebrachtes Körbchen stecken und ihn dann, vorangehend, nach Hause geleiten konnte. Man meinte dadurch die Heimkehr auch der Seele zu sichern. Cy. . -^r • --■ • i-.- .. . — 115 — Zweifel ausdrückte über die Belebungsversuche bei Erhängten und ihnen die Art und Weise angab, wie dieselben in Europa vorgenommen würden, erhielt ich zur Antwort: ^ tf* ^ tfi pu tschung, pu tschung, das geht nicht. „In Europa mag das gehen, hier aber im »Reiche der Mitte 4 geht das nicht." Nachtrag. In dem Gebiete von Tsi-mi-hsien, Kiautschou, finden einige Ab- weichungen obiger Gebräuche statt, die ich im folgenden kurz anführe. I. Bei Verlobungen und bei der Hochzeit. 1. Die Braut muß im Winter wie im Sommer wattierte Kleider (Winter- kleider) bei der Hochzeit anziehen. 2. Wenn die Braut beim Hause des Bräutigams die Sänfte verläßt, muß sie sich zuerst an einer Feuerschüssel (>J£ gr huo-p l eri) Hände und Füße wärmen. (Bedeutet Frieden, Eintracht. >X ' mo Feuer für |p huo Frieden.) 3. In ,die Kisten, in denen die Geschenke der Braut und die Aus- steuer getragen wird, werden außer Geld (s. o.) [jjg ^f-] li-tzy [Kastanien] (= zahlreiche Nachkommen [ijr ^J- oder gar |j£ ^J- li~tze? Cy.]) und Jj| tschau, die Früchte des Zizyphus gelegt. * 4. Wenn die Braut „Himmel und Erde" geopfert hat und ins Braut- gemach geht, wird auf die Türschwelle ein roter Teppich gebreitet, auf den man einen $fc ^f- ngan-tzy Sattel und zwei Diau Geld legt, zwischen denen die Braut hindurchschreiten muß. (|£ ngan für % ngan Friede, c£ oben S. 87 Anm.). 5. Als Opfer gebraucht man drei Schüsseln mit Brot und drei fiäucherkerzen. 6. Bräutigam und Braut trinken Schnaps (s. o.), jedoch so, daß sie zuerst die Gläschen halb leeren und dann die noch übrige Hälfte wieder miteinander vermengen und abermals trinken. Wenn die Braut nicht trinken kann, schüttet sie ihren Teil unter das Fenster an die Wand. 7. Wenn der Bräutigam das Brautbett besteigt, nimmt er einen Kuchen (Ä H£ mien-kau), legt ihn an den Fuß des Bettes und tritt darauf. (Be- deutet, daß ein Tag der Ehe besser sei wie der andere.) 8. Die Braut bringt vom Hause eine Schüssel mit Nudeln mit, die auf dem Brautbett gemeinschaftlich von Braut und Bräutigam gegessen werden (g j| £g tschang-sohou-mien, Nudeln des langen Lebens). 1 Wenn diese auch in dortiger Mundart ||| §J tsao-erh heißen, so läge darin, i wie in Peking das Wortspiel JfL §£ „rasch Söhne!" S. über die Bedeutung dieser ( ■ Früchte die Einleitung. Cy. 8* — 116 — IL Bei Begräbnissen. 1. Liegt jemand im Sterben, so wird ein altes Weib gerufen, das in der Hand ein Nudelholz hält, mit dem sie nach Süden zeigt. Sie spricht dabei: i-Vschuang tschin f ol-Vschuang jn, saen-Vschuang Vschiiang he naen-Hen-men. Darauf fangen die Anverwandten an, laut zu weinen. 2. Am zweiten Tage werden abends Figuren aus Papier, die Menschen, Pferde, Wagen usw. darstellen, zum j^ JjJi J§| tu-ti-miau, dem Tempel des T'u-ti getragen und dort verbrannt. Man nennt das jg |g J| sung-paen- fei, Reisegeld spenden. 3. Ein Pschuen-huen-jin, vollkommener Mensch, d. i. ein solcher, der verheiratet ist und Knaben und Mädchen hat, bäckt einen Kuchen aus Weizenmehl und steckt in dessen Mitte zwei Paar Eßstäbchen. In einem Korbe wird dieser Kuchen, außerdem ein Stück buntes Tuch, buntes Garn, Kastanien und Zizyphuspflaumen zum Grabe getragen und nach dem Begräbnis vom ältesten Sohne des Toten wieder nach Hause gebracht, wo alles unter die nächsten Verwandten verteilt wird. 4. Von einem „vollkommenen Menschen" wird ein Stück jgf J^, Bohnen- käse, zurecht gemacht. Wenn der Sarg aus dem Hause hinausgetragen wird, wird dieser Käse schnell hineingetragen. Nach dem Begräbnis wird dieser Käse zusammen mit den Nudeln oder dem Hirsebrei, der dem Toten bereitet worden, gekocht und verteilt. (Wortspiel wie oben S. 110 Anm.) 5. Wenn der neue Sarg ins Haus gebracht wird, legt man, bevor der Tote hineingelegt wird, einen Scheifel Weizen, einen Scheffel Hirse, ein rotes Kleid und zwei Äxte hinein und läßt diese Sachen eine kurze Weile darin liegen. 6. Dem Sohne und der Tochter wird nach dem Tode der Eltern je eine Locke abgeschnitten und an diese ein Stück Geld gebunden. Das Geld mit der Locke wird dem Vater auf die linke, der Mutter auf die rechte Seite gelegt. 7. Beim Ausheben des Grabes muß der hsiau-tzy dreimal zuerst die Erde aufhacken. Beim Begräbnis wirft er drei Hände voll Erde auf den Sarg ins Grab, außerdem Kastanien (li~tzy) und Zizyphuspflaumen (tsau), die er in einem Taschentuch von Hause mitgebracht hat Beim Nachhausegehen nimmt er in diesem Taschentuch drei Handvoll Erde mit, die er unter den Getreidekorb dort schüttet. 8. Beim Begräbnis wird auf dem ganzen Wege papiernes Geld vor dem Sarge hergestreut, um die „armen und hungrigen Geister" (nämlich der kinderlos Verstorbenen, die heimatlos und ohne Totenopfer sind), zu be- schwichtigen, damit sie dem Toten nicht schaden. *PB-O0193-SB 5-24 cc